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Fahrbericht Lexus GS 450h: Lammfromm und bärenstark

Nach rund 200 Kilometern auf der Autobahn – so schnell, wie der Verkehr es zuließ, und er ließ viel zu – zeigte das Display in unserem Lexus GS 450h einen Durchschnittsverbrauch von mehr als 13 Litern an. Unsere erste Reaktion: Dafür brauche ich keinen Hybrid; das kann mein Auto auch. Allerdings hat der 120 PS weniger Leistung und braucht nicht weniger als sechs Sekunden von null auf 100 km/h sondern acht und muss nicht bei 250 km/h abgeregelt werden.

Die Feierabend-Tortur

Auf die Autobahn-Tour folgte dann die Feierabend-Tortur durch die Kölner Innenstadt. Oft war das Einzige, was sich bewegte, die Verbrauchsanzeige vor uns, denn der Durchschnittsverbrauch sank zusehends auf Werte unter zehn Liter. Theoretisch weiß man ja, dass ein Hybridantrieb – wie jeder andere Motor auch – dann am wirtschaftlichsten arbeitet, wenn der Motor steht. Aber Hybrid-Lexus schafft das eben eleganter und sparsamer als ein Benziner oder Diesel mit Start-Stopp-System, weil er elektrisch anrollt und bis zum nächsten Stand so weiterrollen kann.[foto id=“328219″ size=“small“ position=“left“][foto id=“328220″ size=“small“ position=“left“]

Unter der Haube

So kommt der GS 450h auf einen Durchschnittsverbrauch (nach EU-Norm) von 7,9 Litern, entsprechend einer Kohlendioxid-Emission von 185 Gramm pro Kilometer, Sein Acht-Zylinder-„Bruder“ GS 460 wird mit 11,0 Litern angegeben. Der wird mit 255 kW / 347 PS gelistet, der 450 h mit 254 kW / 345 PS von seinem Sechs-Zylinder-Benziner und dem zum Hybridantrieb gehörenden Elektromotor. Auch bei den Fahrleistungen sind die beiden voll vergleichbar, dem Hybrid fehlen nur die beiden prestigeträchtigen Zylinder.

Heutzutage ist es allerdings fraglich, was dem Besitzer mehr Prestige einbringt – die acht Zylinder oder das kleine „h“ hinter der Typenbezeichnung und die anderen Hinweise rund ums Auto auf die Kombination von Verbrennungsmotor, Elektromotor, kontinuierlich arbeitender Automatik und Batterie. Ein Hybrid-Fahrer gibt sich als verantwortungsbewusst zu erkennen, der Acht-Zylinder-Feund als unbekehrbar.

Niemand bleibt unbeeindruckt

Unsere Erfahrung mit dem Lexus zeigte, dass auch dieses Hybridfahrzeug in der Stadt besser seine Stärken ausspielen kann. Wir hatten viele Langstrecken vor uns und landeten bei einem Durchschnittsverbrauch von 10,7 Litern. So diskutierten wir bei einer der langen Touren die Frage, ob ein Auto, das seine besten Zeiten in städtischen Räumen erlebt, wirklich 345 PS braucht. Die Diskussion verstummte nach jedem [foto id=“328221″ size=“small“ position=“right“]Überholvorgang. Niemand bleibt unbeeindruckt, wenn der GS wie von einem riesigen Gummiband abgeschossen, bärenstark, rucklos nach vorn stürmt um anschließend dann wieder lammfromm und leise zu gleiten.

Exterieuer

Die Fahrleistungen und das Fahrverhalten haben schon den Sportwagen-Charakter, den die Form verspricht: lange Schnauze, hohe Schulterlinie und ein Dach, das mit Coupé-Schwung in einem Stummelheck endet. Hätte der GS keine vier Türen, würde er sofort als Coupé durchgehen. Mit Wohlwollen lässt er sich aber auch in die Kategorie der viertürigen Coupés einordnen. Sein neuester Wettbewerber wäre dann der Mercedes-Benz CLS. Ein Blick auf beide Autos zeigen zwei wesentliche Kaufkriterien auf, die beide unterscheiden. Ein gleichstarker Sechszylinder liegt im Normverbrauch niedriger als der GS-Hybrid, aber er bietet auffällige, starke Optik. Der GS 450h hält sich eher elegant-sportlich zurück und glänzt eher mit seinem Antrieb.

