Lkw-Wahnsinn: Mit Schrottkarren durch Nepal

Lkw-Wahnsinn: Mit Schrottkarren durch Nepal Bilder

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Sie heißen Mario, Jo, Bimba und Luigi. Die vier Männer haben eine fast unlösbare Aufgabe vor sich: Mit ihren Lkw sollen sie Nitroglyzerin ankarren, das zum Kampf gegen eine brennende Ölquelle verwendet werden soll. „Lohn der Angst“ heißt der spannende Film-Klassiker aus dem Jahr 1953. Für Brummi-Fahrer aus aller Welt ist der Film-Titel nach wie vor Realität. Nicht weil sie hochexplosive Stoffe transportieren, sondern weil sie auf absolut lebensgefährlichen Pisten und mit echten Schrottkarren unterwegs sind.

Nicht von ungefähr heißt die rund 400 Kilometer lange Route quer durch bolivianischen Anden, die La Paz mit der Tropenregion namens Yungas verbindet, bei den Truckern nur „Todesstrecke“. Erst kürzlich stürzte dort ein mit dem Fahrer und 50 Passagieren besetzter Lastwagen hunderte Meter tief in eine Schlucht. Es gab keine Überlebenden. Wie so oft auf dieser Trasse. Schon 1995 wurde die „Yungas-Straße“ deshalb von der Interamerikanischen Entwicklungsbank zur „gefährlichsten Straße der Welt“ ernannt.Unfälle wie diese sind in den Anden beinahe schon an der Tagesordnung. Die Gründe sind schnell aufgezählt: enge, verwinkelte und sehr schlechte Straßen, viele uralte, schlecht gewartete Laster und Fahrer, die oft mehr Heldenmut oder Selbstüberschätzung – als Fahrkönnen mitbringen oder betrunken hinter dem Steuer sitzen.

Auch die Trucker, die in Nepal mit ihren gerade mal 160 PS starken Tata-Dreiachsern Waren von Kathmandu in die umliegenden Provinzen transportieren, machen einen gefährlichen Job. Straßen mit riesigen Schlaglöchern, kilometerweit steil bergauf und bergab, Serpentinen, so weit das Auge reicht, steile Abgründe, die nur Schwindelfreie angstfrei passieren können. Wer mit seinem Lkw 200 Kilometer in zwölf Stunden schafft, hat einen guten Schnitt hingelegt. Überschwemmungen und Erdrutsche, dauernde Polizeikontrollen und sonstige Widrigkeiten sorgen immer wieder für Verzögerungen. Ein Übriges tun Pannen und Platten an den zum Teil uralten Lastern, die bis übers Dach beladen und von den Pisten aufs Äußerste gefordert werden. Die Fahrer vertrauen auf Göttin Shiva: Die wird schon helfen, wenn es wieder mal schwierig wird.

Besonders gefährliche Arbeitsplätze für Lkw-Fahrer gibt es fast überall auf der Welt. Zum Beispiel den Srinagar-Leh Highway, der knapp 443 Kilometer durch das indische Kaschmir führt und als absoluten Höhepunkt den Zojila-Pass zu bieten hat. Auf dessen Serpentinen sorgen nicht nur Geröll, Steinschlag oder die fehlenden Leitplanken für Gefahren, sondern auch plötzlich heranfegende Schneewolken.

Auch nicht ohne ist die knapp neun Kilometer lange Piste, die das peruanische Aguas Calientes mit der weltberühmten Inka-Ruinenstadt Machu Picchu verbindet. Auch hier stoßen Brummi-Fahrer schnell an ihre Grenzen, wenn etwa ein plötzlicher Kälte-Einbruch für verschärfte Bedingungen sorgt. Dass sie eigentlich als Trampelpfad für Schafe und Ziegen gedacht war, sieht man der Skippers Canyon Road bei Queenstown (Neuseeland) noch heute an. Wenn sich hier zwei Lkw begegnen, braucht es Nerven wie Drahtseile.

Ein brandgefährlicher Unfallschwerpunkt und eine immer wiederkehrende Bewährungsprobe für die wagemutigen Piloten in ihren abgewrackten Brummis ist auch der Guoliang Tunnel in der Provinz Henan (Zentralchina). Er wurde auf einer Länge von gut einem Kilometer durch das Wanxian-Gebirge gegraben. Das Problem: Die Höhe (rund fünf Meter) ist zwar auch für hoch beladene Lastwagen in Ordnung. Aber nicht die Breite: vier Meter reichen einfach nicht, wenn sich zwei Lastwagen in die Quere kommen, vor allem nachts. Drum ist der Guoliang Tunnel auch ein absoluter Unfall-Schwerpunkt und gehört zu den gefährlichsten Straßen der Welt. Im Film „Lohn der Angst“ ging die Sache übrigens für die Fahrer nicht gut aus, im Gegenteil. Nur einer von ihnen, der Korse Mario, schaffte es, die Nitro-Fuhre ans Ziel zu bringen. Doch dann folgte er seinen Kollegen auf der Rückfahrt in den Tod.

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