Essen Motorshow 2010: Doping für die Tuningszene

Essen – Es ist wieder Licht am Ende des Tunnels: Im Besonderen gilt das wohl in der Tuningszene: Die positive Tendenz der wirtschaftlichen Entwicklung zeigt sich zum einen in sich füllenden Auftragsbüchern der Veredler, zum anderen in den Zahlen ausstellender Tuner der diesjährigen Messe in Essen. Aber auch die Besucherresonanz versprüht Optimismus: So konnten sich die Veranstalter der Essen Motor Show 2010 bereits am Eröffnungswochenende über mehr als 100.000 Gäste freuen.

«Natürlich hat die Krise auch vor unserer Branche nicht Halt gemacht», gibt der Geschäftsführer des Verbands der Automobiltuner (VDAT), Harald Schmidtke, zu. Allein 2009 vermeldeten die Tuner einen Umsatzrückgang von fünf Prozent auf ein weltweites Volumen von 4,37 Milliarden Euro.

Doch nun scheint die Flaute überwunden: VDAT-Vorstandsvorsitzender Bodo Buschmann kündigt für 2010 und 2011 höhere Umsätze an. Harald Schmidtke ergänzt: «Knapp 70 Prozent unserer Mitglieder vermelden, dass es nach oben geht.» Auch den Umstand, dass 33 Prozent der Unternehmen selbst in Krisenzeiten ihre Belegschaft nicht verkleinert hätten, sieht Schmidtke als positives Zeichen.

Als Trend auf der Motorshow in Essen benennt der Experte ausgefallene Rad-/Reifenkombinationen. Während in den frühen 2000er Jahren extreme Niederquerschnittsreifen angesagt waren, steht das Jahr 2010 ganz im Zeichen des Klassikers Sternfelge. Ein gleichbleibendes Absatzniveau sieht der Branchenverband VDAT bei Federn/Fahrwerk, Auspuff und Motortuning. Letzeres spielt in der Szene eine eher untergeordnete Rolle.

Optik statt Leistung

Die Optik steht eindeutig im Vordergrund. Dabei war eine Leistungssteigerung noch nie so unkompliziert wie heutzutage. Anstelle von tiefen Eingriffen in die Mechanik des Motors steht für moderne Turbo-Aggregate Chip-Tuning zur Verfügung. Mit wenigen Handgriffen steigt die Leistung deutlich. Oftmals ist die Maßnahme auch eine finanziell attraktive Möglichkeit, Neufahrzeuge auf den Leistungsstand von größeren Modellen zu heben, die meist deutlich teurer sind.

Individiualisierung indes ist schon lange ein Thema. «Es ist wie in der Mode: Trends kommen und gehen. Es ist ganz normal, dass sich der Geschmack der Kunden ändert», so VDAT-Mann Schmidtke. Früher allerdings waren die Autobauer selbst noch nicht so sehr um die Individualisierung ihrer Fahrzeuge bemüht. Inzwischen jedoch machen sie selbst entsprechende Angebote: BMW hat die M-GmbH, Audis sind als besonders sportliche S-Modelle erhältlich, Mercedes-Kunden können sich mit Fahrzeugen aus der AMGBei Mercedes-AMG handelt es sich um ein seit 1967 als Tuningbetrieb für Mercedes-Benz-Fahrzeuge tätiges deutsches Unternehmen.-Linie besonders individuelle Automobile bestellen. So entwickelt sich auch die Branche der Fahrzeugveredler weiter und nimmt die bereits ab Werk getunten Fahrzeuge als Basis für ihre Umbauten.

iPod statt GTI

Sorgenfalten bereitet den Veredlern ein geändertes Konsumentenverhalten. Während noch in den 1980er und 1990er Jahren das Auto auch unter jungen Erwachsenen angesehen war und für Anerkennung des Besitzers sorgte, hat sich das Ansehen schicker Schlitten grundsätzliche gewandelt. So das Ergebnis einer Erhebung der Unternehmensberatung McKinsey. Immer mehr Käufer sehen demnach Autos vorwiegend als Gebrauchsgegenstand. Insbesondere bei den 14- bis 29-Jährigen rangiert zum Beispiel das Mobiltelefon als Statussymbol längst weit vor dem Automobil.

In Zukunft warten zusätzliche Herausforderungen auf die Automobilveredler: Fußgängerschutz und andere sicherheitsrelevante Faktoren drängen sich immer mehr in den Vordergrund. Der Aufwand für Prüf- und Messverfahren steigt und auch immer neue Abnahmen drehen die Preisspirale nach oben: «Prüfungen kosten Geld. Das muss der Kunde bezahlen, wenn die Branche überleben will», so Schmidtke.

Ein weiteres Problem für die Branche sind Plagiate, die zu Ramschpreisen auf den Markt kommen, den strengen Sicherheitsauflagen aber nicht genügen. Dabei ist in Branchenkreisen immer wieder zu hören, dass die Gefahr nicht aus Asien komme, sondern die meisten halb-legalen Produkte mit bedenklicher Qualität aus Osteuropa stammten. Erst jüngst sorgten Billig-Aluräder in der Szene für Wirbel, die im Fahrsimulator schnell unbrauchbar wurden.

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