Cadillac

Cadillacs Neuanfang

Ein gestrauchelter Riese übt sich in Bescheidenheit: Getragen von einem guten Dutzend Händlern und in der Erwartung von kaum dreistelligen Verkaufszahlen startet die GM-Marke Cadillac ihren Neuanfang in Deutschland mit großvolumigen Motoren für einen kleinen Kundenkreis.

Das scheint gewagt, werden doch noch nicht einmal für die mit der deutschen Premium-Mittelklasse konkurrierenden Modelle CTS (Limousine), CTW (Kombi) und CTC (Coupé) Dieselmotoren angeboten. „Ein Diesel ist auch in nächster Zukunft nicht geplant“, dämpft Geschäftsführer Wolfgang Schubert die Erwartungen, dass Cadillac dem bisherigen Diesel-Modell BLS einen neuen Selbstzünder folgen lassen werde.

Die Vielfalt findet an anderer Stelle statt. Alle drei Modelle gibt es mit manuellem oder automatischem Getriebe sowie mit Heck- oder Allradantrieb. Die V6-Motoren schöpfen wahlweise aus drei oder aus 3,6 Liter Hubraum und verfügen über eine moderne Direkteinspritzung. Natürlich darf auch ein V8-Aggregat nicht fehlen. Es hat mehr als doppelt so viel Hubraum wie das [foto id=“327046″ size=“small“ position=“left“]Einsteigermodell und wird obendrein noch von einem Kompressor aufgeladen. Die Leistung von 415 kW/564 PS braucht keinen Vergleich mit Spitzenmodellen wie der Mercedes-Benz E-Klasse oder der 5er-Reihe von BMW zu scheuen.

Testkilometer mit dem CTC-V

Sie hat Wolfgang Schubert in erster Linie als Wettbewerber identifiziert. „Vom Fahren her“, sagt der Geschäftsführer, „sind wir wohl dem BMW am nächsten“, was einige Testkilometer mit dem CTC-V 6.2 V8 Supercharged durchaus bestätigen können. Der große Motor reagiert beim Anfahren spontan auf Gasbefehle, schiebt mit 735 Nm gewaltig nach vorn, baut die dazu passende grimmig-sportliche Klangkulisse auf und ist in der Fahrwerkabstimmung hart genug, um auch deftige Lenkbewegungen gelassen zu verkraften. Statt der üblichen Lenkradpaddel für die manuelle Bedienung sportlicher Automatikgetriebe gibt es hier an der Rückseite der Lenkradspeichen Drucktasten, die aber ebenso komfortabel zu handhaben sind. Wer die maximal mögliche Geschwindigkeit von 308 km/h erreichen will, muss sich für die kürzer übersetzte Handschaltung entscheiden, die Automatik beendet bei 282 km/h den Vortrieb. Seine dynamischen Qualitäten geben dem CTC-V im Kampf um zahlungskräftige Kunden eine solide Außenseiterchance. Der V8-Cadillac ist ab 76 990 Euro (Limousine) zu haben, das Coupé kostet 80 490 Euro. Auch für das Kombimodell ist eine V-Variante vorgesehen, die allerdings zunächst in den USA eingeführt wird.

Souveränität

So kompakt und griffig, so souverän in Längs- und Querbeschleunigung wünschte man sich die schwächer motorisierten Varianten auch. Sie können nicht wie der V8 mit dem Magnetic-Ride-Fahrwerk punkten, einer amerikanischen Entwicklung, die seit einigen Jahren auch Audi für seine sportlichen Modelle nutzt. Fehlende Souveränität macht sich nicht nur in schnellen Kurven bemerkbar, wo die indirekte Lenkung zu häufigem Nachkorrigieren zwingt, sondern auch im Motorengeräusch, wo der Klang bereits ab etwa 2 500 Touren mühevoll wirkt. Folglich ist die Distanz zu [foto id=“327047″ size=“small“ position=“right“]der von Wolfgang Schubert als Referenz genannten deutschen Marke allgegenwärtig und nicht wegzudiskutieren. Die 203 kW/276 PS und 229 kW/311 PS leistenden V6-Motoren sind nicht nur leistungsmäßig, sondern auch im Fahrerlebnis dicht beieinander.

Hang zur amerikanischen Lebensart

Die ambitionierten und teilweise überzogenen Ziele der zuletzt als Europa-Importeur fungierenden holländischen Kroymans-Gruppe hat die neue, in Zürich ansässige Vertriebsorganisation nicht. Nachdem sich Kroymans in die Insolvenz verabschiedet hat und die aufgeblähten Lager leer verkauft sind, sieht sich Cadillac in Europa als Nischenanbieter für Kunden mit ausgeprägtem Hang zur amerikanischen Lebensart. Von ihr findet der Kunde allerhand in den verschiedenen Modellen wieder. Wie schon beim Zweisitzer XLR werden die Türen von innen mittels eines elektromagnetischen Druckknopfes entriegelt. Die Klimaanlage entwickelt kräftige Böen, so wie Insassen in Kalifornien oder Texas es als angenehm empfinden. Das Mobiliar vermittelt einen hochwertigen Eindruck, die perforierten Bezüge erlauben zusätzlich zur Beheizung auch eine Belüftung. Nur sitzt man mehr auf den Lederpolstern als in ihnen. Demzufolge ist auch der Seitenhalt der vorderen Sessel nicht berauschend. Als Amerikaner reist man bevorzugt mit kleinem Gepäck – 385 Liter Kofferraum sind nach europäischen Maßstäben für eine [foto id=“327048″ size=“small“ position=“left“]Mittelklasse-Limousine der 50 000-Euro-Klasse zu wenig.

