BMW R 1200 GS Adventure

BMW R 1200 GS Adventure – König der Lüfte

Die Adventure-Variante der so überaus erfolgreichen BMW R 1200 GS stellt ihre Talente unübersehbar zur Schau: Startklar zur Reise durch Afrika – so wirkt diese mächtige Reiseenduro. Bilder

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2002 staunte die boxer-interessierte Motorradwelt nicht schlecht: BMW stellte seiner höchst erfolgreichen R 1150 GS eine mit Sturzbügeln, Handprotektoren und optionalem 33 Liter-Tank aufgemotzte Variante zur Seite. Diese stilisierte die R 1150 GS Adventure zum Quasi-Expeditionsmotorrad. Die Adventure-Version verkaufte sich ausgezeichnet, 94.340 Stück wurden innerhalb von elf Jahren ausgeliefert. Logisch, dass BMW dran bleibt und auch der Ende 2012 komplett neu vorgestellten R 1200 GS wieder eine mächtige Adventure-Version zur Seite stellt. Seit diesem  Frühjahr ist die mit dem internen Werkscode versehene K51 auf dem Markt. Wir haben sie mehr als 2.000 Kilometer getestet.
BMW R 1200 GS Adventure - König der Lüfte

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Beeindruckende Sitzhöhe

Schon das namensgleiche Vorgängermodell der aktuellen R 1200 GS Adventure (GS-A) mit dem internen Code K25 faszinierte insbesondere die größer gewachsenen Motorradfahrer: Souveräner als auf ihr ließ sich kaum fahren. Das lag nicht zuletzt an der beeindruckenden Sitzhöhe von 0,91 m, die ihren Fahrer zum „König der Lüfte“ machte. Unter 1,75 Metern Körperlänge war es unmöglich, mit den Füßen Bodenkontakt zu bekommen. Ein Motorrad für richtige Kerle halt.

In diesem Punkt ist BMW bei der K51 „weich“ geworden: Erstmals ist die Sitzbank zweigeteilt, so dass die Fahrer-Einheit höhenverstellbar konstruiert werden kann. Damit lässt sich die Sitzhöhe zweistufig (0,91 m, wie bisher, und 0,89 m) auslegen. Die nochmals raffiniertere Sitzkontur reduziert die Schrittbogenlänge so weit, dass sich jetzt sogar schon 1,70 Meter-Männer an den GS-A-Lenker trauen können, sofern sie reichlich Selbstvertrauen in ihre „Ballerina-Qualitäten“ aufweisen.

Neu konstruierter Boxermotor

Wie in allen neuen R-Modellen bisher (GS, RT) ist das Wichtigste an der K51 der neu konstruierte Boxermotor mit kombinierter Luft-/Wasserkühlung. Für verbesserte Geländeeignung wurde der 1.170 ccm große Zweizylinder-Boxer mit deutlich größeren Schwungmassen als in der GS ausgestattet, in der er vor gut einem Jahr Premiere hatte. Das 92 kW/125 PS leistende Triebwerk läuft damit merkbar komfortabler, ohne an Spritzigkeit und Drehfreude einzubüßen. Dennoch sucht man in der Praxis den Drehzahlbereich oberhalb von etwa 5.500 Umdrehungen nur selten auf; unterhalb davon ist nämlich dermaßen viel Kraft verfügbar, dass die Schaltdrehzahl zumeist zwischen 3.000 und 5.000 Touren liegt. Grund ist die bärige Drehmomentkurve. Die GS-A-Motorversion ist ganz einfach der bessere GS-Motor. Mittlerweile hat BMW ihn auch in die Basis-GS übernommen.

Sparsam unterwegs

In der Praxis ist man meist drehzahlarm unterwegs – und damit sparsam. Wird das typische Landstraßentempo nicht allzu oft überschritten, ist selbst bei sehr aktiver Fahrt und trotz der weit in den Fahrtwind ragenden Alukoffer sowie der riesigen Frontfläche ein Verbrauch von nur wenig über 5 Litern Super realisierbar. Der 30 Liter-Tank, neuerdings aus leichtem Aluminium gefertigt, ermöglicht ohne weiteres Etappen von 500 Kilometern. Wer die GS-A freilich als ICE missbraucht – sie läuft, völlig stabil, maximal 213 km/h – und auf der Autobahn bolzt, muss zwangsläufig früher tanken.

