VW

Interview mit Dr. Rudolf Krebs: Markt für Elektromobilität schwer abschätzbar

Im September wurde Dr. Rudolf Krebs zum VW-Konzernbeauftragten für Elektro-Traktion. Seitdem ist er auch Generalbevollmächtigter der Volkswagen AG. Tim Westermann sprach mit Rudolf Krebs über die künftige Ausrichtung von Europas größtem Automobilhersteller im Bereich Elektrifizierung.

Frage: Wie lautet Ihr Fünf-Jahres-Plan im neuen Job?

Krebs: Es gilt, Volkswagen auch im Bereich Elektromobilität erfolgreich aufzustellen. Welches sind die richtigen Produkte, welches die richtigen technischen Ansätze auf dem weiten Feld zwischen Hybrid– und reinem Elektroantrieb? Und wie lässt sich die ktuell sehr teure Technik für den Kunden bezahlbar darstellen. Diese Fragen treiben uns an. Aber es geht auch um viel mehr, etwa Vertriebsmodelle, die Fahrzeugfertigung oder Zusammenarbeit mit Lieferanten. Das Thema Elektrotraktion zieht sich durch das gesamte Unternehmen. Und nur wenn alles zusammenpasst, kann Volkswagen erfolgreich sein. Für die nächsten fünf Jahre ist es mein Ziel, die erforderlichen Kompetenzfelder konzernweit zu definieren, zu entwickeln und zu einem reibungslosen Gefüge zusammenzuführen. Die strategische Weiterentwicklung des Unternehmens ist dabei von besonderer Bedeutung, da Elektromobilität ein neues Zeitalter der individuellen Mobilität einläuten wird.

Frage: Wie gehen die Gespräche mit BYD weiter?

Krebs: Generell möchte Volkswagen durch Kooperationen mit Batterieherstellern einen besseren Einblick in die Grundlagen der Batterietechnologie bekommen und gleichzeitig die Sichtweisen und Anforderungen der Automobilindustrie an unsere Partner vermitteln. Dabei wollen wir mit Partnern, die technologisch, fertigungstechnisch und kostenseitig führend sind, eine starke gemeinsame Position aufbauen. Wir sind zum derzeitigen Technologiestand natürlich mit verschiedenen Partnern im Gespräch.

Frage: Welche Rolle wird die Allianz mit Suzuki spielen?

Krebs: In Wolfsburg und Hamamatsu haben wir gemeinsame Projektbüros eingerichtet, die die Zusammenarbeit koordinieren und vorantreiben. Suzuki ist an unseren verbrauchsarmen Verbrennungsmotoren sowie an Elektro- und Hybridantrieben interessiert. Volkswagen kann von der starken Position unseres Partners auf den asiatischen Wachstumsmärkten, vor allem in Indien, und vom Kleinwagen-Know-how Suzukis profitieren.[foto id=“331476″ size=“small“ position=“left“]

Frage: Werden die für 2013 angekündigten E-Fahrzeuge wie Golf Blue-E-Motion und Up! Blue-E-Motion unterschiedliche Systeme und Antriebe bekommen?

Krebs: Beide Fahrzeuge sind rein batterieelektrisch angetrieben. Die Systeme und Antriebe sind daher sehr ähnlich, jedoch anwendungsspezifisch angepasst.

Frage: Wie ist die wirtschaftliche Integration von E-Modulen in Plattform-Modelle angedacht?

Krebs: Die Modulstrategie ist der Schlüssel zur Überführung des Elektroantriebs in die Großserie. Wir planen die Entwicklung eines Hybrid- und eines Elektro-Moduls, das flexibel in die verschiedenen Fahrzeugplattformen aller Konzernmarken integriert werden kann.

Lesen Sie weiter auf Seite 2: Interview mit Dr. Rudolf Krebs: Markt für Elektromobilität schwer abschätzbar – Teil II

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Frage: Welche Motoren und Antriebe sind in den verschiedenen Regionen der Welt Ihrer Meinung nach von Interesse?

