Fiat

Test: Fiat Panda 4×4 – Eines Bären Gespür für Schnee

In Peter Hoegs Buch „Fräulein Smillas Gespür für Schnee“ kennt sich die Titelheldin mit vielen unterschiedlichen Kristallisationsformen von Schnee aus. So viel Fachkompetenz ist im deutschen Winter normalerweise kaum gefragt, doch diesmal waren Fahrzeuge mit Schneeflüsterer-Eigenschaften durchaus willkommen. Dass es dabei auch ruhig einmal eine Nummer kleiner zugehen darf, zeigte der Fiat Panda 4×4 in Kombination mit dem 55 kW/75 PS starken Diesel.

Eine Allradversion des kleinen Italieners begeisterte schon 1983 die Käufer der ersten Generation des italienischen Kleinwagens. Klein, leicht und wendig krabbelte der Panda fast jeden Weinberg hoch, brachte Förster zu ihren Hochsitzen und sorgte dafür, dass die Postzustellung in alpinen Gebirgsdörfern reibungslos funktionierte. Die Einsatzorte haben sich im Prinzip bis zur heute dritten Generation nicht wesentlich geändert. [foto id=“460322″ size=“small“ position=“left“]Als bequemes, reisetaugliches SUV-Pendant konnte sich der Kletterkünstler nie etablieren, dafür waren und sind die Abmessungen des Kletterzwergs zu knapp bemessen. Dass die mobile Bergziege sich jedoch auch auf normalen Straßen bewähren kann, wurde bei den diesjährigen Winterwetterkapriolen deutlich.
 
Los ging es morgens früh bei trockenen Straßenbedingungen zum 100 Kilometer entfernten Ziel. Bei minus 10 Grad startete der Panda mit lautem Gebrumm. Das deutliche Dieselnageln ließ auch bei steigender Motorerwärmung nicht wirklich nach. Doch da der Panda 4×4 kein Problembär ist, sondern vergleichsweise gut ausgestattet zu den Kunden rollt, verfügt er über ein Audiosystem. Einfach den Regler ein wenig aufdrehen, schon ertönt die Musik lauter und das Motorgeräusch fungiert dezenter als Hintergrundbegleitung.
 
Der kleine Selbstzünder agiert flott, die 190 Newtonmeter sorgen für ordentlichen Durchzug. Dank des kernigen Motorsounds meint man den Standardspurt schneller zu absolvieren als in den angegebenen 14 Sekunden und man ist gefühlt auch sportiver unterwegs als es der Kleine tatsächlich leisten kann. Kurven sollte man nicht zu schnell nehmen, besonders nicht, wenn sich Passagiere im Fond aufhalten. Deren Gesichtsfarbe könnte aufgrund der nicht ganz unmerklichen Wankbewegungen zu schnell ins Grünliche wechseln. Tempo 160 auf der Autobahn schafft er, bei diesem Spitzenwert strengt sich das Fahrzeug jedoch spürbar an. Es vibriert. Es dröhnt. Es rappelt. Viel unangenehmer ist jedoch, dass man auf der linken Spur nicht ernstgenommen wird. [foto id=“460323″ size=“small“ position=“right“]Lichthupe von schneller fahrenden Fahrzeugen von hinten, rücksichtloses Ausbremsen von langsameren, aber größeren Karossen von vorne, mitleidiges Belächeln von allen Seiten: Als automobiler Winzling hat man es nicht leicht.
 
Doch dann, wie in diesem Winter nicht unüblich, ging es in eine Schlechtwetterfront mit ergiebigem Schneefall. Die Räumfahrzeuge hatten erst die mittlere und rechte Spur geräumt, der Verkehr begann zu stocken und kaum einer traute sich auf die verschneite linke Spur. So ein bisschen Winter lässt den 4×4-Bär mit seinen 16 Zentimetern Bodenfreiheit jedoch aufblühen. Sein permanenter Vierradantrieb basiert auf zwei Differenzialen und einer elektronisch gesteuerter Kraftverteilung, die Fiat „Torque-on-demand“ nennt. Auf Knopfdruck und bei Geschwindigkeiten unter 50 km/h lässt sich zudem ein elektronisches Sperrdifferenzial aktivieren. Oder anders ausgedrückt: Der eben noch Weggescheuchte, Ausgebremste und Bemitleidete zieht mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht der Fahrerin sicher seine Spur die steil ansteigende Autobahntrasse hoch und beweist, stolz den Anderen die Flanke mit der 4×4-Beschriftung zeigend, dass wahre Größe nicht unbedingt von PS-Zahlen oder Abmessungen abhängt.[foto id=“460324″ size=“small“ position=“left“]

Apropos gute Laune

Auch ein Blick auf den Bordcomputer kann diese nicht vermiesen. Der Testverbrauch von 5,8 Litern ist für ein knapp 1,6 Tonnen schweres Fahrzeug (Gesamtgewicht) zwar nicht überragend, geht aber in Ordnung. Beim Betrachten der Preisliste wird vermutlich aber dem einen oder anderen Interessenten die Laune vermiest. In Verbindung mit dem Diesel startet die 4×4-Version ab 16.390 Euro. Basierend auf der höchsten Ausstattungsstufe Lounge unter anderem mit ESP, Klimaanlage sowie elektrisch verstell- und beheizbaren Außenspiegeln nimmt Fiat für den Allradantrieb 2.500 Euro Aufpreis. Unser Testwagen kostete mit einigen Extras wie Nebelleuchten, Unterbodenfahrschutz vorne und hinten, 15-Zoll-Leichtmetallfelgen, dem schon erwähnten Audiosystem mit MP3-fähigen CD-Player, Stoffsitzen mit Applikationen in Lederoptik und dem 4×4-Schriftzug auf den Seitenschutzleisten stolze 17.390 Euro. Das ist für einen Kleinwagen mit mäßigem Platz- und Fahrkomfort eine Ansage, zumal der Panda – abgesehen von seinen ganzjährigen Einsatzorten im Wald oder auf der Bergalm – seinen Besitzern natürlich nur im Winter sein gutes Gespür für Schnee zeigen kann.

Datenblatt: Fiat Panda 4×4

Fünftüriger, viersitziger Kleinwagen mit Allradantrieb
Länge: 3,69 Meter
Breite: 1,67 Meter (1,88 Meter mit Außenspiegeln)
Höhe: 1,61 Meter
Radstand: 2,30 Meter
Kofferraumvolumen: 225 bis 870 Liter

Motorisierung

1,2-Liter-Benziner, 55 kW/75 PS
maximales Drehmoment: 190 Nm bei 1.500 U/min
Vmax: 159 km/h
0-100 km/h: 14,5 s
Durchschnittsverbrauch: 4,7 l/100 km
CO2-Ausstoß: 125 g/km
Effizienzklasse: C
Testverbrauch: 5,8 Liter
Preis: ab 16.390 Euro

Kurzcharakteristik: Fiat Panda 4×4

Alternative zu: Suzuki Jimny, Dacia Duster
Sieht gut aus: in Grün vor weißem Hintergrund
Passt zu: Leuten, die auch eine Bärenpatenschaft im Zoo übernommen haben

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