Lancia: Neustart nach 100 Jahren


Immer noch ist Lancia der Automobilhersteller mit den meisten Rallye-Erfolgen. Vor 20 Jahren waren die schnellen und zuverlässigen Italiener auf Schlamm und Geröll das Maß der Dinge. Heute ist das Flair und das gute Image der 70er- und 80er-Jahre fast verflogen. Zeit also für einen Neustart.
In der Gründerzeit nach 1906 hat Lancia noch starken Rückenwind. Der erste Pkw, das Modell Alpha von 1907 war ein voller Erfolg. Bis in die 30er Jahre folgten 13 weitere Modelle. Zu dieser Zeit fahren die Künstler und der Adel Europas einen Lancia, der italienische König ebenso wie der Tenor Enrico Caruso oder der Schriftsteller und Playboy Erich Maria Remarque.
Auch die Autos der 50er und 60er Jahre sind überaus erfolgreich. Der Kleinwagen Appia etwa wird zehn Jahre gebaut und erst 1963 als bis dato meistverkaufter Lancia eingestellt. Der sportliche Aurelia wird zur Rennsport-Legende, und der Flaminia setzt neue Maßstäbe für Luxuskarossen. Doch ungeachtet des Kundenzuspruchs und des großen Prestiges der Entwickler gerät die Marke mit der Flagge in wirtschaftliche Schwierigkeiten. Für die Entwicklung neuer Modelle fehlt das Geld.
1969 steigt der Fiat-Konzern ein, unter dessen Regie Lancia die Marke für luxuriöse und sportliche Autos bleiben soll. Kurz darauf steigt der Hersteller in die Rallye-WM ein und gewinnt alles, was es zu gewinnen gibt; unter anderem mit legendären Modellen wie dem Stratos und dem Delta Integrale.
Doch 1987 ist Schluss mit der flotten Fahrt. Nachdem Fiat auch den Wettbewerber Alfa Romeo übernommen hat, soll dieser fortan für die sportlichen Fahrzeuge des Konzerns zuständig sein. Lancia setzt von da an auf gediegenen Luxus: Die Autos werden konservativer, die Marke verliert ihr sportliches Image. In seinem Heimatmarkt Italien verkauft Lancia trotzdem auch heute noch jedes Jahr 90 000 Autos, was einem Marktanteil von etwa vier Prozent Marktanteil entspricht.
In Deutschland ist die Marke mittlerweile fast völlig aus dem Straßenbild verschwunden; nur 2 500 Käufer fanden ihren Lancia im Jahr 2005 aus den insgesamt vier verschiedenen Modellreihen. Am erfolgreichsten ist noch der Kleinwagen Ypsilon, von dem allerdings 2005 auch nur 1 186 Stück verkauft wurden. Weiter haben die Italiener den Kompaktvan Musa und den Minivan Phedra im Angebot. In der oberen Mittelklasse heißt Lancias einziger Vertreter Thesis. Deutschlandweit lag der Marktanteil der Marke im März 2006 mit rund 680 Verkäufen seit Anfang des Jahres bei 0,09 Prozent. Doch die Italiener wollen wieder Gas geben: Lancia möchte bis Dezember 3 500 Fahrzeuge verkauft haben; helfen soll dabei eine ganze Reihe von Jubiläums-Sondermodellen. 2007 oder 2008 kommen dann auch wieder neue Lancias auf den Markt: Neben einem Nachfolger für die Delta-Baureihe wird es auch Coupé auf der Basis der Studie „Fulvietta“ geben, die bereits 2003 auf der IAA zu sehen war. Zum Ende des Jahrzehnts soll dann ein SUV das Lancia-Portfolio ergänzen.
Zum 100. Geburtstag besteht also Grund, hoffnungsfroh zu sein. Die hausinterne Konkurrenz macht vor, wie man aus der Krise kommt: Mit einem neuen Konzernmanagement haben die Verkaufszahlen von Alfa Romeo und Fiat in Deutschland und Europa bereits angezogen. Beide Marken haben aber zuvor ihre Modellpalette erneuert.
mid

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