Kommentar: Tag der Erinnerung

9. November 2009 – er bringt auch noch einmal die Bilder endlos scheinender Autokolonnen zurück, die vor genau zwanzig Jahren vielerorts von einem Tag zum anderen in Richtung Bundesrepublik unterwegs waren. Die Pkw-Schlangen rekrutierten sich DDR-typisch vor allem aus Trabant, Wartburg und Lada. Heute haben die Oldies auf deutschen Straßen längst Seltenheitswert.

Immerhin: 37.000 Trabant und 8.220 Wartburg sind hierzulande noch zugelassen. Deren Besitzer leben auch in den alten Bundesländern. Westwärts scheinen auch ganze Schwärme der Simson-„Schwalbe“ gezogen sein – zusammen mit anderen flinken Simson-Vögeln, deren robuster 50-ccm-Zweitaktmotor offensichtlich noch immer wettbewerbsfähig ist.

Das Bild des deutschen Straßenverkehrs hat sich in allen Himmelsrichtungen weitgehend angeglichen. Auch das wäre nicht passiert, wenn es weiter nach jenen Ideologen gegangen wäre, die am 13. August 1961, ausgerechnet einem Sonntag, auf der Titelseite der Zeitung „Neues Deutschland“, dem „Organ des Zentralkomitees der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands“, in großer Aufmachung den „Beschluss des Ministerrates der DDR“ und die „Erklärung der Regierungen der Warschauer Vertragstaaten“ zum Bau der Mauer in Berlin verkündet hatten. In Nummer 222 des 16. Jahrgangs vermeldete „Neues Deutschland“, zu gewährleisten sei „an den Westberliner Grenzen eine verlässliche Bewachung und eine wirksame Kontrolle“. Von einer Mauer war nicht die Rede, wohl aber davon, dass fortan „Bürger der Hauptstadt der DDR für das Überschreiten der Grenzen nach Westberlin einer besonderen Bescheinigung“ bedürften. Das gelte, „solange Westberlin nicht in eine entmilitarisierte neutrale Freie Stadt verwandelt ist“. Wer nicht „Bürger der Hauptstadt der DDR“, sondern einfach nur DDR-Bürger war, wurde gar nicht erst erwähnt.

28 Jahre lang trennten uns Deutsche die Berliner Mauer und ihre artverwandten Befestigungen entlang der innerdeutschen Grenze. Das Glück, dass es heute vor genau zwanzig Jahren ein gegängeltes Volk vermochte, dem ideologischen Spuk ohne Gewalt ein Ende zu bereiteten, will man kaum fassen. Nicht wettmachen freilich kann auch die heute – am 20. Jahrestag des Mauerfalls – wiederauflebende Freude das viele Leid, das die rigorose Grenze über Menschen brachte. Die Mauer wird noch länger manchen Schatten werfen.

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November 10, 2009 um 12:45 pm Uhr

Es war nach 1989 schon komisch mit anzusehen wie die Menschen aus Ost sowie auch West sich auf Dinge stürzten die jeweils der andere nicht mehr haben wollte. Die Westdeutschen wollten alle Trabbi, Traband und Simson fahren und die Ostdeutschen stürzten sich auf Golf, Opel, Ford und wie sie nicht alle heißen, egal ob Schrottautos oder nicht, hauptsache sie kamen aus dem Westen. Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, das die teilweise schon alten Schrottkarren in die DDR verschoben wurden so das es für einen Wessi schon fast Unmöglich erschien hier noch einen gut erhaltenen Gebrauchtwagen zu finden. Wie dem auch sei, Ost sowie West der Mauer haben davon sicherlich profitiert das jeder das haben konnte wo der jeweils andere nicht mehr mit zufrieden war.

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