Pininfarina Cambiano – Der Turbinengleiter

Unter den italienischen Karossiers dürfte Pininfarina in diesen Tagen in Genf die meiste Aufmerksamkeit einheimsen. Das liegt nicht nur an dem neuen Ferrari F12 Berlinetta, sondern auch an einer Limousinen-Studie, die vermutlich den nächsten Maserati Quattroporte vorwegnimmt. Wir sprechen vom Cambiano. Nicht nur auf Fotos, sondern auch in der Realität strahlt die Studie Schönheit und extreme Präsenz aus.

Der Name Cambiano hat zwei Bedeutungen: Einerseits handelt es sich dabei jene Stadt südöstlich von Turin, in der Pininfarina seit 30 Jahren zuhause ist; mit der Studie will man das Jubiläum feiern. Andererseits bedeutet „cambiano“ in wörtlicher Übersetzung: „sie ändern sich“. Das ist nicht nur in Bezug auf die Technik des Fahrzeugs zu verstehen, sondern gilt auch für Pininfarina selbst: Man versteht sich nicht mehr als Auftragsfertiger. Wenn 2013 der letzte Volvo C70 von der Produktionsstraße im schwedischen Uddevalla rollt, sind alle existierenden Verträge ausgelaufen.

Von außen zeigt der Cambiano zwei Charaktere; es handelt sich bei ihm um einen echten Dreitürer. „Die Fahrerseite“; erklärt Designer Fabio Filippini, „soll High-Tech und fahrerorientiert sein, und ein Coupé bringt diese Qualitäten am besten zum Ausdruck.“ Die Beifahrerseite besitzt zwei Türen, von denen sich die hintere nach vorn öffnet. Hier sind die Interieur-Materialien sanfter, und es gibt weniger Funktionen, welche die Ästhetik stören könnten. Insgesamt verbindet der Cambiano Charakterelemente von Maserati Quattroporte und Fisker Karma, [foto id=“407672″ size=“small“ position=“right“]auch wenn sich Pininfarina mit dezidierten Äußerungen zu einem Quattroporte-Nachfolger noch zurückhält.

Der Cambiano steht auf 21-Zoll-Felgen, die auf ebenfalls von Pininfarina gezeichneten Fate Eximia-Reifen aus Argentinien stehen. Die Dimensionen: 245/35 ZR 21 vorn und 285/35 ZR21 hinten. Als Scheinwerfer dienen LED-Streifen; die Rückleuchten verschwinden in ausgeschaltetem Zustand optisch unter der Karosserieoberfläche.

Auch das Interieur ist ungewöhnlich ausgestattet: Die Holzpaneele in den Türen, auf dem Fußboden und zwischen den hinteren Passagieren entstammen wiederverwerteten Eichenholzpfählen aus den Kanälen um Venedig. Wenn sie nach durchschnittlich acht Jahren ausgemustert werden, übernimmt der Spezialist Riva 1920 und bereitet das Holz nach allen Regeln der Kunst wieder auf.

Die Armaturentafel wirkt etwas unterkühlt, wobei die futuristische Instrumentierung für einen heftigen Kontrast sorgt. Durch das Lenkrad werden Geschwindigkeit, Ladezustand, Turbinenstatus und Navigationsanweisungen mitgeteilt; rechts des Lenkrads werden unter anderem die allgemeinen Präferenzen eingestellt; und direkt unter der Windschutzscheibe gibt es weitere Navigationsfunktionen, Klimatisierungsinformationen – und eine Bewertung der ökologischen Kompetenz des Fahrers. In einer brückenartigen Mittelkonsole thront eine Bovet-Uhr, die der Fahrer nach Fahrtende selbst tragen kann.

Unter der formschönen Haut des Cambiano steckt eine 40 kW/54 PS-Turbine, die den Strom für die vier bis zu 150 kW/204 PS starke Elektromotoren erzeugt, wenn die Batterie zur Neige geht. Jeder der Motoren treibt nur ein Rad an. Die Batterieleistung beschränkt die Maximalleistung auf 500 kW/680 PS; das maximale Drehmoment [foto id=“407673″ size=“small“ position=“left“]beträgt 640 Nm. Im reinen Elektrobetrieb kommt der Cambiano knapp über 200 Kilometer weit; wenn die 25 Kilogramm schwere Turbine, die vom britischen Zulieferer Blado Jets kommt, unter idealen Bedingungen läuft, können bis zu 800 Kilometer zurückgelegt werden, bevor der 50-Liter-Dieseltank wieder gefüllt werden muss. Die Akkus können nicht nur über die Turbine wiederaufgeladen werden, sondern auch per Induktion.

Wenn die genannten Komponenten in den Cambiano installiert werden – Pininfarina plant eine Kohlefaser-Bodengruppe mit verschraubten Aluminium-Crahsstrukturen – dann soll der 1.690 Kilogramm schwere Dreitürer in 4,2 Sekunden auf 100 km/h spurten und eine Spitze von 250 km/h erreichen. Noch ist die Limousine vor allem ein Stylingprojekt; die geplanten Komponenten existieren allerdings bereits.

Dass die Italiener allen Schwierigkeiten zum Trotz nicht die Freude an Verspieltheiten verloren haben, dafür steht die Videokunst von Javier Fernandez, die an den Fahrzeughimmel projiziert wird. Der Projektor sitzt in der hinteren Konsole, und da der Cambiano ohne einen konventionellen Mitteltunnel auskommt, fühlt sich der Passagier in eine Ausstellung für moderne Kunst versetzt.

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