Blei-Akkus

Schwermetall für leichtere Akkus

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Blei ist nicht gerade der Stoff, aus dem die Träume sind. Begriffe wie "Bleischwere" oder die "bleierne Ente" haben gewiss keinen positiven Beigeschmack. Eine Bleivergiftung wünscht sich obendrein keiner. Und auch im Elektroauto spielt Blei die Rolle des Auslaufmodells, wo doch hohe Energiedichte für mehr Reichweite allenfalls mit modernen Lithium-Ionen-Akkus bereitgestellt werden kann - meint man. Denn selbst jüngste Stromer wie der E-Golf oder der Nissan Leaf haben zusätzlich zur leistungsstarken Lithium-Ionen-Batterie einen Blei-Akku an Bord. Weil der eben für die Versorgung der verschiedenen Bordsysteme besser geeignet ist als die Hochvolt-Speicher. Außerdem hält er Energie in Form von 12 oder 24 Volt vor, passend zum Betrieb der Navigationsgeräte, Radios und Fahrzeugbeleuchtung, die mit dieser Spannung besser umgehen können als mit 300 oder 400 Volt, mit denen der Antrieb arbeitet. Die jüngste Generation der Blei-Akkus steht in Form von sogenannten "AGM"-Batterien (Absorbing Glass Mat) bereit, in denen die notwendige Säure in beschichtetem, mattenartigem Flies gebunden ist und so einen lageunabhängigen Einbau erlaubt. Was die Automobilentwickler sehr freut, sie können die AGM-Speicher stehend, liegend oder hängend am geeigneten Platz anordnen, ohne dass es zu Funktionsstörungen kommen würde. Im Mercedes-Benz S400 Hybrid sind sie zu finden oder im 7er BMW. Die AGM-Batterien helfen außerdem über ihr geringeres Gewicht beim Spritsparen, 12 statt 20 Kilogramm wiegen sie. Und sie taugen aufgrund ihrer Belastbarkeit vorzüglich für Fahrzeuge mit Start-Stopp-Automatik, in denen dem Akku in kurzen Abständen Höchstleistungen abverlangt werden. Die Zahl dieser Fahrzeuge nimmt beständig zu. Schon jetzt machen sie rund 50 Prozent aller Neuzulassungen aus, erwartet Frank Toubartz, beim Zulieferer Johnson Controls verantwortlich für Batterie- und Blei-Recycling. Das Unternehmen hat um die Jahrtausendwende die Autobatteriesparte von Varta übernommen und verkauft die Akkus unter den Markennamen Varta, Energizer, Berger oder Bosch. In Hannover und im tschechischen Werk Ceska Lipá werden jedes Jahr rund 30 Millionen Batterien für Erstausstattung oder Ersatzbedarf hergestellt. Im Zuge von Rohstoffverknappung aber ist Blei zu einem teuren Metall geworden. Der Preis hat sich in den vergangenen Jahren ähnlich wie der von Kupfer und Zink verfünffacht. Es lässt sich aber dank eines niedrigen Schmelzpunktes von 327 Grad Celsius sehr leicht wiederverwerten. Johnson Controls betreibt dazu in Bucholz-Krautschied im Westerwald eine Recyclinganlage, in der jedes Jahr 60.000 Tonnen Blei aus alten Batterien herausgelöst und geschmolzen wird. In Blöcken, nicht viel größer als ein mittelgroßer Reisekoffer, erstarrt es nach dem Schmelzvorgang im Hochofen, jeder 1,5 Tonnen schwer, soviel wiegt ein gut motorisierter VW Passat.Im Raffinerieprozess wird es anschließend wieder erhitzt und gereinigt, mit den notwendigen Additiven versetzt und in 45 Kilogramm schwere Barren gegossen. Diese gehen dann per Lastwagen zu den Produktionsstätten. Die 40-Tonner, die das Werk über enge Westerwälder Straßen verlassen, sind kaum mehr als einen Meter hoch mit Barren beladen. Blei gehört zu den Metallen mit der höchsten spezifischen Dichte, sie liegt bei 11,342 g/cm3, es ist eben bleischwer. Neben dem Kostenvorteil, den Johnson Controls im Rahmen des Eco-Steps-Programms an den Kunden weitergibt, wenn dieser bei Rückgabe des alten Akkus zehn Prozent Nachlass auf den neuen erhält, sieht die Energiebilanz günstig aus. Der Recycling-Prozess erfordert im Vergleich zum bergmännischen Abbau weit weniger als die Hälfte. Statt 5.000 bis 6.000 Megajoule je Tonne müssen beim Recyceln laut VDI-Richtlinien lediglich 2.000 bis 3.000 MJ je Tonne eingesetzt werden. Die Batterie wird als Bauteil eines Automobils unterdessen immer wichtiger. Johnson Controls erwartet, dass aufgrund erhöhter Nachfrage und effizienteren Akkusystemen der ehemalige Preis von 2.450 amerikanischen Dollar je Kilowattstunde auf 900 Dollar im Jahr 2020 gesenkt werden kann. Und die Batterie ist klassenlos. Auf dem Typ E39 von Varta, einem AGM-Akku mit 70 Ah Kapazität, steht die Bandbreite seiner Einsatzorte zu lesen. Er übernimmt ganz gleichgültig in Autos wie dem VW T5 oder einem Audi TT die Stromspeicherung, ist aber auch in Oberklasse- und Luxus-Limousinen wie einem Bentley oder einem Rolls Royce zu finden. Blei wohnt so neben vielen anderen Vorzügen noch eine weitere Tugend inne: absolute Klassenlosigkeit.

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