Interieur

Innen setzt sich der sportlich-elegante Eindruck fort. Gediegene Eleganz mit einem Hauch sportlichem Purismus und einer Prise zurückhaltendem Luxus umgeben Fahrer wie Beifahrer. Der hohe Mitteltunnel trennt beide nach Art eines Sportwagens. Die Armaturen sind klassisch gehalten: drei Rundinstrumente, von denen das linke ständig anzeigt, wie viel Leistung gerade vom Antrieb abgerufen wird oder gerade wieder in die Batterie gepackt ist. Über den großen Touchscreen in der Mitte der Konsole [foto id=“328222″ size=“small“ position=“left“]lassen sich Radio, die automatische Klimaanlage und die Navigation steuern. Alles liegt schön geordnet da, wo man es erwartet. Dass es so aufgeräumt wirkt, verdankt der Lexus dem Trick seiner Entwickler, die weniger häufig benutzte Schalter unter einer Klappe weggetarnt haben.

Die elektrisch verstellbaren, beheizbaren und belüfteten Sitze sind bequem und ermöglichen zusammen mit dem in zwei Ebenen verstellbaren Holzlenkrad eine optimale Position des Fahrers. Hier zeigt sich Langstrecken- oder Langzeitstau-Qualität. Auf der Langstrecke imponiert der GS mit seinem niedrigen Geräuschniveau, das nur kurze Stöße deutlich ans Ohr durchdringen lässt. Im Stau hätten wir uns ein Radio mit besserem UKW-Empfang gewünscht.

Lesen Sie weiter auf Seite 2: Preis & Leistung; Fazig; Datenblatt

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Preis & Leistung

Die Ausstattung des Lexus GS 450h kann nur noch mit dem Ausstattungspaket „Luxury Line“ für 6750 Extra-Euro getoppt werden. Hersteller von Hybrid-Fahrzeugen steigen bei den Ausstattungen immer gern möglichst komplett ein, weil sich der [foto id=“328224″ size=“small“ position=“left“]Preis, den eigentlich das Hybrid-System bringt, über das hohe Ausstattungsniveau erträglicher erklären lässt. Aber mit einem Basispreis von 58 650 Euro liegt der 450h trotz seiner umfangreichen Ausstattung mit Assistenz- und Sicherheitssystemen immer noch um rund 2500 Euro niedriger als der GS 460 mit seinem Achtzylinder-Motor.

Fazit

Noch einen Preis hat der 450h-Käufer zu akzeptieren. Die Nickel-Metallhydrid-Batterie braucht Platz. Den wies man ihr unter dem Kofferraum zu, so dass nur noch 280 (flache) Liter bleiben. Auch die Zuladung liegt mit rund 400 Kilogramm niedrig für einen Fünfsitzer. Ob das Sportwagen- oder Kleinwagen-Niveau darstellt, muss jeder für sich selbst entscheiden.

Datenblatt: Lexus GS 450h Exclusive Line
 
Länge x Breite x Höhe (in m): 4,85 x 1,82 x 1,43
Benzinmotor: Sechs-Zylinder-Benziner
– 3456 ccm
– kombinierte Saugrohr- und
  Direkteinspritzung
Leistung: 218 kW / 296 PS bei 6400 U/min
Maximales Drehmoment: 368 Nm bei 4800 U/min
   
Elektromotor-Leistung: 147 kW / 200 PS
Elektromotor-Drehmoment: 275 Nm
Batterie: – Nickel-Metallhydrid-Batterie
– 36 kW
– 288 V
Nennspannung Systemleistung: 254 kW / 345 PS
Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h (abgeregelt)
Beschleunigung (0 bis 100 km/h): 5,9 Sekunden
Durchschnittsverbrauch (nach EU-Norm): 7,9 Liter Super
Luftwiderstandsbeiwert: 0,27
CO2-Emissionen / Abgas-Norm: 185 g/km; Euro4
Räder / Reifen: 8,0JJ x 18 / 245/40 R 18
Leergewicht / Zuladung: 1865 – 1930 kg / gut 400 kg
Kofferraum-Volumen: 280 Liter
Wendekreis: 11,2 m
   
Basispreis: 58 650 Euro

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