Wenn die Elektronik im Auto zum Problem wird

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Eine Vielzahl der Funktionen eines Autos ist elektronisch gesteuert. Dabei bleibt es nicht aus, dass Störungen auftreten. So schließen zum Beispiel Schiebedächer bei Regen nicht oder Klimaanlagen heizen, statt zu kühlen. Wie das Magazin „Technology Review“ berichtet, sind auch Sicherheitssysteme von Fehfunktionen betroffen. So versagte bei einer öffentlichen Vorführung der Bremsassistent eines Volvo. Der Wagen rollte mit Tempo 30 auf das Heck eines Sattelaufliegers zu und krachte dann ungebremst in den Unterfahrschutz des Lkws. Der Grund für den Ausfall des Systems war das eilige Aufladen der Batterie kurz vor der Vorführung. Die hohe Ladespannung hat dann einigen Steuersystemen inklusive dem Bremsassistenten „den Garaus“ gemacht.

Die Koordination der Energiesyssteme für die elektronischen Steuerungenim Auto nennt sich Energiemanagement. Ursache für auftretende Fehler ist die enorm gestiegene Anzahl von Stromverbrauchern im Auto – insbesondere die für verschiedene Komfortfunktionen. Diese verschiedenen Verbraucher schalten nach Fahrtende keinesfalls ganz ab. Die Steuerungen verharren im Stand-by-Modus, ähnlich wie ein Fernsehgerät nach dem Abschalten. Bei vielen Dieselautos schalten sich beim Öffnen der Tür sogar schon die Glühkerzen ein, damit der Selbstzünder genauso schnell anspringt wie ein Benziner. „Allein die Steuergeräte können schnell mal 10 bis 15 Ampere ziehen, und dann ist die Batterie am nächsten Morgen natürlich leer“, sagt ADAC-Elektronik-Projektleiter Helmut Schmaler.

Auch die Software in den Fahrzeugen löst hin und wieder Fehlfunktionen aus. Zwar hieß es bei Volvo, dass der Code für sämtliche Steuergeräte schon früh durch Simulation getestet und später im Fahrzeug noch unter realen Bedingungen geprüft werde. Doch Schmaler weiß: „Die Elektroniker kommen bei den Prototypen erst ganz zum Schluss dran. Dann ist natürlich kaum noch Zeit, das Ganze auszuprobieren und eine vernünftige Abstimmung zu treffen.“

Zudem fallen gelegentlich die Steuergeräte selbst aus oder arbeiten fehlerhaft – etwa weil sie feucht geworden sind oder weil Bauelemente, Lötstellen oder Steckkontakte einfach nur eine begrenzte Lebensdauer haben. Wenn ein Fahrzeug ohne Zutun des Fahrers plötzlich anfährt, abbremst oder gar die Bremsen versagen, ist mit großer Wahrscheinlichkeit ein Hacker in die Fahrzeug-IT eingedrungen. Forscher der Universität Washington und der Universität von Kalifornien in San Diego haben gezeigt, dass sich mit den nötigen Fachkenntnissen nahezu alle Funktionen eines modernen Autos manipulieren und sogar fernsteuern lassen. Alle Steuersysteme sind miteinander vernetzt und regeln sämtliche Funktionen. Sogar das Gaspedal und die Bremse lassen sich über das Antiblockiersystem oder das elektronische Stabilitätsprogramm ansteuern.

Die Angreifer beschränken sich bisher auf vergleichsweise harmlose Dinge: Sie manipulieren das Türschließsystem, steigern die Motorleistung per Motorsteuerung oder drehen die Kilometerleistung auf dem Tacho zurück. Jedoch vermehren sich mit den zunehmenden digitalen Verbindungen des Automobils zur Außenwelt auch die möglichen Einfallstore für Hacker. „Es gibt drei kritische Schnittstellen“, sagt Christoph Krauß, Leiter Embedded Software Security am Fraunhofer AISEC-Institut, „die Car-to-Car-Schnittstelle, der Internetzugang über GSM und Bluetooth sowie WLAN im Fahrzeug.“

Wer sich persönlich Zugang zum Auto verschaffen will, hat es sogar noch einfacher. „Über den Standard-Servicestecker können Manipulierer in aller Ruhe rein gehen und dann eine andere Schnittstelle wie Bluetooth freischalten“, so Winfried Stephan, IT-Berater bei T-Systems. Für besonders kritisch hält der Experte die sogenannten „Embedded-Systems“, also die im Auto integrierten Computersysteme. „Da verbinden sich Fragen zur IT-Security sofort mit Fragen, die Leib und Leben betreffen“, sagt Stephan.

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