Europas größter Flughafen vor dem Betriebsstart

Der größte und modernste Flughafen Europas entsteht derzeit im Südosten Berlins. Genau gesagt strebt die Anlage auf einer Fläche, die 2 000 Fußballfeldern entspricht ihrer Vollendung entgegen. Am 3. Juni rollen die ersten Maschinen offiziell über die Start- und Landebahnen. Damit endet die fast sechsjährige Bauphase dieses spektakulären Verkehrsprojekts, dessen Grundsteinlegung am 5. September 2006 erfolgt war.

Der Begriff „Superlative“ beschreibt nur unzureichend die Ausmaße des neuen Großflughafens. Auf einer Fläche von 1 470 Hektar entstanden vier Terminals, in denen 27 Millionen Flugpassagiere pro Jahr abgefertigt werden können. Mit der Option einer Erweiterung auf 45 Millionen Fluggäste. Für die Gebäude und die beiden 3 600 beziehungsweise 4 000 Meter langen Rollbahnen flossen insgesamt 3,4 Millionen Tonnen Beton aus Mischanlagen und Transportern. Künftig sind zudem regelmäßig 33 000 Quadratmeter Glasflächen zu reinigen. Rund 40 000 Menschen finden einen Arbeitsplatz in dem Flughafen, der den Namen des früheren Berliner Oberbürgermeisters und späteren Bundeskanzlers Willy Brandt (1913 – 1992) tragen wird.

Die Geschichte des Flughafens reicht bis 1934 zurück. Mit dem Baubeginn der Heinkel-Flugzeugwerke am 15. Oktober in Schönefeld entstanden auch drei jeweils 800 Meter lange Start- und Landebahnen aus Beton, auf denen bis zum Ende des Zeiten Weltkriegs rund 14 000 Maschinen die Werke verließen. Die russischen Besatzer ordneten 1947 den Bau eines zivilen Flughafens an, der sich im Laufe der späteren [foto id=“414910″ size=“small“ position=“left“]DDR-Geschichte zum zentralen Luft-Drehkreuz der Deutschen Demokratischen Republik entwickelte. Nach der Wende gingen die Passagierzahlen trotz Erweiterungen des Flughafens zurück. 1995 erfolgte der Beschluss der Bundesregierung, Schönefeld zum Großflughafen auszubauen.

Politisch war und ist das Großprojekt „Willy Brand Flughafen“, der rund 2,84 Milliarden Euro kosten wird, nicht unumstritten. Neben Umweltschützern rief der Bau auch Anwohner auf den Plan, die sich durch den zu erwartenden Fluglärm bedroht fühlen. Schon die mehr als sieben Millionen Fluggäste während des laufenden Flugbetriebs sorgten 2011 bereits für über 66 000 Flugbewegungen. Zwei Gemeinden, Diepensee und Selchow mussten komplett dem Flughafen weichen. Während durch die Schließung des Flughafens in Berlin-Tegel der Fluglärm für rund 225 000 Anlieger entfällt, müssen um Schönefeld etwa 65 000 Anwohner mit mehr Lärm rechnen.

Beeindruckend fallen auch die Infrastrukturmaßnahmen aus. Um den neuen Großflughafen optimal an die Innenstadt anbinden zu können, entstanden 18,5 Kilometer neue Fern- und Regionalbahngleise. In die Gleis- und Bahnhofanlagen flossen weitere 636 Millionen Euro.

Vor der Inbetriebnahme des „Willy Brand Flughafens“ steht noch eine logistische Herausforderung der Spitzenklasse zur Überwindung an. Für den Standortwechsel vom Flughafen Berlin-Tegel nach Schönefeld steht den Verantwortlichen nur die Nacht zwischen dem 2. und 3. Juni zur Verfügung. Zwischen 22 Uhr und 3 Uhr morgens müssen in Tegel 80 Gebäude geräumt werden. 600 Schwer- und Sonderfahrten sind für die Überführung der Sonderfahrzeuge für die Bodenabfertigung erforderlich. Möbel, Lager, Archive und die Gastronomie füllen weitere 2 500 Lastwagen. Die Zuversicht, dass das klappen wird, schöpfen die Planer [foto id=“414911″ size=“small“ position=“right“]aus den Erfahrungen ihrer Münchner Kollegen, die 1992 den Umzug ihres Airports in einer Nacht praktisch frei von Störungen und Zeitverzögerungen über die Bühne gebracht haben.

In einer sechsmonatigen Probephase trainiert das Personal seit November 2011 mit 15 000 Übungskoffern die Check-in-Abläufe mit der Sortierung der Gepäckstücke. Bevor der erste offizielle Fluggast eincheckt, haben die Mitarbeiter in Schönefeld bereits mehr als 300 000 Koffer und Gepäckstücke bewegt. Für den Probebetrieb haben sich mehr als 12 000 Statisten gemeldet, die sich für jeweils zwei Probetage zur Verfügung stellen wollen.

Wenn der „Willy Brand Flughafen“ Anfang Juni seinen Betrieb aufnimmt, hat die Einrichtung ihre Feuertaufe mit der großen Einweihung bereits hinter sich. Die findet am 24. Mai für 40 000 geladene Gäste statt. 30 000 der Karten kommen im Rahmen einer Verlosung zu den Interessenten, die unbedingt an der Zwei-Millionen-Euro-Party teilnehmen wollen. Für Jedermann öffnet der Flughafen bereits am 12. und 13. Mai im Rahmen von zwei Publikumstagen seine Pforten.

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