Eurobike 2014 – Aber bitte mit Saft

Der Fahrradmarkt war bis vor einigen Jahren eine überschaubare, aber auch eintönige Größe. Auf der einen Seite standen die sportlichen Räder wie Mountainbikes und klassische Rennräder, auf der anderen Seite die Stadt- und Trekkingräder für die komfortsuchende Kundschaft. Mit der Verbreitung des E-Bikes hat sich das Gefüge grundlegend verändert, und wer heute vor der europäischen Leitmesse Eurobike in Friedrichshafen (27. bis 30. August) einen Trend ausmachen will, gerät schnell in schwieriges Gelände.

Siegeszug der Pedelecs[foto id=“522124″ size=“small“ position=“right“]

„Fragen Sie sechs Experten nach dem Trend der kommenden Jahre, und Sie bekommen sieben Antworten“, beschreibt Gunnar Fehlau vom Pressedienst Fahrrad die Situation. Einig sind sich allerdings alle Beobachter, dass die Räder mit elektrischer Trittunterstützung, die sogenannten Pedelecs, ihren Siegeszug weiter fortsetzen werden. „Für Hersteller hochwertiger Räder stellt sich inzwischen die Frage“, so Fehlau, „ob man sich die konventionellen Modelle komplett spart und sich stattdessen ausschließlich auf die Pedelecs konzentriert.“ Schließlich kosten aufwendig konstruierte Reise- oder Mountainbikes schnell mehr als 2.000 Euro, und in dieser Preislage beginnen auch die Preislisten für die seriösen E-Bikes. Von den zwei Millionen im Fachhandel verkauften Fahrräder besitzen rund 400.000 die elektrische Trittunterstützung.

„Culture“ von Riese und Müller

Als erster Hersteller hat inzwischen die Darmstädter Edelmanufaktur Riese und Müller reagiert und bietet nur noch elektrifizierte Räder an. Allerdings war die Edelmanufaktur schon immer im höchsten Preisniveau unterwegs. Seit 1995 bietet das Unternehmen das „Culture“ an, dessen fünfte Modellgeneration nun auf der Eurobike  gezeigt wird. Dabei setzten die Designer auf Bewährtes, [foto id=“522125″ size=“small“ position=“left“]erhielten die Silhouette und spendierten dem Rad einen vollkommen neuen Hinterbau samt Gepäckträger mit integriertem Schloss, das allerdings nicht viel Sicherheit bietet. Der Akku des vollgefederten Modells verschwindet im Rahmen, und auch der Bosch-Mittelmotor passt sich dem Design an. Das mit Scheibenbremsen ausgerüstete Stadtrad ist in vier Versionen lieferbar und kostet mindestens 4.200 Euro.

Pony von Riese und Müller

Deutlich preiswerter ist das kompakte Stadtrad Pony, ebenfalls von Riese und Müller, das auf sportlich orientierte Cityradler zielt und sich beim Design an BMX-Modelle anlehnt. Das Rad wird in einer Größe mit variabler Sattelstütze angeboten und eignet sich für Fahrer, die zwischen 150 und 195 cm messen. Die Muskelunterstützung liefert ein Bosch-Mittelmotor, und für die Verzögerung sorgen hydraulische Scheibenbremsen aus dem Hause Shimano. Je nach gewählter Schaltung kostet das „Pony“ zwischen 3.000 und 3.500 Euro, wenn es im Oktober bei den Händlern steht.

„Flogo“ von Flyer [foto id=“522126″ size=“small“ position=“right“]

Mit Muskelkraft angetriebene Räder hat der Schweizer E-Bike-Pionier Flyer nie hergestellt – in der Eidgenossenschaft waren die Pedelecs auf Anhieb erfolgreich. Inzwischen haben sich die Schweizer beim Design von ihren eher biederen Altlasten befreit und bieten anspruchsvoll entworfene Modelle an. Wie „Pony“ von Riese und Müller soll der Flyer-Stadtflitzer „Flogo“ eine jugendlich-sportive Zielgruppe ansprechen. Das Rad kann die BMX-Einflüsse ebenfalls nicht verbergen und kommt mit einem Einheitsrahmen auf den Markt. Als Antrieb wählte Flyer einen Panasonic-Mittelmotor. Je nach Preisklasse wird mittels hydraulischer Felgen- oder Scheibenbremsen verzögert. Wenn das Rad im November auf den Markt kommt, werden die Händler 3.000 Euro aufrufen. Bei 3.200 Euro beginnt die Preisliste für die neue TS-Serie von Flyer, die mit Trapez- und Herrenrahmen einschließlich vorderer Federgabel von Oktober an angeboten wird. Die in einem konventionellen Design (vier Rahmenhöhen) für den Einsatz in der Stadt oder auf Touren entwickelten Räder werden wohl eher konservativ eingestellt Radler ansprechen. Als Antrieb kommt dabei ein Bosch-Mittelmotor zum Einsatz.

Erste deutsche E-Mountainbike-Meisterschaften

Auch wenn hartgesottene Geländeradler E-Mountainbikes keines Blickes würdigen, die Entwicklung rollt eindeutig in Richtung elektrifiziertem Geländegänger. Beleg für diesen Trend waren in diesem Sommer die ersten deutschen E-Mountainbike-Meisterschaften in Bad Säckingen, wo das Team des unterfränkischen Herstellers Haibike erfolgreich auftrat. Der 17-jährige Maximilian Brandl sicherte sich den Titel auf einem Bike der Sduro-Serie, das von einem Yamaha-Mittelmotor angetrieben wird. Der einstige japanische E-Bike-Pionier hatte sich lange auf seinen Lorbeeren ausgeruht und versucht nun wieder Anschluss an Marktführer Bosch zu bekommen. Der Motor ermöglicht die Montage von zwei Kettenblättern, was die Übersetzungsbandbreite deutlich vergrößert. Das Einstiegsmodell Sduro HardNine SL (2.000  Euro) bietet allerdings nur ein Kettenblatt. 

Auch Fatbikes werden elektrisiert

Wie stark sich die Elektrifizierung durchgesetzt hat, zeigt auch das jüngste Segment auf der Radbühne. Die zunächst in Alaska für Fahrten im Schnee entwickelten „Fatbikes“, die später Floridas Strände eroberten und jetzt Europa entdeckt haben, kommen direkt mit E-Motoren auf den Markt. Das erste seiner Art, das Lebowsk-e von Felt rollt im Spätherbst für 3.800 Euro in den Handel. Als Kraftübertragung kommt der Sram-X-01-Antrieb (neun Gänge) zusammen mit dem Bosch-Elektromotor zum Einsatz. Sram steuert auch die Scheibenbremsen bei. Nach Felt stehen bereits die nächsten Zugänge sportlich ausgerichteter Hersteller in diesem überschaubaren Segment auf dem Programm und werden die Hingucker auf der Eurobike sein. Fehlau: „Nachdem sich auch die großen Zulieferer diesen Räder widmen, besteht kein Zweifel, dass diese Räder keine Exoten bleiben werden.“

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