Abends putzen ist gut fürs Gemüt

Liebes Tagebuch,

als mein Standleiter gestern zu mir
gesagt hat, ich solle ab morgen immer mit in der zweiten Schicht
putzen, wollte ich explodieren. In der zweiten Schicht putzen heißt
abends zu kommen, bevor die Messe für Besucher schließt,
dann ein paar Stunden (nicht festgeschrieben) die Autos und den Stand
so putzen, dass am nächsten Morgen immer noch alles blitzt und
den Messebauern wie am Anfang den Dreck hinterher räumen, wenn
sie mal wieder etwas ändern müssen – leider kommt das
viel zu oft vor. Außerdem heißt es statt acht Stunden am
Tag nur noch vielleicht fünf zu arbeiten und deshalb weniger
Geld. Auf die Frage hin, wieso ich in der zweiten Schicht eingesetzt
werde, antwortete der (zum Glück ehemalige) Standleiter nur kurz
und knapp: „Die brauchen noch Leute“. Auf die Frage, warum gerade
ich das übernehmen solle, entgegnete er mir nur mit einem
Grinsen und ließ mich eiskalt stehen. Super Typ – der Penner!

Aber wider Erwarten, ist das abends
putzen ganz entspannt! Das wichtigste: Wir werden von einem neuen
Standleiter betreut. Der ist eigentlich ganz witzig – bei Ihm darf
man Musik hören, nachdem die Besucher weg sind, weil es ja „eh
niemanden interessiert“ – meine Rede. Wir gehen auch ab und an
mal eine rauchen und machen dann sauber, wenn es wirklich etwas
bringt. Außerdem muss man nicht dämlich lächeln oder
bemerken, wie man von einem Ed Hardy tragenden … vorsichtig gesagt:
Idioten mit aufgestelltem Kragen wegen seiner Dienstklamotten
bemitleidet wird. Ungefähr eine Minute vorher haben zumindest
die meisten von Ihnen noch die Hostessen angebaggert, indem sie ihnen
einfach ungebeten an den Hintern fassen oder noch dezenter ihre
Kamera unter den Rock halten und ein Foto schießen. Geht klar
du Spinner, du hast es drauf… und solchen Vollpfosten tue ich leid.
Spätestens dann weiß man, wie sich der Bodensatz der
Gesellschaft fühlt! Ich habe mich allerdings schon gefragt, ob
die Hostessen nicht noch schlimmer dran sind als die Putztruppe:
Ständig Fotos mit komischen Freaks machen, dabei immer so tun,
als ob es Spaß macht und sich auch des öfteren aufs
billigste anmachen lassen müssen. Zum Glück können
sich die meisten Messegirls aber ganz gut wehren… Wie auch immer,
abends gibt es solchen Reis glücklicherweise nicht.

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Die Messebauer sind zu späterer
Stunde erstaunlicherweise auch ganz gediegen drauf – vielleicht,
weil sie auch erst abends arbeiten müssen und sich jedes mal
danach nicht nur zwei oder drei frische Bier in den Hals stellen,
sondern den Sack täglich komplett zu machen. Aber warum nicht,
viel zu tun haben sie ja nicht mehr: Hier und da mal eine kleine
Änderung machen und die anderen erheitern. Vor allem latschen
sie nicht mehr (!!) durch frisch geputzte Stellen und am Ende meiner
Schicht hatten sie sogar noch ein Bier übrig – herrliche Welt!
Die Putzkolone ist auch eine vollkommen andere. Zwar sind ein, zwei
bekannte Gesichter von den Tagschichten dabei, aber nicht an und von
meinem Stand. Alle anderen sind Studenten aus Leipzig, die jeden
Abend vorbeikommen, sich teilweise kennen und danach gut und gerne
nochmal ein Bier trinken (oder zwei, drei …). Das Putzen ist zwar
nicht interessanter geworden, aber in einer loften Atmosphäre
erträgt man das doch gleich ganz anders. Zwar ärgert mich
immer noch das Geld, das mir durch die „Lappen“ geht, aber ich
tröste mich mit dem Gedanken, dass ich nicht mehr auf einen
Unfall hoffe, um nicht putzen zu müssen und dass sich mein
Blutdruck wieder stabilisiert hat. Denn wie heißt es so schön:
Hauptsache gesund!

 

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