Ein echtes Gedicht ist das Fahrwerk

So souverän bügelt kaum ein anderes Motorrad selbst miserable Straßen glatt, und zwar egal ob bei Geradeausfahrt oder in heftiger Schräglage. Daran sind natürlich auch die mächtigen Federwege von 21 cm vorne und 22 cm hinten nicht unschuldig. Nichts wackelt, nichts schaukelt – Telelever (vorne) und die Paralever-Schwinge in Verbindung mit dem optionalen semiaktiven Fahrwerk (Dynamic-ESA) eliminieren praktisch alle Unebenheiten der Straße. Dass die Dreischeibenbremsanlage ausgezeichnet verzögert, weiß man schon von der K25, doch auch hier erreicht die K51 ein noch höheres Niveau. Das gilt auch für die Regelungsgüte des Teilintegral-ABS, bei dem der Handhebel auf beide Bremsen wirkt. Bei Bedarf ist es abschaltbar.

Das Dynamic-ESA wird im Falle der Adventure serienmäßig durch das „Enduro“-Fahrprogramm ergänzt, das auf die Verwendung straßenorientierter Bereifung ausgelegt ist. Das ABS regelt nun besonders feinfühlig, die Schlupfkontrolle ASC lässt aber ein durchdrehendes Hinterrad zu. Fahrwerk und Gasannahme agieren weich. Hat sich der GS-A-Käufer für 300 Euro zum Erwerb der Sonderausstattung „Fahrmodi Pro“ entschlossen, erhält er dafür außer dem Straßen-Programm „Dynamik“, das bei straffem Fahrwerk und scharfer Gasannahme leichte Drifts möglich macht, auch das Programm „Enduro Pro“. Es ist auf die Verwendung von Stollenreifen hin konfiguriert und sichert in der Praxis tatsächlich eine deutlich verbesserte Geländeeignung.

 Ergonomie nochmals optimiert

Der Sitz ist komfortabler, die gesamte Ergonomie nochmals optimiert. Das gilt auch für die Schalter am Lenker; wichtige Funktionen (Griffheizung, Motormapping, ESA) sind per Extra-Schalter direkt bedienbar, für weniger Wichtiges muss man sich durch den Bordcomputer bzw. das Setup-Menü klicken. Auch der von Garmin stammende Navigator 5 ist, sofern man die Vorbereitung dafür kostenpflichtig geordert hat, perfekt in die Bedienung integriert. Ein insgesamt zwar teurer Spaß, aber definitiv eine Freude auf Reisen. Zur erstaunlich leichten Handhabbarkeit der GS-A gehört auch, dass selbst ein von Rückenproblemen heimgesuchter Mittsechziger es schafft, die 270 Kilo (bekoffert) auf den perfekt arbeitenden Hauptständer zu befördern, ohne sich das Kreuz vollends auszurenken.

Preis

Kommen wir zum Geld. 15.990 Euro weist die BMW-Preisliste als Untergrenze aus. Zumeist steigen die Kunden aber weit höher ein, denn eine Mehrzahl an GS-A war schon in der Vergangenheit quasi „vollausgestattet“. Wer heute alle Schmankerl vom LED-Tagfahrlicht und den LED-Vollscheinwerfern bis hin zum Dynamic-ESA, der Navi-Vorbereitung und den Kofferhaltern ordert, liegt bei 19.310 Euro. Die feinen Alukoffer und der Navigator 5 sind Zubehör und nur über den Händler beziehbar und in diesem Preis noch nicht enthalten. Kostenlos ist ein Beruhigungsmittel: Der Werterhalt einer Boxer-GS ist einer der höchsten unter sämtlichen Motorrädern.

Technische Daten BMW R 1200 GS Adventure (K51)

Motor: Wasser-/Luftgekühlter Zweizylinder-Viertakt-Boxermotor, DOHC
Hubraum: 1.170 ccm
Leistung: 92 kW/125 PS bei 7.750 U/min.
max. Drehmoment: 125 Nm bei 6.500 U/min
Einspritzung, 6-Gang-Getriebe, Kardan
Fahrwerk: Zweiteiliger Stahlrohrrahmen, mittragende Motor-Getriebe-Einheit; BMW Telelever mit 37mm Standrohrdurchmesser und Zentralfederbein vorne, 210 mm Federweg; Aluminiumguss-Einarmschwinge mit Momentabstützung (Paralever), WAD-Zentralfederbein (Vorspannung und Zugstufendämpfung mittels Handrädern einstellbar) hinten, 220 mm Federweg; Aluminium-Kreuzspeichenräder
Reifen: 20/70-19 (vorne) bzw. 170/60-17 (hinten)
Bremsen: 1. 305 mm Doppelscheibenbremse vorne,  276 mm Einscheibenbremse hinten; abschaltbares Teilintegral-ABS
Radstand: 1.450 mm
Breite über Spiegel: 980 mm
Sitzhöhe: 890/910 mm
Gewicht ohne Koffer fahrfertig: 260 kg,
Zuladung: 220 kg
Tankinhalt: 30 l
Preis: ab 15.990 Euro plus Nebenkosten.

 

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