Mobilität

Zukunft der Mobilität auf dem Prüfstand

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Copyright: Renate Freiling

Fragen zur rasanten Entwicklung der Mobilität und der erneuerbaren Energien erörterten jetzt über 500 Experten aus Politik, Industrie und Wissenschaft sowie der Prüfinstitutionen TÜV und DEKRA beim 6. Sachverständigentag des Verbands der TÜV e. V. (VdTÜV) in Berlin. Auf dem Programm standen die Herausforderungen der Verkehrssicherheit unter den Aspekten Mensch, Fahrzeug und Umwelt. Denn Fahrerlaubnis-Prüfungen und Fahrzeug-Hauptuntersuchungen unterliegen seit der Einführung elektronisch geregelter Sicherheitsfunktionen zunehmend veränderten Bedingungen.

Vor allem rechtliche Fragen offen

Der rasanten Fortschritte von mobiler Vernetzung und automatisiertem Fahren stellen insbesondere Überwachungsinstitutionen vor Probleme. So haben Fachleute Lösungsansätze für die sichere Weiterentwicklung autonomer Fahrkonzepte und innovativer Antriebstechnologien präsentiert und auf den Prüfstand gestellt. Die SPD-Abgeordnete Kirsten Lühmann, MdB, wies darauf hin, dass bei teilautomatisiertem Fahren sich der Mensch darauf einstelle, dass das Auto reagiert und er daher oftmals weniger aufmerksam ist. Eine weitere Herausforderung sind die neu entwickelten Assistenzsysteme wie Abstandradar oder der Bremsassistent. Diese könnten aufgrund der durch den Fahrer gefahrenen Geschwindigkeit beim Betätigen des Bremspedals eine Notlage errechnen und sogar selbsttätig eine heftige Vollbremsung auslösen. Würde hier das System versagen, und es käme zu einem Auffahrunfall, stellte sich für den Fahrzeughalter oder auch die Hersteller die Frage der Haftung. Hier müsse die Politik zeitnah Lösungen anbieten, die die Akzeptanz des teilautomatisierten bzw. automatisierten Fahrens sichern. Die Expertin für die Energiewende im Verkehr mahnte weiter an, dass die Politik bei der Einführung von Innovationen nur langsam reagiere und nannte am Beispiel eines in Europa noch nicht genehmigten digitalen Spiegels zu Erkennung von Fahrradfahrern für Lkw einen Zeitraum von etwa 2,5 Jahren, die die Umsetzung brauchen würde. Als ein Ziel seiner Partei Die Linke erklärte Herbert Behrens, MdB: “ Die Warenströme müssten so beeinflusst werden, um Verkehrswege günstiger zu gestalten und weniger Verkehr auf die Straßen zu bringen.“ Und auch beim Thema Datenschutz lassen sich die „Hersteller derzeit beim Thema Vernetzung und Automatisierung gegenseitig nicht gern in die Karten schauen“, gab Dr. Walter Eichendorf, Präsident des Deutschen Verkehrssicherheitsrats e.V. (DVR), zu bedenken. Er wies darauf hin, dass die Fahrzeugsystemdaten GmbH in Dresden beispielsweise durch eigene Recherche herausgefunden habe, was sich hinter den Systemen verbirgt. Kirsten Lühmann fügte hinzu, Prüfer hätten zukünftig neben der Überprüfung der technischen Funktionssicherheit auch die Aufgabe, nach Hinweisen für Missbrauch und Manipulation bei der Datensicherheit zu suchen. Sie wünsche sich, dass die Prüfinstitutionen aufgrund ihrer Kompetenzen die Politik schon im Vorfeld der Gesetzgebung über bestimmte Hintergründe aufklären sollen. Insbesondere könnten mit Hilfe der Fachleute entsprechende Prüfszenarien erstellt werden, die eine Anfälligkeit für Manipulationen rechtzeitig erkennen lasse, um so die Sicherheit zu optimieren.

Datensicherheit

Aber schon jetzt ständen die Überwachungsinstitutionen – wie etwa bei der Kontrolle der Datensicherheit – veränderten Bedingungen und Ansprüchen gegenüber. Denn auch im derzeitigen Betrieb der technischen Untersuchungen lassen sich Fehler in den Ergebnissen feststellen. Dies zeigten die Verantwortlichen des VdTÜV am Beispiel der Abgasuntersuchung auf. So entfällt bei Fahrzeugen ab Baujahr 2006 eine Prüfung am Endrohr, und das ist offenbar problematisch. Das Ergebnis: Fast eine Million Fahrzeuge in Deutschland überschreiten die zulässigen Grenzwerte. Der Grund: Bei der Prüfung alleine per Onboard-Diagnose ergibt sich eine Mängelquote von nur 1,9 Prozent. Wird diese mit der Endrohrmessung kombiniert, steigt die Mängelquote auf 7,1 Prozent. Das zeigt, dass sich beide Verfahren optimal ergänzen“, sagt Prof. Dr.-Ing. Jürgen Brauckmann, Vorsitzender der VdTÜV-Kommission Verkehrswesen. „Eine effizientere Abgasuntersuchung wäre sicher eine bessere Maßnahme für den Klima- und Umweltschutz, als pauschale Fahrverbote.“ Bis wann eine Vorschrift nach der kombinierten Messmethode umgesetzt werden könnte, ist unklar, da die Gesetzesmühlen bekanntlich langsam mahlen.

Verbraucherschutz

Zum Thema Verbraucherschutz hielt Mechthild Heil, MdB, wies auf die Komplexität hin, die die Neuerungen wie die Geschäftsmodelle Uber oder Car Sharing mit sich bringen. Änderungen bei Haftungsbedingungen oder die Verantwortlichkeiten des Fahrers, die sich immer mehr auf das Fahrzeug – und damit den Hersteller – verlagern, müssten dabei berücksichtigt werden. Im Rahmen der Veranstaltung wurden auch die neuesten Zahlen des TÜV-Report 2015 erörtert. TÜV- und DEKRA-Sachverständige betonten, dass die Mängelquoten deutliche Hinweise darauf geben, dass die Verständigung der Experten auf allen Ebenen der richtige Weg ist, sich auf die sich stetig verändernden Umstände durch permanente Weiterentwicklung von Prüfkonzepten und -technologien einzustellen.

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