Caravan- und Reisemobilexperte Dethleffs will langsamer wachsen

Auch eine Art, Menschen an das Reisemobil heranzuführen: Am Tag, als die Entscheidung gefallen war, dass Irland an der Fußball-Europameisterschaft teilnimmt, vermietete McRent, die Vermiet-Tochter vom Wohnwagen- und Reisemobilhersteller Dethleffs auf einen Schlag 350 Wohnmobile an Iren.

Den Iren war wohl klar, dass die Hotelsituation speziell in der Ukraine prekär werden könnte. So haben die Iren sich auf ihre schönste Zeit des Jahres vorbereitet. Andere nutzen Wohnwagen und Reisemobile für eine andere Form der Freizeitgestaltung, und der Markt boomt. Noch?

Das Dethleffs-Management rund um den neuen, aus der Schweiz stammenden Geschäftsführer Dr. Dominik Suter hat jedenfalls beschlossen, das neue Geschäftsjahr, das am 1. August 2012 beginnt, zur Konsolidierung zu nutzen. Während andere Hersteller von weiteren Rekorden sprechen, plant Dethleffs im Allgäustädtchen Isny nur ein Umsatzwachstum um 2,1 Prozent auf 357 Millionen Euro. Dabei hatte auch Dethleffs im zu Ende gehenden Geschäftsjahr Rekorde zu vermelden. Mit 350 Millionen Euro wird der Umsatz zum 31. Juli 2012 um rund sieben Prozent zugelegt haben. 2572 Caravans und 8702 Reisemobile wird man bis zum Ende des Geschäftsjahres auf die Straße gebracht haben: bei den Reisemobilen ein Rekord mit 17,1 Prozent Zuwachs, bei den Caravans ein erneuter Rückgang um 16,8 Prozent.

„Wir können unsere Kapazität nur einmal auslasten“, erklärt Suter diese Entwicklung. Klar verkauft man in Isny lieber ein Reisemobil als einen Wohnanhänger. Um Gerüchten vorzubeugen, Dethleffs wolle sich in Zukunft auf das Reisemobil konzentrieren, legt Suter gleich zwei Mal ein deutliches Bekenntnis zum Caravan ab und erinnert daran, dass das Unternehmen sich als Erfinder dieser Fahrzeuggattung bezeichnen darf.

Der Fortschritt von einem Modelljahrgang zum nächsten bleibt bei allen Herstellern erfahrungsgemäß gering. So auch beim Modelljahr 2013 von Dethleffs. Doch hat man bei den Caravans Einiges durchgängig verbessert. So werden die Kunststoff-Formteile, die den Bug und das Heck eines Caravans bilden, den Seitenwänden nicht mehr übergestülpt. Jetzt gehen sie scheinbar nahtlos in einander über, was der Optik gut bekommt. Innen gibt es nun einen Kabelkanal, der das sichtbare Verlegen von Kabeln auch bei nachträglichen Einbauten vermeidet. Im Übrigen finden sich in den Fahrzeugen viele Detailverbesserungen, zum Beispiel die neuen Hängeschränke, die nicht mehr senkrechte Fronten haben, sondern oben tiefer sind als unten. Das verbessert das Raumgefühl.

Bei den Reisemobilen finden sich ebenfalls viele Veränderungen, innen und außen. So erhält der Globus ein komplett neues Außendesign. Bestimmendes Element ist der Bug, den Dethleffs für das Basisfahrzeug Fiat Ducato entwickelt hat. Der spart zwölf Zentimeter Länge, wovon zehn dem Innenraum zugutekommen. Die Baureihe Esprit bekommt jetzt einen wintertauglichen Doppelboden. Die Außenhöhe bleibt aber dank des Alko-Tiefrahmens gleich. Neu in dieser Baureihe ist auch eine Version mit Alkoven, die natürlich höher ausfällt als die 2,83 Meter des Teilintegrierten.

Fast 90 Reisemobil- und fast 80 Caravan-Varianten führen die Preislisten des Unternehmens auf. Dazu kommen noch die vielen Typen der ebenfalls erfolgreichen Tochter Sunlight. Kein Wunder also, wenn Suter das kommende Geschäftsjahr nutzen will, um diese Komplexität zurückzufahren. Das sei nicht nur für die interne Logistik und die Fertigung ein Problem. Man könne vom Handel kaum erwarten, dass er diese Vielfältigkeit dem Kunden vermitteln könne. Schon gar nicht könne man vom Kunden erwarten, dass er das alles verstehe, sagte der Schweizer. Jetzt darf man gespannt sein, wie er den Teufelskreis der Varianten durchbrechen will und ob er mit seinem so ungewöhnlich vorsichtigen Blick auf den Markt Recht behält.

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