Raumgefühl

Beim Rangieren fällt auf, dass die Sicht nach hinten im Coupé besser ist als im Kombi, jedoch büßt der Zweitürer diese Praxis-Pluspunkte schnell wieder ein. Vor der Nutzung der Rücksitzbank, die für Personen über 1,80 Meter ohnehin nicht zu empfehlen ist, sind noch zwei ärgerliche Fußangeln zu überwinden. Der untere Befestigungspunkt des vorderen Sicherheitsgurtes ist direkt am Sitz angebracht, so dass sich beim Vorrücken desselben der Gurt wie ein Absperrband vor die Zustiegsöffnung spannt.

Lesen Sie weiter auf Seite 2: Das Crossover-Modell SRX; Erweiterung des Angebots; Techn. Daten & Preise

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Das Crossover-Modell SRX

Zusätzlich zu den drei CT-Versionen und dem alternden Schlachtross Escalade bietet Cadillac ab sofort auch das Crossover-Modell SRX an. Als Alternative zu M-Klasse oder Q5 weiß dieser [foto id=“327050″ size=“small“ position=“left“]Fünftürer vor allem durch ein spannendes Design zu beeindrucken. Für Clay Dean, Designchef von Cadillac, ist die expressive Formgebung auch Mittel zum Zweck: Der SRX sei ein „Fahrzeug für den stilbewussten Kunden“, es komme „nicht von ungefähr, dass der SRX schon im Stillstand ein Gefühl von Dynamik und Selbstbewusstsein vermittelt.“ Ein strukturierter Kühlergrill und die für Cadillac typischen vertikalen Leuchten münden bei diesem Allradler in einer eigenständigen, unverkennbaren Frontpartie. Geliefert wird der SRX mit einem 197 kW/268 PS starken Dreiliter-Benziner und gegen ein Entgelt von 52 950 Euro. Die Luxusausstattung rangiert 2 000 Euro höher.[foto id=“327051″ size=“small“ position=“right“]

Erweiterung des Angebots

Der Verkauf hat noch gar nicht richtig begonnen, da wird bei Cadillac schon von Erweiterung des Angebots gesprochen. Der glücklose BLS, der eigentlich ein verkleideter Saab war, soll einen Nachfolger bekommen. Ganz amerikanisch mit Heckantrieb und, wie Wolfgang Schubert versichert, „auch mit einer V8-Variante“.

Datenblatt: CTS 3.6 V6: Fünfsitzige Limousine mit Heckantrieb
 
Länge/Breite/Höhe/Radstand: 4,87 Meter/ 1, 84 Meter/1,47 Meter/2,88 Meter
Kofferraumvolumen: 385 Liter
Tankinhalt 68 Liter
   
Motor: 3,6-Liter-Sechszylinder-Benzinmotor mit 229 kW/311 PS Leistung
max. Drehmoment 374 Nm bei 5 200 U/min
0-100 km/h: 6,3 Sek. (mit Allradantrieb: 6,7 Sek.)
Höchstgeschwindigkeit: 241 km/h (225 km/h)
Verbrauch: 10,3 l/100 km
CO2-Ausstoß: 241 g/km
   
Preis: 52 636 Euro
Datenblatt: CTC-V 6.2 V8 Supercharged: Viersitziges Coupé mit Heckantrieb
 
Länge/Breite/Höhe/Radstand: 4,79 Meter/1,88 Meter/1,42 Meter/2,88 Meter
Leergewicht 1 907 kg
Kofferraumvolumen: 298 Liter
Tankinhalt 68 Liter
   
Motor: 6,2-Liter-Achtzylinder-Benzinmotor mit 415 kW/564 PS Leistung
max. Drehmoment 735 Nm bei 3800 U/min
0-100 km/h: 3,9 Sek.
Höchstgeschwindigkeit: 308 km/h (mit Automatik: 282 km/h)
Verbrauch: 15,3 l/100 km
CO2-Ausstoß: 365 g/km
   
Preis: 80 490 Euro
Datenblatt: SRX 3.0 V6 AWD: Fünfsitziges SUV mit Allradantrieb
  
Länge/Breite/Höhe/Radstand: 4,83 Meter/1,91 Meter/1,67 Meter/2,81 Meter
Leergewicht 1 854 kg
Kofferraumvolumen: 827 – 1 732 Liter
Tankinhalt 79,5 Liter
   
Motor: 3,0-Liter-Sechszylinder-Benzinmotor mit 197 kW/268 PS Leistung
max. Drehmoment: 302 Nm bei 5 100 U/min
0-100 km/h: 8,4 Sek.
Höchstgeschwindigkeit: 210 km/h
Verbrauch: 11,6 l/100 km
CO2-Ausstoß: 269 g/km
   
Preis: 52 950 Euro

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