Peugeot

Test: Peugeot 3008 Hybrid4 – Das Hadern des Familienvaters

Wenn die Familie größer wird, wird das Budget kleiner – und der Platzbedarf im Auto wiederum größer. Das nennt man wohl ein klassisches Dilemma. Die Lösungsvorschläge, die einem die Automobilindustrie in dieser Frage bislang anbietet, können allenfalls im Einzelfall überzeugen. Normalerweise lautet der Ausweg: Ein größeres Auto muss her, doch das verbraucht auch wieder mehr Sprit.

Der Dieselhybridantrieb, den Peugeot als erster Autohersteller zur Serienreife entwickelt hat, könnte hier eine Lösung sein – erst recht, wenn er im kompakten Van 3008 zum Einsatz kommt.[foto id=“437618″ size=“small“ position=“left“] 4,0 Liter Verbrauch, CO2-Emissionen von 104 g/km – da freut sich der sparsame Familienvater und malt sich die Welt seiner täglichen Pflichten plötzlich in ganz neuen Farben aus. Er könnte die Kinder morgens rein elektrisch zum Kindergarten bringen und damit sein schlechtes Gewissen, dass er schon wieder nicht das Fahrrad nimmt, ruhig stellen. Danach geht es mit dem Diesel, der immerhin 120 kW/163 PS leistet, flott aber sparsam ins Büro, während unterwegs die Nickel-Metallhydrid-Akkus wieder aufgeladen werden. Das einzige, worüber sich der komfortverliebte Familienvater Sorgen macht, ist die Frage, ob das Zusammenspiel zwischen Elektromotor und Diesel einigermaßen geschmeidig funktioniert.

Und das tut es im 3008 Hybrid4 überraschend gut

Die ersten Meter nach dem Anfahren absolviert der französische Fünftürer stets rein elektrisch, und wenn sich je nach Füllstand der Batterien irgendwann der 2,0-Liter-Diesel zuschaltet, geht das ohne Ruckeln und Schütteln vonstatten – jedenfalls deutlich komfortabler als befürchtet. Nur die Schaltpausen des automatisierten Schaltgetriebes, deren Steuerungselektronik zudem bisweilen etwas überfordert wirkt, können diesen Eindruck trüben.

Auch im Fahrbetrieb und selbst bei mäßigem Tempo auf der Autobahn übernimmt der Elektromotor immer mal wieder die alleinige Antriebsarbeit. Das diskrete Display[foto id=“437619″ size=“small“ position=“right“] im Kombiinstrument hält den Fahrer dabei über den aktuellen Stand der Dinge auf dem Laufenden; auf ein übertriebenes Mäusekino haben die Franzosen verzichtet.

Nimmt der Fahrer den Fuß vom Gas, versorgt der Generator die Batterien sofort wieder mit neuem Strom. Diese Rückgewinnung der Bremsenergie ist allerdings deutlich spürbarer als bei anderen Hybridfahrzeugen, was zur Folge hat, dass man sich beim Ausrollen permanent verschätzt und schneller verzögert als einem lieb ist. Zudem funktioniert die Rekuperation nicht bei normalem Autobahntempo, so dass die Batterie hier so gut wie nie voll aufgeladen wird. Rein theoretisch wären bis zu vier Kilometer mit Elektromodus möglich, aber in der Praxis ist dank der oft nur halb geladenen Batterie meist schon nach einem Kilometer Schluss. Immerhin: Für die Fahrt zum Kindergarten reicht es so gerade eben, für den Rückweg allerdings nicht.

Wer so lange wie möglich elektrisch fahren möchte, kann über den Drehregler auf der Mittelkonsole den ZEV-Modus wählen; daneben stehen ein Auto-Modus, [foto id=“437620″ size=“small“ position=“left“]der sich für den Alltag empfiehlt, und ein im Prinzip überflüssiger Sport-Modus zur Verfügung. Weil der Elektromotor auf die Hinterachse wirkt und der Diesel die Vorderräder antreibt, kann man – zum Beispiel auf verschneiten Wegen – manuell den 4WD-Modus anwählen.

Unser Familienvater ist meistens im Auto-Modus unterwegs – und zwar mit überaus moderatem Tempo. Er fühlt sich dabei ziemlich avantgardistisch und genießt das rein elektrische Fahren. Er sieht darüber hinweg, dass der Kofferraum wegen der Hybridbatterie mit 377 Litern 55 Liter kleiner ist als beim normalen 3008; auch die hohe Ladekante (71 Zentimeter!) stört ihn nicht weiter. Stattdessen freut er sich über die tadellose Materialqualität und Verarbeitung. Er hat sich sogar abgewöhnt, am Kindergarten auf dem Bürgersteig zu parken; das passt irgendwie nicht mehr zu seinem neuen Image. Die Blicke auf den [foto id=“437621″ size=“small“ position=“right“]Durchschnittsverbrauch im Bordcomputer würde er sich aber am liebsten verkneifen: 6,8 Liter steht da, fast drei Liter mehr als vom Hersteller angegeben und sogar mehr als beim identisch motorisierten 3008 ohne Elektrounterstützung.

So richtig stutzig wird er dann beim Studieren der Presseunterlagen

Von „technikbegeisterten, kaufkräftigen Kunden“ ist da als Zielgruppe die Rede, und vor allem beim zweiten Adjektiv hat er nicht den Eindruck, dass er gemeint sein könnte. Die Hybridversion kostet 36.150 Euro und damit 4.000 Euro mehr als der gleichstarke Diesel ohne Hybrid in der höchsten Ausstattung. Die Definition der Zielgruppe ergibt aus Sicht von Peugeot also durchaus Sinn – nur eben für unseren Familienvater nicht.

Datenblatt: Peugeot 3008 Hybrid4

Fünftüriges Kompakt-Crosssover-Fahrzeug
Länge/Breite/Höhe: 4,37 m/1,84, Höhe/1,61 m
Radstand: 2,61 m
Kofferraumvolumen: 377 bis 1.185 Liter
Leergewicht: 1.808 Kilogramm
Zuladung: 437 Kilogramm
   
Antrieb: 2,0-Liter-Dieselmotor
Leistung: 120 kW/163 PS
max. Drehmoment: 300 Nm bei 1.750 U/min
E-Motor: 27 kW/37 PS
Systemleistung: 147 kW/200 PS
0-100 km/h: 8,5 s
Vmax: 191 km/h
Verbrauch: 4,0 Liter
CO2-Ausstoß: 104 g/km
Testverbrauch: 6,8 Liter, Euro 5
   
Preis: ab 36.150 Euro

Kurzcharakteristik

Alternative zu: als Diesel-Vollhybrid konkurrenzlos, aber normale Diesel-Kompaktvans wären die vernünftige Alternative
Passt zu: technikbegeisterten, kaufkräftigen Kunden – dem ist nichts hinzuzufügen
Sieht gut aus: auf den anderthalb emissionsfreien Kilometern zum Kindergarten

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