MPC: Fahrer-Assistenz-Systeme müssen bekannter werden

„Wie viel Elektronik verträgt der Mensch – Fahrer zwischen Assistenz- und Störsystemen“ lautete das Motto der 1. Verkehrsicherheitstage des Vereins Motor Presse Club (MPC), die in dieser Woche in Berlin stattfanden.

Referenten, Diskussionsteilnehmer und Forum waren sich darin einig, dass die Verantwortung für Verkehrssicherheit letztlich alle gemeinsam tragen: die Verkehrsteilnehmer selbst, die Autoindustrie, die Fahrschulen, die Verbände, die Behörden und auch die Medien.

Nach den guten Erfahrungen mit Rückhaltesystemen, deren gesetzliche Einführung vor nunmehr 32 Jahren heftig umstritten war, nach dem Siegeszug von ABS, das auf Grund einer freiwilligen Selbstverpflichtung des Europäischen Automobil-Verbands (ACEA) seit Juli 2004 in jeden europäischen PKW serienmäßig eingebaut wird, sei nun die weitere Verbreitung des Elektronischen Stabilitäts-Programms (ESP) vordringliches Ziel, forderte Björn Dosch vom ADAC. Christian Kellner, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Verkehrssicherheitsrates (DVR), betonte, dass Sicherheit auch eine Marketingaufgabe der Autohersteller sei. Gerade das Thema Fahrer-Assistenz-Systeme müsste auch in emotionalisierten Anzeigen dargestellt werden, um mehr Menschen zu erreichen.

Prof. Dr. Henning Wallentowitz von der Rheinisch-Westfaelischen Technischen Hochschule Aachen sprach sich dafür aus, ESP spätestens ab 2009 zwingend vorzuschreiben. Regierungsdirektor Dr. Frank Albrecht vom Bundesverkehrsministerium hätte persönlich keine Probleme mit diesem frühen Termin. Er musste aber bekennen, dass solche Verfügungen nur noch auf europäischer Ebene möglich seien. Da müsse bei der Umsetzung dieser verständlichen Forderung mit einer Frist bis 2012 oder gar 2013 gerechnet werden. Dieser späte Einführungstermin, betonte Prof. Gunter Zimmermeyer von der Bosch GmbH, stimme besonders betrüblich, weil ESP in den Vereinigten Staaten spätestens 2011 verbindlich vorgeschrieben werde. Das sei für Europa, wo das System erfunden wurde, ganz besonders bedauerlich. Schließlich werde ESP bei Bosch bereits seit 1995 in Serie hergestellt. Derzeit wird in Europa nur jeder zweite Neuwagen mit ESP ausgeliefert, weil viele Käufer die zusätzlichen Kosten scheuen. Mitunter sogar lieber Alu-Felgen oder Metallic-Lackierung bestellten als eine so wichtige Sicherheitsausstattung, die schließlich nicht nur den Insassen direkt, sondern auch anderen Verkehrsteilnehmern zu Gute kommt.

Einig waren sich die Experten aller Bereiche, dass eine verstärkte Aufklärung über die Wirkung von ESP dringend erforderlich sei, eine Informationsoffensive der Vernunft – von den Herstellern über die Händler und Fahrschulen bis zu den Verbänden, Behörden und Medien. Auch an der Begriffsverwirrung mit den vielen unverständlichen Kürzeln oder endlos langen englischen Bezeichnungen müsse nachhaltig gearbeitet werden. Vor allem bei kleineren und älteren Autos, die gerade von vielen besonders gefährdeten Fahranfängern gesteuert würden, ist die Ausstattung mit ESP noch sehr gering. Obwohl Versicherungsprämien für Autos mit ESP günstiger seien und sich die Mehrkosten nach drei bis vier Jahren amortisieren, wäre auch eine staatliche Förderung wünschenswert. „Wer sich für mehr Verkehrssicherheit einsetzt“, so Ulrich Klaus Becker, Vizepräsident Verkehr des ADAC, „muss mit Nachdruck staatliche Unterstützung fordern“.

Darüber hinaus wurden auf dem MPC-Kongress auch viele Fragen aufgeworfen. Zum Beispiel: Dürfen elektronische Systeme automatisch tätig werden, beispielsweise selbstständig Notbremsungen einleiten? Entmündigt das den Fahrer? Oder: Wer übernimmt bei Systemfehlern die Haftung? In jeden Fall müsse die volle Verantwortung beim Fahrer bleiben, erklärten die Teilnehmer. Assistenz-Systeme sollen entlasten, helfen und warnen, nicht aber den Fahrer zum passiven Passagier machen.

Unterstützt wurde die zweitägige Veranstaltung von Volkswagen, der Robert Bosch GmbH und dem DVR.

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