Pagani Huayra BC

Was macht der Pagani am Polarkreis?

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Ein Supersportwagen der Edel-Schmiede Pagani passt ins Straßenbild des mondänen Monte Carlo. Dort ist beispielsweise Formel-1-Star Lewis Hamilton mit einem solchen Renner unterwegs. Auch auf den Luxus-Meilen in Dubai ist der Pagani ein gern gesehener Gast. Doch jetzt kommen die Elche am Polarkreis aus dem Staunen nicht heraus. Da treibt doch in ihrem „Wohnzimmer“ tatsächlich ein Pagani Huayra BC sein Unwesen.

Mit mehr als 750 PS donnert dieser rassige Zwölfzylinder im Tarnkostüm über Eis und Schnee. Oder ist das etwa nur eine Fatamorgana? Bei Außentemperaturen von minus 20 Grad eigentlich unmöglich.

Was also macht der Pagani da am Polarkreis?

Die Antwort ist relativ simpel: Der deutsche Weltkonzern Bosch hat ein Winter-Testzentrum im nordschwedischen Arjeplog. Doch einen Pagani haben Entwickler Jorge Jauregui und seine Kollegen auch nicht alle Tage zur exklusiven Probefahrt in der eiskalten Garage stehen. Die Sicherheitssysteme des Supersportwagens wie beispielsweise das Antiblockiersystem ABS, die Traktionskontrolle und das Elektronische Stabilitäts-Programm ESP kommen von Bosch. Diese elektronischen Helfer im Huayra BC sind rein äußerlich nicht von den Komponenten in Millionen von Fahrzeugen auf den Straßen überall auf der Welt zu unterscheiden, erklären die Bosch-Strategen. Ihre Software jedoch wurde speziell für die wenigen Fahrzeuge von Pagani maßgeschneidert. Unikate für nur 20 Fahrzeuge und fünf Prototypen. Das Verhalten der Fahrzeugsysteme ist laut Bosch in fünf Stufen regelbar - von komfortabel bis maximal dynamisch. Und diese Präzisionsarbeit in der Fahrzeugentwicklung ist Aufgabe von Jorge Jauregui und seinem Team. Zwei Wochen lang sind die Spezialisten mit einem Prototypen im Bosch-Testzentrum. Auch wenn sie bei der sogenannten "Wintererprobung" schon viele Fahrzeuge getestet haben, ist es dieses Mal anders: "Mehr als 750 PS auf Schnee zu zähmen, ist auch für mich eine besondere Herausforderung. Das mache ich nicht alle Tage", sagt Jorge Jauregui. Pagani vertraut bei den Fahrsicherheits- und Bremsregelsystemen seines Huayra und Huayra BC ganz auf die Erfahrung des deutschen Unternehmens. "Die Philosophie für unsere Fahrzeuge ist eine Verbindung aus Kunst und Wissenschaft, Technologie und Design, Performance und kompromissloser Sicherheit. Für diese Aufgabe ist Bosch seit Jahren unser Partner", sagt Horacio Pagani, Gründer des italienischen Supersportwagenherstellers Pagani Automobili. Bei der Bosch Engineering GmbH arbeiten mehr als 2.000 Ingenieure. Für den Zonda, den Huayra und nun für den Pagani Huayra BC zeigt der Entwicklungsdienstleister, wie individuell man Software und Elektronik auf ein Fahrzeug zuschneidern und abstimmen kann, heißt es in der offiziellen Sprachregelung. Um im realen Straßenverkehr in allen Situationen perfekt zu reagieren, erfordern ABS und ESP eine präzise Abstimmung. Und die muss bei sommerlichen und winterlichen Straßenverhältnissen gewährleistet sein. "Nur so können die Systeme ihr ganzes Sicherheitspotenzial ausspielen und gleichzeitig die gewünschte markenspezifische Dynamik und Leistung des Fahrzeugs erzeugen. Diese Anforderung von Pagani haben wir verstanden und entwickeln für unseren Kunden eine maßgeschneiderte Software", sagt Bernhard Bihr, Geschäftsführer der Bosch Engineering GmbH.
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Der Test-Alltag am Polarkreis ist hart

Jorge Jauregui und seine Kollegen beginnen weit vor Sonnenaufgang mit ihrer Arbeit. Große Flutlichter beleuchten die verschiedenen Strecken auf Land und auf Teilen des riesigen zugefrorenen Sees. „Zuerst testen wir das ABS auf einer einseitig vereisten Fahrbahn. Später stimmen wir die Fahreigenschaften auf einer Teststrecke auf dem zugefrorenen See ab“, erklärt der gebürtige Argentinier. Ein Elektronisches Stabilitäts-Programm beispielsweise hat über 3.000 Parameter in der Software, die die Reaktion des Systems beeinflussen. „Die größte Herausforderung für uns ist, die Leistung des Fahrzeugs auch in kritischen Situationen kontrollierbar und sicher zu machen, ohne dabei die Performance aus den Augen zu verlieren.“Damit die Fahrbahnen immer im gleichen Zustand sind, wird mehrmals am Tag bewässert und geglättet. Nur so können auch kleinste Änderungen des Fahrverhaltens nach Software-Anpassungen analysiert werden. Die Vergleiche der Massdaten sind enorm wichtig, betont Jorge Jauregui. „Wir wollen exakt messen, wie sich das Fahrverhalten ändert, wenn wir einen Parameter neu einstellen. Wenn die Fahrbahn immer gleich ist, können wir diesen Einfluss ausschalten.“ Nach jeder Fahrt überprüft der Ingenieur die Messwerte, speichert Daten, tippt neue Befehlskombinationen in den Rechner und fährt dann wieder los. Zufrieden ist er erst, wenn die Symbiose aus Sicherheit und Performance des 750-PS-Renners auch auf Eis und Schnee passt, sagt Jorge Jauregui. Dann geht es für den Pagani wieder nach Hause – und die Elche genießen die Ruhe. Bis zum nächsten Test.

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