VW-Krise

Kommentar: Schmutzige Geschäfte mit den Abgasen

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Die größte Krise im weltgrößten Autokonzern ist hausgemacht: Bei VW dominiert der Diesel und fährt nicht so sauber, wie es sich alle wünschen. Da gibt es Partikel im Abgas, dafür wurden Filter entwickelt, deren Wirkung auf Feinstteilchen nicht unumstritten ist. Außerdem gibt der Diesel die gasförmigen Stickoxide ab. Und um deren Menge aus dem Auspuff geht es jetzt in den Vereinigten Staaten.

Sie dürfen bestimmte Werte im Abgas nicht überschreiten und diese werden bei normierten Verfahren mit unterschiedlicher Leistungsabgabe durch die Motoren gemessen. Offensichtlich konnten die VW- und wohl auch einige Audi-Diesel diese Vorgaben unter den behördlichen Testbedingungen und unter Einbeziehung der VW-Vorgaben nicht erfüllen. Weil mit Elektronik alles möglich ist, wurde geschummelt: Erkennt das Steuerungsprogramm die Ansätze zu einem Normverfahren, dann wird auf Normerfüllung geschaltet. Der Motor läuft, für den Fahrer nicht erkennbar, im Norm-Modus. Dabei gibt er nicht seine maximale Leistung ab, die Fahrleistungen werden in geringem Umfang schlechter und es wird wohl auch der Verbrauch steigen. Hierzu sind allerdings keine belastbaren Erkenntnisse vorhanden.

Aber die moderne Diesel-Technik ist besonders bei Volkswagen immer stärker auf Hochleistung ausgelegt worden und in schwereren, luxuriöseren Modellen zum Einsatz gekommen. Dafür wurden die Einspritzdrücke erhöht und die Verbrennungs-Temperaturen mussten wegen Hochdruck-Einspritzung und -Leistung steigen. Das hatte unangenehme Folgen für die Zusammensetzung der Abgase. Denn durch die höheren Verbrennungstemperaturen stiegen auch die Anteile der Stickoxide in der Abgaszusammensetzung. Zur Erleichterung der Motorentechnik kam ihnen die Chemie zu Hilfe. Denn mit einer besonderen Harnstoff-Lösung, die es erlaubt einen speziellen Katalysator zu betreiben, lassen sich die für den Menschen risikoreichen Stickoxide in ungefährlichen Stickstoff und Wasserdampf wandeln. Aber es bleiben Restmengen von Stickoxiden. Diese müssen jetzt unter bestimmten Fahrbedingungen bei den Hochleistungs-Dieseln aus der VW-Küche deutlich über den vorgeschriebenen Normen gelegen haben. Um das zu vermeiden, wurden die Norm-Fahrprogramme aufgerufen, die allerdings im Alltag ihre Norm-Werte nicht mehr unter Beweis stellen können. Die Diesel lebten dann bei höheren Leistungsanforderungen quasi über ihre Verhältnisse, schütteten höhere Leistungen aus, emittierten aber mehr Stickoxide, als in der Nachbehandlung gewandelt werden konnten.

Dieser Vorgang ist nachvollziehbar, aber es bleiben ungeklärte Fragen. Denn diese Abgasveränderungen treten bei allen Motoren, unabhängig ob Benziner oder Diesel, immer dann auf, wenn der Normbereich, zum Beispiel bei hohem Tempo, verlassen wird. Deshalb verbrauchen die Motoren im Alltag immer mehr, als nach Normmessung, und das trifft auf alle Autos dieser Welt zu.

Offenbar ließen sich die Hightech-Diesel im VW-Konzern mit motorinternen Maßnahmen und mit der üblichen Stickoxid-Wandlung unter Alltagsbedingungen nicht mehr normgerecht betreiben. Die größte VW-Krise wirft immer mehr Fragen auf, die bei der Konzernführung landen. Warum diese Tricksereien überhaupt laufen konnten und woher die Techniker ihre Chuzpe beim Einsatz nehmen konnten, das ist längst nicht geklärt. Da programmiert und probiert keiner herum ohne ein Nicken aus den Chefetagen. Aber die Krise ist auch eine Krise der allmählich nicht mehr zu erfüllenden Grenzwerte, der Normierung und der Messverfahren. Da müssen dringend Änderungen her.

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