Krebs: Prognosen zum Massenmarkt von Elektrofahrzeugen sind sehr schwierig, insbesondere, da es sich um eine komplett neue Technologie handelt und die Rahmenbedingungen in unterschiedlichen Märkten heute für die nächsten zehn Jahre noch nicht vollständig absehbar sind. Generell gilt aber, dass weiter optimierte, konventionelle Verbrennungsmotoren, egal ob mit Otto-, Diesel- oder Gasantrieb, noch sehr lange die bestimmende Antriebsalternative sein werden. Das Kundeninteresse für Elektrofahrzeuge in den unterschiedlichen Regionen der Welt schätzen wir für den Einstieg ins Zeitalter der Elektromobilität wie folgt ein: Aufgrund seiner reduzierten Reichweite ist das Elektrofahrzeug in seiner ersten Phase zunächst für den Stadt- und Pendelverkehr geeignet. Für längere Distanzen eignet sich daher der Hybridantrieb. Aus diesem Grund wird Volkswagen 2012 den Jetta Hybrid in den amerikanischen Markt einführen, da wir die USA in der ersten Stufe aufgrund der weiten Distanzen eher als hybridaffin einschätzen. Für Europa sind sowohl der Hybrid- als auch der Elektroantrieb interessant. Für China sehen wir einen Schwerpunkt vor allem in Richtung Elektromobilität.

Frage: Wie steht VW zur Brennstoffzelle?

Krebs: Wir arbeiten intensiv an der Integration aller Bauteile eines Brennstoffzellen-Systems zu einem vollintegrierten Brennstoffzellen-Aggregat. Ziel ist es, bis Ende 2011 ein Forschungsfahrzeug in der A- oder B-Klasse aufzubauen, mit dem das Potenzial zur Kostenreduktion bei der Brennstoffzellentechnologie dargestellt werden kann. Unsere Technologiekompetenz haben wir hierzu während der Olympischen Spiele 2008 in Peking mit einer Flotte von 20 [foto id=“331478″ size=“small“ position=“right“]Volkswagen Passat mit Brennstoffzellenantrieb erfolgreich im Dauereinsatz unter Beweis gestellt. Für die Erzeugung und Speicherung von Wasserstoff gibt es jedoch leider nach wie vor keine technisch und wirtschaftlich praktikable Lösung.

Frage: Was ist mit synthetischen Kraftstoffen?

Krebs: Synthetische Biokraftstoffe sind ein wichtiger Baustein der Antriebs- und Kraftstoffstrategie des Volkswagen-Konzerns. Allerdings konzentrieren wir uns auf die Erforschung der Biokraftstoffe der zweiten Generation, die aus jeder Art Biomasse wie zum Beispiel Holz oder Stroh hergestellt werden können. Diese Kraftstoffe weisen eine exzellente CO2-Bilanz auf und stehen nicht in Konkurrenz zur Lebensmittelproduktion.

Frage: Werden diese Projekte nun nicht von der E-Mobilität überstrahlt?

Krebs: Der Wechsel von verbrennungsmotorisch angetriebenen Fahrzeugen auf Hybrid- und Elektrofahrzeuge wird nicht als Trendbruch, sondern sukzessive über einen langen Zeitraum von mindestens zehn bis zwanzig Jahren passieren. Die Hybrid-Technologie wird dabei als Zwischenlösung für die elektrifizierte Langstreckenmobilität gesehen. Ebenfalls ist die heute verfügbare Lithiumionen-Batterie eine Brückentechnologie, da sie aufgrund ihrer ungünstigen Energiespeicherkapazitäten nicht die heute durch den Verbrennungsmotor gewohnten Reichweiten umsetzen kann. Die aktuellen Forschungsaktivitäten lassen jedoch Fortschritte bei der Batterietechnologie erkennen. Dabei untersuchen wir nicht nur neuartige Materialkombinationen für die Lithium-Luft- oder Lithium-Schwefel-Batterie, sondern halten im Hinblick auf eine langfristige Perspektive auch unsere Aktivitäten an der Brennstoffzelle aufrecht.

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