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Fahrbericht Mazda RX-8: Der Mut zum Wankel

Das Ergebnis ist ein echter Sportwagen mit High-Tech an Bord zu einem erstaunlich vernünftigem Preis. Dazu schnürt er durch die gegenläufig angebrachten Türen ein nahezu unverwechselbares Optik-Paket. Dass er auch alltagstauglich ist, bewies der 170 kW/231 PS starke Testwagen eindrucksvoll.
Mazda RX-8: Foto: Auto-Reporter/Mazda
Das Wankel-Aggregat hat bei Mazda eine lange Tradition: Seit 1961 schöpften diverse Modelle Kraft aus Null Zylindern. Leider waren die Motoren bei Technik-Begeisterten zwar sehr beliebt, konnten sich wegen ihrer übermäßigen Trinkgewohnheiten aber bei der breiten Autofahrermasse nie durchsetzen. Der Neue geizt auch nicht gerade beim Verbrauch, auf einen Bordcomputer wurde scheinbar bewusst verzichtet, damit dem Fahrer nicht ständig angezeigt wird, wie viel Kraftstoff durch die Leitungen fließt. 11,2 Liter Superkraftstoff sollen es im Drittelmix sein, wer gerne Gas gibt – und dazu verleitet der RX-8 durch sein Hochdrehzahlkonzept permanent – muss mit 15 Litern kalkulieren.
Der RX8 hat alle Attribute, die ein Sportwagen haben sollte und verwöhnt zudem mit einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis. Ab 26 900 Euro ist er zu haben. Dafür bekommt der Kunde bereits 192 muntere Pferde. Wer noch mal 6600 Euro drauflegt und die Top-Variante "Revolution" bestellt, bekommt nicht nur 39 PS mehr, sondern eine Komplettausstattung mit Klimaautomatik, dicken 18-Zoll-Leichtmetallrädern, Ledersitzen, Xenon-Scheinwerfern und einem hervorragenden Audio-System von Bose. Ein echter Kampfpreis, ein ähnlich ausgestatteter Golf GTI ist nicht wesentlich billiger.
Der Kreiskolbenantrieb sorgt für ein einmaliges Fahrgefühl. Er klingt ein wenig wie eine Flugzeugturbine und dreht willig bis zu 9000 Umdrehungen pro Minute nach oben. Ein akustisches Signal warnt den Fahrer, wenn er das Aggregat an die Grenzen bringt. Dementsprechend sind auch die Beschleunigungswerte: Die stärkere Version treibt den Sportler in 6,4 Sekunden auf Tempo 100, erst bei 235 km/h ist Schluss. Das Sechsgang-Getriebe gehört zu den knackigsten, die man derzeit fahren kann: extrem kurze Schaltwege und ein saubere Führung machen den Gangwechsel zum Vergnügen. Ab 5000 Touren – also da, wo für die meisten Ottomotoren langsam der Drehzahlbegrenzer einsetzt – zieht der RX-8 los, als gäbe es keinen Morgen. Auch am Sound haben die Techniker getüftelt, der Motor klingt kerniger als die ersten Serienmodelle. Was das Sportwagen-Gefühl noch einmal verstärkt. Aber auch langsames Cruisen innerorts im sechsten Gang ist kein Problem, der Motor dreht auch aus dem Drehzahlkeller munter hoch.
Elegante Design-Lösungen wie die nach hinten aufklappenden Hecktüren oder Kopfstützen und Nebelschlussleuchte in Form der Wankel-Drehscheibe zeigen, dass die Zeiten langweiliger Exoten aus dem Land des Lächelns vorbei sind. Die Mazda-Ingenieure haben ein ebenso schönes wie zweckorientiertes Auto auf die breiten Reifen gestellt. Wobei die Fondpassagiere durch die Türkonstruktion zwar einen einfachen Einstieg genießen, aber mit wenig Platz auskommen müssen. Personen über 1,80 Meter Größe sollten nur kürzere Strecken zugemutet werden. Trotzdem sind die Sitzschalen an sich sehr bequem. Der Kofferraum ist mit 290 Litern Volumen durchaus reisetauglich, auch wenn die Ladekante hoch liegt. Aber schließlich ist der RX-8 ein Sportwagen.
Vorne hingegen nimmt der Fahrer auf hervorragenden Sportsitzen Platz, durch diverse Verstellmöglichkeiten findet jeder eine angenehme Sitzposition, das Lederlenkrad und der kurze Schaltknüppel liegen gut in der Hand. Die Bedienung ist einfach, die hübsch gezeichneten Instrumente lassen sich tadellos ablesen. Die Verarbeitung ist sehr ordentlich, vor kurzem hat Mazda den Sportler innen überarbeitet und dem Design seiner Brüder angepasst. Das Ergebnis kann sich sehen und auch fühlen lassen. Lediglich das umständlich zu bedienende und langsame Navigationssystem empfanden wir als verbesserungswürdig. Die Beifahrerin kritisierte den engen Fußraum vorn.
Um die fehlende B-Säule zu kompensieren, haben die Japaner eine durchgehende Mittelkonsole aus Leichtmetall in den RX8 gebaut. Das sieht nicht nur flott aus, sondern verleiht der Karosserie zusätzlich eine höhere Verwindungssteifigkeit. Durch die ausgeglichene Gewichtsverteilung liegt der Wankel-Sportler sehr gut auf der Straße und bietet hohe Sicherheitsreserven. Im Notfall greift das serienmäßige DSC (Dynamische Stabilitäts Kontrolle) ein und verhindert ein Ausbrechen des Fahrzeuges in Kurven.
Fazit: Der Mazda RX-8 ist ein Spaßauto mit begeisternder Technik zu einem vernünftigen Preis. Der Testwagen – mit allem ausgestattet, was die Liste hergibt – kostete 36 340 Euro. Dafür gibt es ein wirklich sportliches Auto mit ungewöhnlicher Technik und hohem Alltagswert. Der Durst des Sportlers lässt sich eindämmen, wenn der Gasfuß sanft eingesetzt wird – aber wer will das bei diesem Auto schon.
Die wichtigsten Daten:
Länge/Breite/Höhe 4430/ 1770/ 1340 mm, Radstand 2700 mm, Wendekreis 11,2 m, Leergewicht 1390 kg, Zuladung 425 kg, Kofferraum 290 l, Tank 61 l, Kreiskolbenmotor "Renesis" mit zwei Rotoren, 2 x 654 ccm, Leistung 170 kW/ 231 PS, maximales Drehmoment 211 Nm bei 5500 U/min, Beschleunigung auf 100 km/h in 6,4 Sekunden, Vmax 235 km/h, EU Normverbrauch im Mittel 11,2 l Diesel, Testverbrauch ca. 14 Liter, Abgasnorm Euro 4, Preis des Testwagens 36 340 Euro inklusive Navigationssystem, Grundpreis ab 33 500 Euro in der stärkeren Variante.
Von Stephan Bähnisch
2. Oktober 2005. Quelle: Auto-Reporter

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