125 Jahre Reifen – Der Trick mit der Luft

Ob groß ob klein, ob komfortabel oder sportlich ausgelegt: Jede Fahrzeug benötigt Reifen. Die einzige Verbindung zwischen Auto und Fahrbahn sorgt für Sicherheit, Komfort sowie Fahrspaß und wird jetzt 125 Jahre alt. Zeit für einen Rückblick.

Nur mit Mühe und Not kommt der junge Johnny Dunlop 1888 mit seinem Dreirad voran und beschwert sich darüber bei seinem Vater John Boyd Dunlop. Der Tierarzt aus Belfast überlegt kurz und bastelt aus einer dünnen Gummiplatte einen Schlauch, zieht ihn auf eine Holzscheibe und bedeckt ihn anschließend mit einem Leinenstreifen. Als Ventil nimmt er einen Schnuller und pumpt den ersten Luftreifen mit einer Fußballpumpe auf. Der Sohn ist begeistert und fährt angeblich bis spät in die Nacht mit seinem überholten Flitzer. Insgesamt soll er 60 Meilen mit den luftgedämpften Rädern zurückgelegt haben. Da es keine Probleme gibt ist auch der Vater von seiner Erfindung überzeugt und meldet am 23. Juli 1888 den Luftreifen zum Patent an.

Bei sportlichen Wettbewerben mit Fahrrädern entwickelt Dunlop seine Erfindung immer weiter. Als Abdeckung des Luftpolsters kommt nun Segeltuch zum Einsatz, das zwischen den Speichen befestigt wird und den Reifen wie eine Mumie aussehen lässt – fortan der neue Name im Volksmund. Ein Jahr nach Patentanmeldung gründet Dunlop gemeinsam mit dem [foto id=“454943″ size=“small“ position=“left“]Vizepräsidenten des Radrennfahrer-Verbands in Dublin eine Firma zur Produktion von Fahrradreifen, 1893 wird das erste Reifenwerk auf dem europäischen Festland im hessischen Hanau gegründet, ab 1902 werden dort auch Pkw-Reifen produziert. Schon zwei Jahre zuvor werden in Birmingham die ersten Autoreifen hergestellt. Mit dem wachsenden Automarkt wächst auch die Nachfrage nach Luftreifen. Dunlop baut 1910 in Malaysia eine Gummifabrik, 1913 folgt eine Reifenfabrik in Japan. Neben Reifen für Autos und Fährräder werden bald auch Räder, Bremsen, Bodenbeläge sowie Tennis- und Golfbälle produziert.

Mit schwereren und schnelleren Fahrzeugen wachsen auch die Anforderungen an die Reifen. Statt einer Leinenummantelung gibt es schon 1893 strapazierfesteres Cordgewebe, 1895 kommt ein Reifen mit stabileren Gürteleinlagen auf den Markt. Beim Autorennen Paris-Bordeaux werden im selben Jahr erstmals Luftreifen eingesetzt. Für eine bessere Traktion entwickeln die Ingenieure ab 1896 das erste Profil – simple Querrillen in der Lauffläche. Die ersten Autos mit Luftreifen gibt es ab 1898 zu kaufen den ersten Stahl-Wulstreifen für Pkw stellt Dunlop 1921 her. Sein Gründer erlebt diesen weiteren technischen Fortschritt nicht mehr, er stirbt ein Jahr zuvor mit knapp 81 Jahren.

Die Reifen werden nun im Laufe der Zeit immer stabiler, sicherer und leiser. 1960 entdecken die Ingenieure den Aquaplaning-Effekt, das Aufschwimmen des Reifens auf Wasser, und entwickeln feinere Profile, um diese Gefahr zu minimieren. Mittlerweile gibt es Reifen nicht nur in allen Größen, sondern auch für verschiedene Jahreszeiten mit unterschiedlicher Gummimischung und bald auch in unterschiedlichen Farben. Was doch alles dabei herauskommen kann, wenn ein Junge mit seinem Dreirad unzufrieden ist.

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