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Fahrbericht Hyundai Tucson: Solider Grenzgänger

Im vergangenen Jahr entschieden sich rund 160 000 Kunden allein in Deutschland für ein Fahrzeug aus diesem Segment. Von diesem Kuchen will sich Hyundai künftig ein noch größeres Stückchen sichern. Nach dem erfolgreichen Santa Fe schicken die Koreaner den Tucson ins Rennen, der nur wenig kleiner ist. Da der Nachfolger des Santa Fe aber kräftig wachsen soll, macht die Platzierung knapp unterhalb des eigenen Allradlers durchaus Sinn. Und der Tuscon lockt in der Basisversion mit einem echten Kampfpreis. In Verbindung mit einem Zweiliter-Benziner kostet er 18 390 Euro und ist damit durchaus als Schnäppchen zu bezeichnen.
Hyundai Tucson. Foto: Auto-Reporter
Für diesen Preis bekommt der Kunde ab 18. September aber keinen Allradantrieb, die Basis wird über die Vorderräder angetrieben. Auch eine Traktionskontrolle fehlt, sie ist den Allradfahrzeugen vorbehalten. Neben den frontgetriebenen Varianten ist der SUV mit einem "InterActive-Torque Management" genannten Allradantrieb erhältlich, der bei nachlassendem Schlupf bis zu 50 Prozent der Antriebskräfte an die Hinterräder leitet. Zu Wahl stehen drei Motoren: ein 104 kW/141 PS starker Zwei-Benziner, der in der vierradgetriebenen Version für 21 890 Euro erhältlich ist, oder ein Common-Rail-Turbodiesel mit 83 kW/113 PS. Als 2WD wird der Tucson 2.0 CRDi für 21 290 Euro, als 4WD für 24 290 Euro angeboten. Das Spitzenmodell mit einem 2,7-Liter-V6-Benziner und 129 kW/175 PS Leistung wird ausschließlich mit Vierradantrieb und Vierstufen-Automatik für 25 890 Euro geliefert. Ab Dezember wird auch ESP auf Wunsch für die Allradmodelle zur Verfügung stehen, der Preis steht allerdings noch nicht fest. Das empfehlenswerte Komfort-Paket mit Ledersitzen, Sitzheizung und Klimaautomatik kostet 2050 Euro Aufpreis.
Auf 4,32 Metern Länge und mit einem Radstand von 2,63 bietet der Tuscon Platz für fünf Passagiere. Besonders die Fondinsassen dürfen sich über reichlich Beinfreiheit freuen. Vorne sind die Platzverhältnisse ebenfalls ordentlich. Der Tucson ist breit (1,80 Meter) und hoch (1,73 Meter), das kommt den Passagieren sehr zu gute. Der Kofferraum ist allerdings recht klein: 325 Liter bis Fensterhöhe sind wenig, bei umgelegter Rückbank (1/3 zu 2/3 teilbar) sind es 805 Liter. Wer den Tucson bis unters Dach vollädt, kann aber sicherlich das doppelte Volumen erzielen.
Der Tucson ist durchaus gefällig gemacht und optisch bewusst an den erfolgreichen Santa Fee angelegt. Er wirkt mit seinen kurzen Überhängen kleiner, als er tatsächlich ist. Die hohe Sitzposition ist angenhem, allerdings ist das Lenkrad nur in der Höhe verstellbar. Das Gestühl ist ausreichend groß, könnte aber mehr Seitenhalt vor allem im Rücken bieten. Ansonsten ist die Bedienung einfach, es gibt nur wenige Schalter. Das Hartplastik der Armaturen in Hellgrau ist Geschmackssache, auf jeden Fall wirkt es solide. Die Zeiten, in denen den Materialien deutlich anzusehen war, dass sie billig sind, gehören bei Hyundai der Vergangenheit an.
Etwa 34 Prozent der Tucson werden nach Schätzungen der Marketing-Strategen von einem Selbstzünder befeuert. Der Zweiliter ist eher etwas für gemütliche Vertreter. Auf dem Papier hören sich 245 Newtonmeter Drehmoment bei 4000 Touren nicht schlecht an, aber es fehlt dem Diesel etwas an Durchzug. Auf Wunsch können Kunden den Motor beim Händler durch ein Chip-Tuning auf rund 100 kW aufrüsten lassen, für Eilige durchaus eine Überlegung wert. Der Basis-Benziner und natürlich der 2,7-Liter sind deutlich spritziger und laufen leiser. Besonders der V6 überzeugt mit seidigem Lauf und harmoniert gut mit der Automatik, allerdings folgt die Strafe an der Tankstelle. Unter zwölf Litern ist der stärkste Tucson kaum zu bewegen. Der Diesel soll sich mit sieben Litern zufrieden geben, der Zweiliter-Benziner verbraucht im Drittelmix acht Liter, im Alltagsbetrieb dürften es ein bis zwei Liter mehr sein. Verbesserungswürdig ist die Umweltverträglichkeit der Motoren. Die Benziner erfüllen Euro 3/D4, der Diesel erfüllt Euro 3. Ein Partikelfolter liegt nach Angaben von Hyundai "fertig in der Schublade", soll aber erst kommen, wenn dafür auch ein Steuervergünstigung gewährt wird.
Die Koreaner haben ihren jüngsten Spross eher komfortabel als sportlich abgestimmt. In schnell gefahrenen Kurven neigt er sich kräftig, bleibt aber jederzeit beherrschbar. Das Schieben über die Vorderräder ist unproblematisch. Aber der Tucson ist ein Auto zum Gleiten, nicht zum Rasen. Das Geräuschniveau ist erfreulich niedrig, wobei die Benziner leiser arbeiten als der Diesel. Die Fahrt ins Gelände sollte sich der Fahrer verkneifen. Hyundai weißt ausdrücklich darauf hin, dass der Tucson kein Offroader ist.
Die Sicherheitsausstattung mit sechs Airbags, ABS und Bremsassistent erfreulich komplett, auch wenn die Traktionskontrolle den Allradmodellen vorbehalten ist. Auch die Serienausstattung ist üppig und umfasst unter anderem vier elektrische Fensterheber, Zentralverriegelung mit Fernbedienung, Radiovorbereitung mit sechs Lautsprechern und zwei 12-Volt-Steckdosen. Aufgrund seines guten Preis-Leistungs-Verhältnisses und fehlender gravierender Schwächen ist der Tucson ein gutes Angebot, das viel Auto für relativ wenig Geld bietet. So sollte das Ziel, im kommenden Jahr 8000 bis 10 000 Einheiten in Deutschland zu verkaufen, durchaus erreichbar sein.
Von Stephan Bähnisch
12. August 2004. Quelle: Auto-Reporter

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