Ford

Test: Ford Ka – Der Nachgeborene

Der Zweitgeborene zu sein, hat unter Geschwistern Vor- und Nachteile. Bei Autos ist das nicht anders. Zu beobachten ist das aktuell beim Ford Ka – dem jüngeren Bruder des Fiat 500. Beide Kleinstwagen rollen gemeinsam im polnischen Fiat-Werk Tychy vom Band und teilen sich einen Großteil der Technik. Doch während es den lifestyle-orientierten Fiat schon seit 2007 gibt, kam der deutlich konventionellere Ford erst 2009 auf den Markt. Schicksal eines Juniorpartners.

Blechkleid

Rein äußerlich ist dem Ford Ka seine enge Verwandtschaft mit dem Fiat 500 nicht anzusehen. Wo der Italiener auf Retro-Design setzt, geht der Ka mit der aktuellen Mode. Die knuffig kurzen Abmessungen und das rundliche Profil werden mit frech geschlitzten Scheinwerfern und einem gierigen Kühlergrillschlund kombiniert. So wirkt der Ka wie eine gestauchte Version des [foto id=“330830″ size=“small“ position=“left“][foto id=“330831″ size=“small“ position=“left“]Kleinwagens Fiesta. Den fast schon ikonographischen Stil des Vorgängers mit dem auffälligen Stoßfänger, der das Heck wie eine Windel umschloss, kann der Neue nicht mehr bieten. Das nun nüchternere Heck beherbergt jedoch einen überraschend gut nutzbaren Kofferraum. Trotz seiner letztlich nur 224 Liter Fassungsvermögen nimmt er selbst größere Wochenendeinkäufe problemlos auf. Auch die Fondpassagiere sitzen recht luftig. Üblich in dieser Klasse ist das enge Fondabteil, eher unnötig ist die designbedingt schlechte Sicht nach hinten.

Interieur

Auch im Innenraum versucht sich der Ka so deutlich wie möglich von seinem Bruder abzusetzen und eine eigene Persönlichkeit zu entwickeln. Das ist objektiv gesehen gelungen: Blickfang ist eine breite Mittelkonsole aus glänzendem Kunststoff mit silbernem Ka-Emblem und großzügig verteilten Bedienelementen. Ob das auffällige Designelement auch subjektiv gefällt, bleibt dahingestellt. Wichtiger ist der Alltagnutzen. Und da kann der Innenraum nicht voll überzeugen. Vor allem fehlt es an Ablagen für alltäglichen Kleinkram. Auch nervt das Radio mit winzigen Tasten und schwachem Empfang. Nicht zuletzt lassen die Sitze zu wünschen übrig. Im alltäglichen Kurzstreckenverkehr dürften sie aber trotz weicher Polster und fehlendem Seitenhalt ihren Zweck erfüllen.

Fahrwerks-Abstimmung

Einige der Kritikpunkte lassen sich wohl auch damit erklären, dass bei der Entwicklung Fiat federführend war und die Ford-Ingenieure sich mit ihren Vorstellungen nur zum Teil verwirklichen konnten. Doch bei ihrer traditionellen Parade-Disziplin, der Fahrwerks-Abstimmung, konnten sie dem Ka auch etwas Eigenes mit auf den Lebensweg geben. Dank eines zusätzlich eingebauten Stabilisators an der Vorderachse bietet der Ford größeren Fahrspaß als sein etwas unruhiger italienischer Bruder. [foto id=“330832″ size=“small“ position=“right“]Die Karosserie schaukelt sich weniger schnell auf, Wankbewegungen in Kurven halten sich in Grenzen. Aber auch der Komfort geht angesichts des knappen Radstands durchaus in Ordnung.

Unter der Haube

Einen höheren Dynamikanspruch darf man aber nicht stellen. Der 1,2-Liter-Benziner mit 51 kW/69 PS agiert eher zäh und verlangt häufiges Betätigen im manuellen Sechsganggetriebe. Und mit einem Testverbrauch von 6 Litern bis 7 Litern je 100 Kilometern ist der Ka noch nicht einmal besonders sparsam. Da rächt es sich auch, dass Ford ausgerechnet seinem Kleinsten zum Marktstart keine Spritspartechnik gönnte; anders als beim Fiat gibt es beispielsweise erst Ende 2010 eine Start-Stopp-Automatik. Und auf den neuen, besonders sparsamen Zweizylindermotor der Italiener muss der Nachgeborene ganz verzichten.

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Preis & Leistung

Da dem Ford Ka jedoch alle Lifestyle-Allüren fremd sind, hat er zumindest beim Preis einen deutlichen Vorteil gegenüber seinem älteren Bruder. In der Basisversion gibt es den Dreitürer mit dem Einstiegsbenziner schon ab 9.650 Euro, Fiat startet erst bei [foto id=“330834″ size=“small“ position=“left“]11.200 Euro. An Bord geht es beim Ka dann zwar eher spartanisch zu – Klimaanlage und CD-Radio etwa gibt es nur gegen Aufpreis – aber auch der vergleichbare Fiat kann in dieser Beziehung nicht gerade glänzen.

Fazit

Die Frage der Wahl zwischen den ungleichen Brüdern dürfte sich für den Autokäufer kaum stellen. Zu unterschiedlich sind die beiden Modelle trotz gleicher genetischer Voraussetzungen ausgefallen. Während der Fiat eine Art Kultauto ist, bei dem die üblichen Probleme seiner Klasse von der schicken Hülle überstrahlt werden, ist der Ka ein klassischer Kleinstwagen mit allen Vorteilen wie dem geringen Preis und dem allerdings nur relativ geringen Verbrauch. Allerdings sind auch die Nachteile bekannt: kaum Platz im Fond, geringe Langstreckenqualitäten und eingeschränkter Komfort.

Datenblatt Ford Ka 1.2 – Dreitüriger Kleinstwagen
 
Länge/Breite/Höhe 3,62/1,66/1,45 Meter
Gepäckraumvolumen

224 – 854 l

   
Motor: 51 kW/69 PS
max. Drehmoment 102 Nm bei 3.000/min
0-100 km/h in 13,2 s
Vmax 159 km/h
Normverbrauch 4,9 l/100 km
CO2-Ausstoß 115 g/km
   
Preis 9.650 Euro
Ford Ka 1.2 – Kurzcharakteristik
 
Alternative zu: Toyota Aygo, Renault Twingo, VW Fox und Fiat 500
Passt zu: Stadtbewohnern ohne Anhang
Sieht gut aus: bei der Parkplatzsuche in überfüllten Innenstädten

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