PS-Zahlen

Autokäufer im PS-Rausch

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Copyright: Porsche

Billiger Sprit als „Opium“ für Autokäufer: Die sinkenden Kraftstoff-Preise vernebeln den Kunden offenbar den Blick. Trotz steigendem Umweltbewusstsein schaffen sie sich immer PS-stärkere Neuwagen an. Durch moderne Technik sind die Pkw ja ohnehin sparsamer als der alte Wagen, so der Irrglaube. Denn im Alltagsbetrieb verbrauchen leistungsstarke Neuwagen laut dem Center Automotive Research (CAR) an der Uni Duisburg-Essen deutlich mehr Treibstoff als die Norm-Verbräuche der Herstellerangaben zeigen.

Das führt nach den Berechnungen der Wissenschaftler zu immer neuen PS-Rekorden. Auch 2015 ist die durchschnittliche Leistung um vier Pferdestärken auf nun 144 PS gestiegen. Durch die 3,2 Millionen Neufahrzeuge 2015 sind in der Summe 461 Millionen PS auf die Straße gekommen. Bei dem Leistungs-Schnitt von 2012 (137 PS) wären es 22 Millionen PS weniger gewesen.

Sehr viel deutlicher wird der „PS-Wahn“ beim Blick auf die Entwicklung bei Pkw in den vergangenen 20 Jahren. In diesem Zeitraum ist die Motorleistung um mehr als 50 Prozent von 95 PS im Schnitt auf den aktuellen Wert von 144 PS gestiegen. Die Neuwagen der Deutschen haben mittlerweile 11 Prozent mehr Leistung unter der Motorhaube als der Porsche 911 von 1973 mit 130 PS.

Eine weitere Beobachtung von CAR: Die Wirkung des Kraftstoff-Preises setzt zeitverzögert ein. So mussten die Autofahrer 2012 im Schnitt pro Liter Diesel 1,49 Euro zahlen. Dieses hohe Niveau wirkte nach, und die Autofahrer hatten teuren Treibstoff antizipiert und daher auch im Jahr 2013 nicht mehr PS bei den Neuwagen gewählt. Diese Vorsicht ist im Jahre 2014 gewichen. Der Dieselpreis sackte 2015 mit 1,17 Euro pro Liter deutlich in den Keller, und die PS-Zahl der Neuwagen stieg relativ stark. Alle Zeichen deuten für 2016 darauf hin, dass der Treibstoffpreis weiter sinkt. Daher rechnet CAR 2016 mit einem weiteren Rekordwert.

Am meisten Leistung haben laut den Beobachtungen Firmenwagen mit 160 PS. Die Autos von Privatkäufern sind mit 135 PS im Schnitt deutlich geringer motorisiert. Doch der Anstieg seit 2013 war mit fünf Prozent bei Privatkäufern fast doppelt so hoch wie bei gewerblich genutzten Fahrzeugen mit drei Prozent. Das bedeutet: Privatkäufer reagieren deutlicher mit leistungsstärkeren Neuwagen auf die Treibstoff-Preissenkungen als die Firmenkunden. Das beim „Patienten“ Autokäufer in der Untersuchung diagnostizierte „Problem“: Die Abweichungen zwischen den Angaben der Autobauer und dem tatsächlichen Verbrauch im realen Fahrbetrieb werden laut dem Institut immer größer. Und das weiß prinzipiell auch jeder Neuwagen-Käufer. Doch viele verleugnen das auch sich selbst gegenüber. Das führt dazu, dass auch Umweltfreunde immer mehr Schadstoffe produzieren.

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Paul

Januar 27, 2016 um 4:52 pm Uhr

Autos haben schon immer mehr verbraucht, als die werksangabe. Das versteht der mündige Autofahrer.
Für den Verbrauch eines Käfers 1303 kann man heute einen 7er BMW fahren. Mit viel Mühe schafft der dann auch mehr als 13 Liter. Alle Autos sollten in einem noch zivilisierten Land auch ausreichend motorisiert sein.
Leistungsreserven für kritische Situationen, bergauffahrten usw. Wer heute als Autofahrer keine 150PS beherrscht, sollte ohnehin auf öffentliche Verkehrsmittel umsteigen. Freiheit bedeutet auch ungehindert und sicher fahren zu dürfen, auf den Paar noch nicht mit Geschwindigkeitsbeschränkungen versehenen kilometerchen, die wir noch haben.
Ein einem Muss ich jedoch zustimmen, der Verbrauch der kleinen bezinmotörchen mit Turbo ist weitaus höher als bei Hubraumstärkeren Motoren. Insoweit ist dieses downsizing nur auf dem Papier sparsamer, das ist der falsche Weg!!!! Wohlgemerkt bei halbwegs forcierter Fahrweise. Daher ist der beste Motor der 335i oder 340i
Reihensechszylinder mit Leistungsreserven durch twinturbo. Freude am fahren, halt….

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