Macho des Volkes: Putin und sein ganz persönlicher Roadmovie

Bereits in den letzten Jahren erheiterte der russische Ministerpräsident Wladimir Putin mit herrlich Klischee-männlichen Urlaubsbildern: Der Herr zeigte sich vorzugsweise mit (schon leicht schlaffen) nacktem Oberkörper beim Reiten, militaristisch als Pilot eines Flugzeugs oder mit der Harpune auf Waljagd. Seit einiger Zeit versucht der Macho Man Putin, sich auch des Mannes liebstes Spielzeug, Autos für die Eigen-PR zu Nutze zu machen. Sein neuster Coup in diesem Sommer ist ein Roadtrip auf der neuen Autobahn durch Sibirien, der nicht nur sein eigenes angekratztes Image nach den verheerenden Waldbränden (und das, obwohl der starke Mann sich doch sogar in letzter Minute noch als Pilot ins Cockpit eines Löschflugzeugs gequetscht hatte!), sondern auch das des russischen Automobilkonzerns Awtowa. Und so platzierte sich die geballte (Möchtegern-)Männlichkeit gespielt cool hinterm Steuer eines quietschgelben Lada „Kalina“ und zog durch das sibirische Nichts, nicht ohne ein paar peinliche Zwischenfälle natürlich!

Putin, der Lada-Werbebotschafter

[foto id=“318878″ size=“small“ position=“left“]Natürlich setzt sich der Ministerpräsident nicht in irgendeinen Lada, nein, für den Herren muss es (natürlich!) die Sportversion des Lada Kalina 1119 sein!Ganze 2500 Kilometer reiste der Muskelmann so durch Sibieren.Doch obwohl er die Kameras des Staatsfernsehens gewandt den Lada Kalina über alle Maße lobte, scheinbar war sein Vertrauen in das Fahrzeug doch nicht sonderlich groß. Wie Zuschauer am Wegesrand per Videokamera festhalten konnten, gehörte zu Putins Eskore auch ein Abschleppwagen mit exakt demgleichen aufdringlichen gelben Kalina. Auch die Brschwichtigungen seiner PR-Leute wirkten da wenig schmeichelnd für die russische Automarke: Man habe eben zwei Ersatzfahrzeuge mitgenommen. Angesichts einer Strecke einmal quer durch Deutschland von Flensburg nach Mailand und zurück wirkt das natürlich etwas überbesorgt. Sind die Fahrzeuge des russischen Awtowas-Konzern wirklich so schlecht, dass ein einziges Fahrzeug noch nicht mal diese Strecke bewältigt? Fakt ist, nach dem Absolvieren der 2500 Kilometer Werbetour ist das Leben von Putins gelben Lada Kalina auch schon wieder vorbei: Er steht jetzt mit dessen Unterschrift verschönert im Automuseum des Konzernwerks.

Erfolg mit Pannen

Der Autohersteller Awtowas jedoch hat trotz Putins Werbeeinsatz von dessen Popularität als Lada-Fahrer sowie vor allem von der russischen Abwrackprämie (die an den Kauf eines Autos aus russischer Herstellung gekoppelt ist) profitiert: Der Absatz ist im Vergleich zum Vorjahr um 55 Prozent sowie der Börsenkurs um nette 20 Prozentpunkte gestiegen. Der Ministerpräsident selbst hingegen sammelte nicht nur Sympathiepunkte bei der russischen Bevölkerung: Denn obwohl es Putin gern so gedreht hätte, als einsamer stolzer Fahrer allein im wilden Sibirien war er natürlich nicht unterwegs. Nicht nur eine Horde geladener Journalisten, die mit der üblichen Putin-Propaganda versorgt wurden, sondern auch der Förderale Sicherheitsdienst, der Leib und Wohlergehen des Herren Ministerpräsidenten überwacht, begleiteten den (beinahe) Lonely Man. Die Kosten für die Imagepolitur belaufen sich so natürlich auf einen horrenden Betrag. 

Putin auf PR-Tour für die russische Automobilindustrie

[foto id=“318880″ size=“small“ position=“right“]Ganz der Mann des Volkes ließ sich Herr Putin Anfang diesen Jahres einen Lada schenken – vergass dabei allerdings zu erwähnen, dass es sich um ein Sondermodell des legendären Lada Niva, der Allrad-Jeepvariante von Lada, handle. Und Putin denkt ja nicht nur an sich selbst, nein, seine populistischen politischen Freunde wie die italienische Ministerpräsidentenkatastrophe Berlusconi werden ebenfalls mit dem großzügigen Geschenk russischer Automobilkunst bedacht: Ihm bot der Russe gegen Ende des vergangenen Jahres bereits seinen russischen Geländewagen mit ordentlichem Preisnachlass an. Als weitere Maßnahme gegen die schwächelnde russische Autoindustrie bittet Putin jetz auch die ausländischen Hersteller zur Kasse: Die Einfuhrzölle für gebrauchte und neue Autos sollen erhöht werden,  Probleme gebe es nicht, schließlich sei Russland ja nicht Mitglied der World Trade Organization (Welthandelsorganisation).

[foto id=“318875″ size=“small“ position=“left“]So erheiternd Putings Macho-Ausbrüche auch sind, irgendwie hat das Ganze doch auch einen eindeutig traurigen Aspekt: Denn Putins Stammesgebaren kommen ja an! „Vor Männlichkeit strotzen“, anscheinend wollen genau das wohl die Russen von ihren erfolgreichen Politikern, wie sonst ist seine beständige Wiederwahl (neben seinen geschickten wie nepotistischen politischen Spielchen) zu erklären?

 

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