Abgas-Affäre

VW-Affäre: Offenbar 540.000 „Schwerst-Fälle“

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So einfach, wie der Volkswagen-Konzern die Abgas-Manipulationen bei den betroffenen Diesel-Fahrzeugen aus der Welt schaffen will, geht es nun doch nicht. Beim größten Rückruf der Firmengeschichte ab Januar 2016 ist es mit einem schnellen Software-Update in vielen Fällen jedenfalls nicht getan. So rechnet das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) nun mit etwa 540.000 Autos, bei denen größere technische Änderungen nötig sind. Das teilte das Bundesverkehrsministerium in Berlin mit.

Verantwortlich für die jüngste Entwicklung ist der vom KBA verbindlich angeordnete Rückruf für insgesamt 2,4 Millionen Fahrzeuge des Volkswagen-Konzerns. VW hatte sofort mitgeteilt, dass für Autos mit 2,0 Liter Hubraum eine reine Software-Lösung reichen würde. Bei allen anderen Modellen sei eine Anpassung der Motor-Technik nötig. Und ein solcher „Eingriff“ geht über eine reine Programmierung der Software hinaus. Nähere Angaben über den möglichen Ablauf dieser Aktion wurden zunächst nicht gemacht. Die Bedingungen für Änderungen an der Hardware wie etwa Eingriffe am Motor und am Katalysator sollen die betroffenen Kunden von VW erfahren, heißt es.

Zur Vorgeschichte: Mitte Oktober hatte das KBA Volkswagen zu der zunächst als freiwillig geplanten Rückrufaktion verpflichtet. Laut Verkehrsminister Alexander Dobrindt dürfte sich diese bis zum Jahresende 2016 hinziehen. Ungeachtet der neuen Zahlen aus Berlin traf sich laut VW-Pressemitteilung der Aufsichtsrat des Konzerns auf dem Werksgelände in Wolfsburg zur weiteren Aufarbeitung der Abgas-Krise. Zuvor hatte sich am Morgen bereits das übergeordnete Präsidium zu Beratungen zusammengefunden.

Gutscheine für betroffene Kunden

Und was tut sich in den USA, schließlich kam dort der Abgas-Skandal ins Rollen? Um das verloren gegangene Vertrauen bei den Kunden und Geschäftspartnern in den Vereinigten Staaten zurückzugewinnen, will Volkswagen jetzt Gutscheine anbieten. Besitzer von Diesel-Autos sollen als eine Art Wiedergutmachung Prepaid-Karten im Wert von umgerechnet rund 930 Euro erhalten sowie einen kostenlosen Pannen-Service für drei Jahre in Anspruch nehmen dürfen, heißt es in einem Informationsschreiben.

Als Reaktion auf diese Gutschein-Aktion in den USA forderten Verbraucherschützer eine ähnliche Regelung für deutsche Kunden. „Das Unternehmen muss zu seiner Verantwortung stehen“, sagte Klaus Müller, Vorstand des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv), der „Rheinischen Post“. „Darum wären solche Gutscheine in Deutschland das Minimum, um die betroffenen Verbraucher zu entschädigen.“ Ähnlich äußerten sich die Grünen: „Wir brauchen einen größeren und besseren Schadenersatz für die Verbraucher“, sagte Parteichefin Simone Peter.

Der Abgas-Skandal hatte sich kürzlich ausgeweitet: VW teilte mit, dass es auch beim CO2-Ausstoß zu „Unregelmäßigkeiten“ gekommen sei. Bisher hat Europas größter Autokonzern für den Abgas-Skandal und seine Folgen 6,7 Milliarden Euro zurückgelegt. Die wirtschaftlichen Risiken des hinzugekommenen CO2-Problems schätzen Experten nun auf weitere zwei Milliarden Euro.

Der neue Volkswagen-Chef Matthias Müller und der Konzernbetriebsratsvorsitzende Bernd Osterloh haben sich über das weitere Vorgehen zur Investitions- und Auslastungs-Planung verständigt. In den kommenden zehn Tagen werden eine Reihe von Gesprächen zwischen Vorstand und Arbeitnehmer-Vertretung geführt, heißt es in Wolfsburg. Das Ziel sei, einen gemeinsamen Weg für die Zukunft des Unternehmens zu bestimmen. „Wir werden die Prioritäten auf Zukunfts-Produkte und -Technologien legen. Dies ist der wesentliche Beitrag, um künftigen Unternehmenserfolg und Beschäftigung verlässlich zu sichern“, erklärte Matthias Müller. Der Betriebsrat wertet die Zusammenarbeit mit dem Vorstand als „starkes Signal“. „Die Herausforderungen sind enorm, aber die Belegschaft steht hinter dem Unternehmen“, sagte Bernd Osterloh.

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