Speed Academy: Beherrschung ist alles

(adrivo.com) In Papenburg lud die Speed Academy zu einem ganz besonderen Training.

Wer im Rennsport nach vorne will, muss zur richtigen Zeit im richtigen Rennauto sitzen – und dieses Auto möglichst perfekt im Griff haben. Beim alljährlichen Speed Academy Fahrdynamiktraining stand deshalb Fahrzeugbeherrschung mit all ihren Tricks und Kniffen im Mittelpunkt.

Kalt ist es an diesem wolkenverhangenen Novembersonntag in Papenburg. Mit ihren runtergezogenen Rolläden wirken die roten Papenburger Backsteinhäuschen wie verbarrikadiert, als sich der Speed Academy Tross frühmorgens vom Hotel auf den Weg zum Automotive Testing Center macht. Hier soll es passieren. Hier soll sich die Fahrerspreu vom Weizen trennen.

Die gelben, speziell präparierten Speed Academy Trainingsporsche warten schon. Genauso wie die Instruktoren. Zum Saisonschluss klopft die Speed Academy Experten-Jury den Förderkandidaten noch mal richtig auf die Fahrerfinger. Timo Glock und Christian Menzel, dazu der Porsche Experte Michael Seifert. Eine anspruchsvolle Dreierbande.

Menzel erläutert: „Fahrdynamisches Know-how und Fahrgefühl sind für einen Profi-Rennfahrer das A und O. Wer seinen Bock beherrscht, bekommt riskante Rennsituationen besser in den Griff. Außerdem macht es dich allgemein sicherer, du kommst näher ans Limit. Deshalb machen wir hier viele Sachen, die auf den ersten Blick vielleicht wenig mit Racing zu tun haben.“

Na, dann nichts wie ran. Beginnen wir mal mit etwas scheinbar Einfachem. Lastwechsel-Slalom als lockerer Warm Up. Dann wird es schon kniffliger. Kreisfahren. Das Lernziel hier: Den Porsche auf verschiedene Art in den Drift bekommen und wieder abfangen. Feingefühl ist gefragt, am Lenkrad und auf dem Gaspedal. Der Bauer von nebenan sorgt mit seinem Gülletrecker für die Bewässerung der riesigen Fahrdynamikfläche. Trotzdem: Das Quietschen der gequälten Reifen hallt durch die Einöde der Teststrecke.

Es geht gegen Mittag. Die Anforderungen steigen. Ungebremster Spurwechsel. Im Drift die Acht fahren. Das ist schon höhere Schule. Die Spielregeln sind rau aber fair, der Umganston ist hart, aber herzlich. Menzel gibt über das Walkie Talkie Kommandos: „Marco, das geht noch flüssiger. René, konzentrier dich.“ Wer einen der Pylonen massakriert, wird zum Aufstellmännchen. Aussteigen, Pylon schnappen und wieder platzieren.

Nachmittag. Es ist immer noch kalt, doch jetzt wird es René, Christian, Maro und Co. noch heißer ums Fahrerherz. Zuerst steht die Driftkurve auf dem Programm. Reinbremsen und anpendeln, dann die langgezogene Kurve im Drift nehmen – und bitte den Porsche bloß nicht verlieren. Während die anderen sich regelrecht in diese Übung verbeißen, hat Timo Glock eine Sonderaufgabe übernommen. Einzel-Coaching mit Steffi Halm. Die Acht hat es ihr besonders angetan. Mit dem GP2-Champion dreht sie eine Runde nach der anderen. Geht doch.

Letzter Akt, bevor es dunkel wird: Rüber zum Grande Finale auf den NHK, den Nasshandlingkurs. 1100 Meter lang, ganze fünf Meter schmal, und von vorne bis hinten komplett nass und glitschig. Timo Glock erläutert: „Hier gilt es, das heute Stück für Stück Erlernte in Kombination umzusetzen, die Bausteine zu einem Ganzen zusammenzufügen und möglichst perfekt um den gesamten Kurs zu driften.“

Doch vorher ist noch reichlich Zeit zum Üben. Nach einer respekteinflößenden Mitfahrt mit den Instruktoren beginnt das freie Training. Mehr als einmal landen die gelben Renner im Kies neben der Strecke. Macht nichts. Weiter geht’s.

Schließlich wartet zum guten Schluss eine knallharte Abschlussprüfung. Vier Runden, keine mehr oder weniger, haben die Speed Academy Kandidaten Zeit, auf dem Nasshandlingkurs ihr neu gewonnenes Fahrgefühl zu beweisen. Die Jury notiert. Prüft. Wertet aus. Und kommt letztlich zu der Erkenntnis, dass Rennsport-Kollege Rast der Tagesbeste ist.

Und was haben wir heute gelernt? René Rast: „Man bekommt einfach mehr Gefühl für’s Auto und kann es dadurch sicherer am Limit bewegen. Und man weiß, was zu tun ist, wenn man über das Limit geht.“ Steffi Halm: „Besonders hilfreich finde ich das Training für nasse Streckenbedingungen. Wenn ich Untersteuern habe, weiß ich jetzt, wie ich die Hinterachse mitnutzen kann.“ Und Christian Vietoris: „Auch Übungen wie Ausweichen sind meiner Meinung nach sinnvoll. Schließlich können solche Situationen auch im normalen Straßenverkehr auftreten.“

© adrivo Sportpresse GmbH

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