VW Abgas-Affäre

VW nach dem Skandal

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VW steht wieder

2015 war nicht das Jahr von Volkswagen. Selbstverschuldet brachte sich der Automobilkonzern aus Wolfsburg durch die aufgedeckte Manipulation von Abgaswerten in Schwierigkeiten. Zwischenzeitlich wankte der Konzern wie ein angeschlagener Schwergewichtsboxer und es schien, als würde sich der Konzern nach den harten Treffern nur mit äußerster Mühe zurück in die Ecke schleppen. Als Folge der Aufdeckung des Betrugs in Amerika hat der Konzern in Erwartung an Prozesskosten und Schadenersatzansprüchen vorsorglich 6,7 Milliarden Euro an Rückstellungen gebildet. Dass Finanzvorstand Frank Witter die Rückstellungen steuerlich geltend machen möchte und somit die Allgemeinheit unfreiwillig daran partizipieren lassen möchte, hinterlässt allerdings einen mehr als schalen Beigeschmack.

Einige VW-Fahrer haben aufgrund des Abgas-Skandals bestimmt gedacht: „Ich möchte mein Auto verkaufen!”. Doch ist hier etwas Distanz angebracht. Nur verhältnismäßig wenig Autos sind von der Manipulation betroffen und es entstehen dem Autobesitzer keine Kosten – weder durch Reparatur noch durch Steuernachzahlungen. Weiterhin fährt kein Volkswagen schlechter als vor dem Skandal, daran ändert auch nicht, dass VW weitere Schwierigkeiten droht: Die Anti-Korruptionsbehörde OLAF prüft nach einer Meldung der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, ob der VW Konzern Kredite für Forschung und Entwicklung nicht wie vereinbart einsetzte. Seit 1990 wurden den Wolfsburgern etwa 4,6 Milliarden Euro an günstigen Krediten zur Verfügung gestellt. Damit sollte die Planung und Umsetzung von – umweltfreundlichen Motoren finanziert werden. Scheinbar wurde das Geld aber nicht wie gefordert zweckgebunden eingesetzt. Eine erneute Ermittlung und eine eventuell folgende Strafzahlung wäre für den Konzern sicherlich ein weiterer harter Schlag, der Image und Kontostand angreifen würde. Wie die FAZ weiter berichtet, scheint auch ein weiteres deutsches Großunternehmen in den Skandal gezogen zu werden: Bosch. Der Stuttgarter Technologiekonzern soll die Software geliefert haben, die VW schließlich zur Abgasmanipulation nutzte.

Es wird schon gehen

Um im Bild zu bleiben: Der angeschlagene Boxer VW hat sich in seiner Ecke mittlerweile berappelt. Nach einigen aufbauenden Worten des neuen “Trainers” Matthias Müller soll es wieder nach vorne gehen. Der neue Konzernchef Müller ersetzte Martin Winterkorn und es folgten einige Wechsel in der Vorstandsetage. Neuerungen und ein Wechsel der Taktik sind nötig, denn in Folge des Abgas-Skandals sank der weltweite Absatz von Fahrzeugen um 1,7 Prozent. Der Marktanteil in Europa ging ebenfalls zurück, um 2,3 Punkte auf 24,3 Prozent.

Wie sieht die neue Taktik aus? Die Wolfsburger schicken das Flaggschiff nach vorne: Der weltweit erfolgreiche Golf VII erscheint im nächsten Jahr in einer aufgefrischten und moderneren Version. Optisch wird vieles beibehalten, aber die Bereiche Vernetzung, Fahrerassistenzsysteme sowie Infotainment werden verbessert. Beim VW Golf GTI wird es sogar zwei Neuheiten geben: Zum einen wird der VW Golf GTI Cabrio inklusive aufgefrischtem Design und unveränderter PS-Anzahl (220) erscheinen, zum anderen wird der VW Golf GTI Clubsport einige Retro-Aspekte im Design mit einem 265 PS starken Motor verbinden. Per „Boost-Funktion“ ist die Leistung des Clubsport sogar kurzzeitig steigerbar – auf sportliche 290 PS. In der Kleinwagenklasse wird im kommenden Jahr der neue Polo erscheinen, der sich optisch dem großen Bruder Golf annähert, aber mit 13.000 Euro preislich deutlich günstiger daherkommt. Im Jahr 2017 werden der VW Tiguan XL, der VW Golf-SUV sowie der VW Scirocco IV der Öffentlichkeit präsentiert. Ein Jahr später wird dann der VW Golf VIII den Käufern zugänglich gemacht. Auf der Internationalen Automobil Ausstellung (IAA) 2015 konnte bereits eine (Vor-)Version bestaunt werden. Nach den Eindrücken von der IAA ist der kommende Golf VIII breiter, flacher und weist eine neue Elektronik-Plattform auf.

Verhalten auftreten, zielgerichtet handeln

Aufgrund der unklaren finanziellen Forderungen versucht der Konzern, die Kosten zu senken – jährlich soll eine Milliarde Euro eingespart werden. So trennte sich das Unternehmen bereits von einem Firmenjet und einige Projekte wie der “Roomster” der Tochterfirma Skoda werden nicht umgesetzt. Der Konzern möchte zukünftig verstärkt auf Elektromotoren und Hybrid-Fahrzeuge setzen. So soll beispielsweise der Oberklasse Wagen Phaeton nur als Elektroauto erscheinen – und zwar 2019.

Im Jahr 2016 steht der „Boxer“ Volkswagen nach den selbstverschuldeten, harten Schlägen des Vorjahres erst einmal wieder sicher auf den Beinen. Der Konzern versucht mit neuen Modellen und Krisenmanagement wieder kontrolliert in die Offensive zu gehen. Die Zukunft wird zeigen, ob sich der Schwergewichtsboxer unter den Automobilkonzernen wieder komplett erholt.

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