Champion Timo Scheider: Im tiefsten Tal nie aufgegeben

(motorsport-magazin.com) Noch zum Saisonfinale 2007 hatte ein zweiter Platz ausgereicht, um Timo Scheider in Begeisterung zu versetzen: Mit dem Hockenheimer Silberrang hatte der Audi-Pilot die siebenjährige Wartezeit auf seinen ersten Podesplatz in der DTM beendet – und scheint seitdem wie ausgewechselt. Hob Timo Scheider damals noch seine Rolle als Teamplayer im Meisterschaftskampf zwischen Mattias Ekström und Bruno Spengler hervor, so steht nun er im Mittelpunkt. Konnte er seinem schwedischen Teamkollegen beim Finalrennen 2007 nur zum Titel gratulieren, so ist er ein Jahr und zwölf Tage später selbst ganz oben angekommen. Timo Scheider hat der Saison 2008 seinen Stempel aufgedrückt.

"Die Leichtigkeit, die momentan in mir schwebt, ist nicht in Worte zu fassen. Es ist ein emotionaler Moment, den ich in meinem Leben nie vergessen werde. Es braucht wohl zwei Tage, das alles zu begreifen", versucht Timo Scheider, Einblick in seine Gefühlswelt zu geben. Mit höchster Konzentration hatte der Audi-Pilot an diesem Wochenende auf das vorläufige Highlight seiner Rennfahrerkarriere hingearbeitet – und blendete jede Ablenkung aus.

Geräusche, die nie da waren

"Paul interessiert mich nicht. An dem fahre ich morgen einfach vorbei", verkündete Scheider nach dem gestrigen Qualifying fast schon trotzig – und setzte seine Worte schon auf den ersten 100 Metern exakt in die Tat um. Ein folgenschwerer Fehler im Qualifying, Ungewissheit um den Zustand seines Fahrzeugs – und dennoch ein guter dritter Startplatz. Weitere Untersuchungen an seinem Dienstwagen, der Befund einer beschädigten Unterplatte des Aggregats, ein aufwendiger wie riskanter Austausch des V8-Aggregats – und dennoch behielt Timo Scheider seine Nervenstärke.

"In den letzten Runden habe ich Vibrationen und Geräusche gehört, die vorher nie da waren – und vermutlich waren sie auch diesmal nicht da. Es wäre das Schlimmste gewesen, wenn auf den letzten Runden noch etwas kaputtgegangen wäre", schildert Timo Scheider die emotionale Achterbahnfahrt der letzten Runden. Sie hielt den 29-Jährigen nicht davon ab, ohne auch nur den Anschein von Nervosität seinen Vorsprung auf Paul di Resta konstant zu halten. "Das Auto war auch diesmal wieder perfekt von meinen Jungs vorbereitet worden. Danke an Abt, danke an Audi."

Ein Triumph, der entschädigt

Mit ungekannter Selbstsicherheit und Souveränität hatte sich Timo Scheider schon zum Saisonstart in Hockenheim präsentiert. Dennoch lernte er in den vergangen Monaten weiter dazu. Schien der Start zu Saisonbeginn noch wie Scheiders Achillesferse, so wies er seinen vor ihm startenden Verfolger Paul di Resta von Beginn an in die Schranken. "Mit dem Start haben wir einen guten Grundstein gelegt. Ich bin in Führung gegangen, hatte ein paar Probleme mit der Hinterachse, die nicht auf Temperatur kam. Dann ging es besser und besser, wir haben zwei gute Boxenstopps gemacht und uns taktisch an Paul orientiert."

Schon zu Opel-Zeiten hatte Timo Scheider sein Talent immer wieder anklingen lassen. Nur ein missglückter Boxenstopp des damals noch in Rüsselsheimer Diensten stehenden Phoenix-Teams verhinderte in Zandvoort 2003 den ersten Sieg des Lahnsteiners, der erst fünf Jahre später in Oschersleben nachgeholt werden sollte. "Ich hatte eine harte Zeit in der DTM. Lange Jahre hat niemand an mich geglaubt, ich hatte lange Jahre schwieriges Material zu Verfügung. Aus diesen Jahren habe ich gelernt. Ich habe auch im tiefsten Tal nicht aufgegeben."

2006 wurde Timo Scheider nach seinem Wiedereinstieg in die DTM zum Jahreswagenprimus der Ingolstädter; 2007 hatte er sich während seiner ersten Saison ausbleibenden Ergebnissen und scharfer Kritik aussetzen müssen. Ein Jahr später darf Timo Scheider seinen fulminanten Durchbruch in die Geschichtsbücher der DTM eintragen. "Die Kulisse war gigantisch – ich danke jedem einzelnen Zuschauer, der gekommen ist. Nächstes Jahr will ich den Titel verteidigen. Heute Abend wird gefeiert ohne Ende – und im nächsten Jahr folgt die Titelverteidigung."

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