Hyundai Kona Elektro

Hyundai Kona: Musketiere unter Strom

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Eine Tour von Paris nach Frankfurt im Hyundai Kona Elektro zeigt, dass Stromer auch längere Strecken bewältigen können – deutlich werden aber auch die Grenzen der E-Mobilität. Eine Tiefgarage in Paris: Im untersten Stockwerk parken fünf kompakte SUV. Man könnte sie für ganz normale Crossover halten, wie sie derzeit im Trend sind – wäre da nicht die auffällige Beschriftung: „Musketeer Tour“ prangt groß auf den Motorhauben der Hyundai Kona, und auf den Flanken die Erklärung dazu – über 500 Kilometer ohne Abgase sollen sie durch Frankreich und Deutschland eilen, ohne Sprit. Vom Pferd gezogen aber nun auch nicht, sondern rein elektrisch. Von Paris nach Frankfurt, eine Tour zur Bekämpfung der „Reichweiten-Angst“, die beweisen soll, dass Elektromobile durchaus für die Urlaubstour taugen.

Purzelbäume im Bauch

Tatsächlich übertrifft die Distanz den halben Tausender deutlich, 560 Kilometer sind es von der Seine bis an den Main. Was natürlich nicht ohne Tank-Stopp funktionieren wird - trotz der durchaus beachtlichen (nach dem offiziellen Prüfzyklus WLTP berechneten) Reichweite von 482 Kilometern. Beim Herausrollen aus dem Park-Keller zeigen Instrumente eine deutlich niedrigere an, die Akkus sind bei weitem nicht voll. Das erste Etappenziel liegt denn auch nur gut 120 Kilometer nordöstlich: Das Schloss de Fère, wo schon das historische Vorbild für die Romanfigur des vierten Musketiers D'Artagnan logierte. Aha, daher also der Name der Abenteuer-Tour.

Aber abenteuerlich ist das ganze eigentlich nicht. Auf den ersten Kilometern durch den Pariser Rush-Hour-Wahnsinn fährt sich der Kona sogar sehr souverän - dank des enormen, elektrotypischen sofort einsetzenden Drehmoments von fast 400 Newtonmetern (die Basisversion bietet nur 312 Kilometer Reichweite, 100 kW, aber ein identisches Drehmoment). Von der Ampel weg beschleunigt der Koreaner sogar die allgegenwärtigen Motorroller aus. Gerade auf den ersten zwei, drei Wagenlängen könnte da kein Ferrari mithalten - für den Fahrer sind die Purzelbäume im Bauch weitaus spaßiger als für den Beifahrer. Dazu steht die Rekuperation, die über Schalthebel am Lenkrad einstellbare Energie-Rückgewinnung, auf volle Pulle. Schon beim leichten Lockern des rechten Pedals verzögert der Kona so heftig, dass die Bremslichter aufleuchten - ohne dass der Fahrer das linke Pedal auch nur berührt hat. Quasi eine Ein-Hebel-Bedienung, die bald intuitiv in den rechten Fuß übergeht. Da alle Bremsenergie in den Akku zurückfließt, verkürzen die Staus auf dem Weg hinaus aus Paris kaum die Reichweite.

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Elektromobilität bleibt eine Herausforderung

Im Schloss des Musketiers wartet ein warmes Abendessen, aber leider keine belastbare Steckdose für fünf energiehungrige E-Autos. Die nächste Schnelllade-Station ist mehr als 20 Kilometer entfernt. Nach dem Zwangs-Umweg kehren die Stromer mit 80 Prozent Ladeleistung ein. Wer sich heute bereits auf Elektro-Mobilität einlässt, das ist klar, kommt später ins Bett.

Am nächsten Morgen startet der Tross zur Haupt-Etappe. Auf der Autobahn schnurrt der Kona Elektro sanft im Normal-Modus. Wer zügig überholen und das Drehmoment genießen will, klickt auf Sport, was gleich mal zehn Kilometer Reichweite kostet. Das gilt auch für die Heizung der Klima-Automatik. Also lieber die Sitzheizung nutzen, die keinen Einfluss auf die verbleibenden Kilometer hat. Die Rekuperation steht auf mittlerem Wert, was komfortables Dahingleiten ermöglicht. Bei Tempo 100 bis 110 nimmt die Reichweite parallel zur gefahrenen Strecke ab. Wer das französische Tempolimit von 130 km/h ausnutzt, bezahlt mit einer schnelleren Kilometer-Schmelze. Umgekehrt lassen sich im Eco-Modus und bei 90 km/h ein paar Meilen rausschinden - aber das ist eine arge Geduldsprobe für den Fahrer - und die Trucker hinter dem Hyundai.

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Gewissenskonflikt aufgedeckt

Also lieber frei fahren; und bis nach Frankfurt reicht's eh nicht. Bei Saarbrücken wird getankt. Die Rast-Station verfügt über eine Ladesäule mit mehreren Anschlüssen - aber nur einer drückt den Strom mit 43 Kilowattstunden in die Akkus. In einer knappen Stunde ließen sich die fast leeren Akkus eines einzelnen Elektro-Autos wieder auf 80 Prozent pushen. Soweit kein Problem, wenn man sowieso eine Essenspause einlegen möchte. Aber wenn ein ganzes Stromer-Grüppchen anrollt, muss man sich die Nutzungszeit gerecht einteilen. Auf den großen Ansturm einer (von der Politik erhofften) E-Mobil-Welle ist die Tank-Infrastruktur also noch nicht ausgelegt. Die Folge: Jedes Auto wird nur soweit mit Energie bedacht, dass es bis Frankfurt reicht. Plus einer kleinen Reserve. Sparsam und ökologisch achtsam, wie mit einem rohen Ei zwischen Fuß und Pedal, legt man die letzten Kilometer zurück.

Mit erschöpften Akkus erreichen die elektrischen Musketiere die Main-Metropole. Bilanz nach über 560 Kilometern: Praxis-Verbrauch etwa 15 Kilowatt-Stunden, sparsame Fahrer schaffen 12,6 kWh. Bestmögliche Reichweite über 500 Kilometer. Langstrecken-Tauglichkeit bewiesen.

Aber auch ein Gewissenskonflikt aufgedeckt. Wer längere Strecken ohne Strom zu tanken bewältigen will, kann den Fahrspaß in einem Akku-Mobil nicht wirklich genießen. Wer das tut, muss früher - oder öfter - an die Säule. Und hoffen, dass da nicht schon andere stehen. Aber in einigen Jahren, falls die Infrastruktur mit den E-Mobilen wächst, sollte dieses Problem jener Vergangenheit angehören, die heute Gegenwart heißt.

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Technische Daten

Hyundai Kona Elektro 150 kW Fünftüriges SUV
Länge/Breite/Höhe/ Radstand in Millimeter 4.180/1.800/1.570/2.600
Gewicht 1.760 kg
Kofferraumvolumen 332 – 1114 l
Motor Quer eingebauter Elektromotor
Kraftübertragung Fronantrieb
Leistung 150 kW/204 PS
Drehmoment 395 Nm
Akkumulator Lithium-Ionen-Polymer-Akku
Kapazität 64 kWh
max. Reichweite 482 km
Höchstgeschwindigkeit 167 km/h
0 – 100 km/h 7,6 Sekunden
Verbrauch 14,3 kWh/100 km
Preis 39.000 Euro (100 kW
Förderprämie 4.000 Euro

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