Pascal Vasselon über Ingerlagos: Reifenmischungen sind nicht optimal

(adrivo.com) Im Interview übt Toyota-Technikchef Pascal Vasselon leise Kritik an Reinlieferant Brifgestone.

Was sind die Haupteigenschaften der Strecke in Interlagos?
Pascal Vasselon: Der Kurs ist vor allem darum einzigartig, weil hier die Einstellung des Fahrwerks so wichtig ist. Normalerweise sind die hauptsächlichen Leistungsvariablen eines Formel-1-Rennwagens Aerodynamik und Reifenverschleiß. Auch in interlagos bleiben die Reifen sehr bedeutsam, aber die Einstellung des Fahrwerks ist besonders wichtig, weil die Strecke so wellig ist. Man muss praktisch einen Weg finden, um den Bodenkontakt der Räder zu garantieren. Daher spielen Setup-Parameter, die anderswo zweitrangig sind, in Brasilien eine Schlüsselrolle.


Ändern sich die Bodenwellen von Jahr zu Jahr aufgrung von Erdbewegungen?

Pascal Vasselon: Sie können sich ändern, aber man weiß immer, dass man es mit Bodenwellen zu tun hat, die recht gleichmäßig über die ganze Strecke verteilt sind. Eine besonders schwierige ist die in Kurve 11, einer schnellen Linkskurve. Hier ist der Buckel wegen der hohen Geschwindigkeiten auf diesem Streckenabschnitt so problematisch.


Welche anderen Faktoren sind für das Rennen relevant?

Pascal Vasselon: Interessant ist in Sao Paulo dieses Jahr die Auswahl der Reifen. Bridgestone hat die beiden weichesten Mischungen vorgeschlagen – die Monaco-Mischungen. Aber hinsichtlich der Beanspruchung verlangt Interlagos den Reifen viel mehr ab als Monaco. Daher wird eine der Herausforderungen am Wochenende das Reifenmanagement sein, wobei wir besonders bei den weichesten Reifen erwarten, dass der Kurs ihnen zusetzt. Wir glauben nicht, dass die ganz weiche Mischung optimal ist. Sie ist vielleicht für das Qualifying okay, aber im Rennen dürfte ihre Lebensdauer zu begrenzt sein.


Welche Auswirkungen hat die lange, ansteigende Gerade?

Pascal Vasselon: Hier könnte man versucht sein, den Abtrieb gering einzustellen, aber das kann man sich einfach nicht erlauben, insbesondere wenn man mit der Traktion zu kämpfen hat. Auf dem Kurs gibt es viele Stellen, wo man es mit einer starken Wechselwirkung zwischen Querbeschleunigung und Traktion zu tun bekommt, so dass man mehr Abtrieb erzeugen muss, um die Reifen zu schonen. Daher stellen wir in Brasilien mehr Downforce ein, als man es vielleicht erwarten würde.


Die erste Kurve eignet sich offenbar besonders gut zum Überholen. Stimmt das?

Pascal Vasselon: Die Rennen haben gezeigt, dass hier eine Stelle ist, an der man überholen kann. Ich glaube jeder erinnert sich an das Manöver von Juan Pablo Montoya gegen Michael Schumacher von 2001. Man kann hier vorbeikommen, braucht dazu aber gute Geschwindigkeit und das Manöver ist dennoch nie leicht.


Wie sind die Arbeitsbedingungen in Brasilien?

Pascal Vasselon: Wir können nicht sagen, dass die Einrichtungen hervorragend wären. Unser Hauptproblem ist der begrenzte Platz, den wir zur Verfügung haben. Wir müssen ernsthaft überlegen, welche Ersatzteile und andere Dinge wir nach Interlagos mitnehmen, weil wir einfach nicht genug Platz haben. Von daher ist es ein bisschen wie in Monaco – manchmal muss man eben die Nachteile akzeptieren, wenn man am Rennen teilnehmen möchte.


Ist es ein besonderes Erlebnis, in Brasilien zu fahren?

Pascal Vasselon: In den letzten 30 Jahren gab es so viele brasilianische Fahrer, die jede Menge Siege davongetragen haben – Fittipaldi, Piquet, Senna. Brasilien liebt den Motorsport. Und wir gehen gerne dorthin, weil es dort mehr Fans zu geben scheint als in jedem anderen Land – das ist echte Leidenschaft. Motorsport ist den Brasilianern, neben Fußball, besonders wichtig. Dank der jubelnden Massen auf den riesigen Tribünen gegenüber den Boxen kann man die brasilianischen Fahrer einfach nicht übersehen.

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