Verkehrssicherheit: Der Beifahrer – des Fahrers Glück?

Der Beifahrer ist aus der Sicht der Autofahrer immer eine Spezies für sich. Die einen fahren am liebsten allein, die anderen möchten immer jemand neben sich sitzen haben. Manche schweigen, hören aber gern zu. Andere reden lieber selbst, und freuen sich über den Zuhörer. Bestimmte Autolenker lieben die Hinweise des Beifahrers zum Verkehrsgeschehen, andere verbitten sich jede Einmischung. Neben den ganz persönlichen Vorlieben im Verhältnis von Fahrer zum Beifahrer hat diese Konstellation auch Auswirkungen auf die Verkehrssicherheit.

Unter dem Aspekt „was lenkt beim Fahren ab“ hat Mark Vollrath von der Technischen Universität Braunschweig in Unfallanalysen und Befragungen erforscht, was dem Klima im Auto gut tut, was gefährlich werden kann und was den Fahrer eher stabilisiert.

Generell, so Vollrath, wirkt sich ein Beifahrer positiv auf das Verkehrsverhalten des Fahrers aus. Er interpretiert dieses Untersuchungsergebnis mit der sozialen Verantwortung, die sich beim Fahrer gegenüber seinem Nebensitzer einstellt. Das gilt ganz besonders in Situationen, in denen sich der Wagenlenker als Beschützer des Beifahrers, meist weiblichen Geschlechts, in Szene setzen möchte. Übertreibt er die Selbstinszenierung, kann allerdings auch der gegenteilige Effekt eintreten. Dann neigen gerade junge Männer dazu, gute (Fahr-)Vorsätze über den Haufen zu werfen und riskieren mehr.

Ähnliches Beobachten die Unfallforscher bei jungen männlichen Fahrern, die nicht nur einen männlichen Mitfahrer im Auto haben, sondern eine ganze Clique. Dann stellt sich schnell ein Imponiergehabe ein: Unter anderem werden dann andere Verkehrsteilnehmer und Verkehrszeichen missachtet, schneller als üblich gefahren, mitunter laute Gespräche geführt, und bei Gesängen und Scherzen denkt der Fahrer nur noch nebenbei an seine Verantwortung.

In einem harmonierenden Fahrer-Beifahrergespann fungiert der Nebensitzer laut Vollrath oft als „zweites Augenpaar“. Er kompensiert damit manche Unaufmerksamkeit des Fahrers. Positiv wirken sich auch ruhige Gespräche zwischen Fahrer und Beifahrer aus. Sie tragen dazu bei, dass der Spannungsbogen beim Fahrer erhalten bleibt, ihm nicht zu langweilig wird, was ebenfalls die Aufmerksamkeit mindert.

Gefährlich wird es allerdings für den Fahrer, wenn das Gespräch zwischen beiden mit ständigen Blickkontakten verbunden ist, was die Aufmerksamkeit vom Verkehr auf der Straße und ihrer Umgebung mindert.

Die Unfall-Auswerter aus Braunschweig haben zudem Vergleiche zwischen den Gesprächen im Auto und dem Telefonieren angestellt. Sie kamen zu dem Ergebnis, dass Telefongespräche weit mehr ablenken, weil der angerufene Gesprächspartner in seiner Gesprächsführung keine Rücksicht auf das Verkehrsgeschehen nehmen kann. Er nimmt es schließlich nicht wahr. Ein Beifahrer stellt sich hingegen auf den Verkehr ein, macht in brenzligen Situationen mal eine Pause, passt sich in Lautstärke und Schnelligkeit den Bedingungen im und ums Auto an.

Ist Fahren unter Alkoholeinfluss ohnehin schon gefährlich, wird es noch gefährlicher, wenn der Fahrer Passagiere an Bord hat. Er neigt dann oft zu Geschwätzigkeit mit körperlichen Annäherungen, die schnell zu ungewollten Lenkbewegungen führen.

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