Vollautomatisch und wetterunabhängig: 100 000 Mal gebremst

Vollautomatisch und wetterunabhängig: 100 000 Mal gebremst Bilder

Copyright: hersteller

Vollautomatisch und wetterunabhängig: 100 000 Mal gebremst Bilder

Copyright: hersteller

Vollautomatisch und wetterunabhängig: 100 000 Mal gebremst Bilder

Copyright: hersteller

Vollautomatisch und wetterunabhängig: 100 000 Mal gebremst Bilder

Copyright: hersteller

Vollautomatisch und wetterunabhängig: 100 000 Mal gebremst Bilder

Copyright: hersteller

Vollautomatisch und wetterunabhängig: 100 000 Mal gebremst Bilder

Copyright: hersteller

Das wichtigste Produkt am Auto ist der Reifen. Er entscheidet oft über Leben und Tod. Deshalb räumen die Reifenhersteller diesem schwarzen, runden Ding viel Aufmerksamkeit bei der Entwicklung ein. So steht die weltweit erste vollautomatische und wetterunabhängige Reifentestanlage nahe Hannover im Contidrom.

Ohne Fahrer können hier Reifen ganzjährig auf trockener und nasser Fahrbahn in einer rund 300 Meter langen Halle bei Vollbremsungen überprüft werden. Für diesen sogenannten „Automated Indoor Braking Analyzer“ (AIBA) hat der „Reifenbäcker“ in das seit 1967 bestehende Testgelände gut zehn Millionen Euro investiert, mit dem Erfolg: Nie zuvor hat es genauere Ergebnisse gegeben.

Die Bremsleistungen auf nasser und trockener Fahrbahn zählen zu den besonders wichtigen Eigenschaften. Zudem: Seit November 2012 müssen neue Reifen mit dem Reifenlabel gekennzeichnet sein. Die selbstzertifizierten Angaben für ihre Reifen nimmt Continental außerordentlich ernst. Angesichts von tausenden von unterschiedlichen Reifen ist der Testaufwand sehr hoch. Dabei kann der neue AIBA wirkungsvolle Unterstützung leisten, denn die Anlage ermöglicht im Vollbetrieb eine Kapazität von rund 100 000 Einzelbremsungen jährlich.

Und bei der Errichtung war es nicht mit dem Überdachen einer Fahrbahn getan. In der bis zu 30 Meter breiten Halle beschleunigt ein unbemanntes Testfahrzeug vollautomatisch auf bis zu 120 km/h. Die Bremsungen erfolgen auf bis zu fünf verschiedenen Fahrbahnbelägen, die sich hydraulisch austauschen lassen. Die Fahrbahnabschnitte sind 75 Meter lang und natürlich Tonnen schwer. In der Halle herrschen während des ganzen Jahres regulierbare und konstante Temperaturen. Das mit teilweise selbst entwickelter Mess-Elektronik vollgestopfte Testfahrzeug darf bis zu 3,5 Tonnen schwer sein, wird an einer Schiene geführt und beschleunigt magnetisch in etwa drei Sekunden auf 100 km/h. Den Bremsvorgang selbst erledigt ein Roboter, der unbestechlich und ohne Schwankungen der Tagesform in immer der gleichen Weise Vollbremsungen durchführt. Nach dem Stillstand wird das Testfahrzeug automatisch zum nächsten Durchgang transportiert. Gegebenenfalls erfolgt zuvor natürlich eine Umrüstung auf den nächsten zu prüfenden Reifen.

Die Ergebnisse in der Testanlage AIBA ermöglichen es, auch kleinste Entwicklungsfortschritte mit höchster Präzision zu messen. Die Reproduzierbarkeit gegenüber bisherigen Verfahren zur Bremswegermittlung stieg um 70 Prozent, denn menschliche und klimatische Einflüsse sind ausgeschlossen. Die Streuung der Ergebnisse bleibt denkbar gering. Daher muss auch nicht mehr jeder Reifen so oft wie bisher zum Test antreten. Dadurch halbiert sich der Aufwand. Zugleich ist die Belastung für die Testfahrer erheblich niedriger: Wer es einmal ausprobiert hat, einen ganzen Tag immer wieder aus Tempo 100 km/h Vollbremsungen auf die Fahrbahn zu legen, weiß, wie zerschlagen der Körper anschließend ist.

In die Hallen des AIBA integriert ist eine Eishalle. Hier herrschen je nach Wunsch Temperaturen zwischen minus zehn und minus einem Grad Fahrbahntemperatur und zwischen fünf und zwölf Grad Lufttemperatur. Bei den jetzt möglichen ganzjährigen Fahrversuchen auf vereister Fahrbahn sitzen jedoch weiterhin Testfahrer aus Fleisch und Blut am Lenkrad. Ebenso sind von den insgesamt 90 Mitarbeitern im Contidrom noch viele auf den anderen Strecken neben dem AIBA unterwegs.

So gewinnt Continental auf dem Hochgeschwindigkeitsoval, das seit der Eröffnung besteht, weiterhin wichtige Erkenntnisse. Zu den Höhepunkten auf dem Testgelände, das rund 40 Kilometer vom Forschungs- und Entwicklungszentrum in Hannover Stöcken entfernt liegt, zählt der 1,8 Kilometer lange Nasshandlingkurs. Diese Rundstrecke ist komplett bewässert und wurde exakt nachgebaut auf einem weiteren Testgelände der Hannoveraner, das sich im texanischen Uvalde befindet: zum Überprüfen von Lenkansprache und der Fahrstabilität. Weitere wichtige Einrichtungen des Contidroms sind der große Kreis, auf dem die Tester vor allem die Aquaplaningeigenschaften in der Kurve ermitteln. Auf dem kleinen Kreis messen sie die Seitenführung. Im nochmals kleineren „Abwerfkreis“ überprüfen die Entwickler, ab welchem Reifendruck der Pneu bei Tempo 55 von der Felge springt. Weitere Bremstests, aber auch das Längsaquaplaning fahren die Tester an der Schienenbahn, die 1985 in Betrieb gegangen ist.

Außerhalb des 2,8 Kilometer langen Ovals, auf dem auch Geschwindigkeiten von 300 km/h möglich sind, liegen weitere Messbahnen. Hier untersuchen die Conti-Entwickler unter anderem die Reifen-/ Fahrbahngeräusche auf genormten Belägen. Nicht zuletzt erlaubt der 1995 gebaute, 3,8 Kilometer lange „große Handlingkurs“ hohe Geschwindigkeiten. Links- und Rechtskurven mit unterschiedlichen Radien ermöglichen aussagekräftige Analysen. Nicht zuletzt gibt es seit dem Jahr 2003 auch eine Geländestrecke mit verschiedenen Steigungen, einem Wasserbecken und einer Verschränkungs- und Steilbahn zur Überprüfung von SUV-, SAV- und MPV-Reifen.

UNSERE TOP-ANGEBOTE FÜR SIE

MEHR ERFAHREN AUS DEM BEREICH NEWS

E-Go stellt erneut Insolvenzantrag

E-Go stellt erneut Insolvenzantrag

Rivian R2 und R3: Eine Überraschung in Kalifornien

Rivian R2 und R3: Eine Überraschung in Kalifornien

Stärker war noch kein Serien-Porsche

Stärker war noch kein Serien-Porsche

zoom_photo