Fahrbericht KTM 990 SM-T: Gib dir die Kante!

Hierzulande tummeln sich im Segment der Großenduros neben dem GS-Platzhirsch von BMW inzwischen rund ein Dutzend Modelle. Da hat es jeder andere Hersteller schwer, sich zu profilieren. KTM ist hier auch vertreten, und die Österreicher haben ihren eigenen Weg gewählt: Sie versuchen erst gar nicht, mit viel elektronischem Schnickschnack zu punkten, sondern setzen auf das Einfache, das Ursprüngliche, sie setzen auf das echte Kernige. Mit der 990 SM-T hat KTM immerhin das meistverkaufte Modell mit Straßenzulassung der Marke geschaffen, das nun serienmäßig mit ABS ausgestattet ist.

[foto id=“400935″ size=“small“ position=“left“]Die Modellbezeichnung entspringt dem eigentlich gar nicht so markentypischen Understatement, denn der V2-Motor hat laut Zulassungsbescheinigung 999 ccm Hubraum und ist genau das gleiche kernige Aggregat, das auch die Supermoto-Schwester SM-R antreibt. So wird man kaum erwarten, dass es sich bei der SM-T mit ihrer kantigen Verkleidung um eine Reisesänfte handelt, zumal sie trocken nur 198 Kilogramm wiegt und KTM traditionell sehr erfolgreich im Offroadsport zu Hause ist. An diese Wurzeln erinnert der Zweizylinder, sobald er auf Knopfdruck arbeiten darf. Es klingt recht kernig, was da den zwei mächtigen Auspuffrohren entweicht, und es geht kernig weiter, wenn der erste Gang eingelegt ist, was übrigens – wie auch bei den weiteren fünf Gängen – erstaunlich weich vonstatten geht.

Doch so sehr der Kernbeißer auch brüllen mag: Unter 4 000 U/min ist erst einmal nicht viel los. Da dringen vor allem mechanische Geräusche aus dem Aggregat ans Ohr, dass man fast Angst um jedes Schräublein hat. Aber je höher die Drehzahl, desto mehr Dampf macht die KTM und desto flotter geht dann [foto id=“400936″ size=“small“ position=“right“]doch die Post ab. Bereits bei 7 000 U/min steht das maximale Drehmoment von 97 Nm zur Verfügung, bei 9 000 U/min ist dann die Maximalleistung von 85 kW/116 PS erreicht.

An den Fahrleistungen, der Qualität des Fahrwerks und der Präzision der Lenkung gibt es nichts zu kritisieren. Da erweist sich die SM-T als perfekt, egal, ob man in der Stadt, auf kleinen und schlecht asphaltierten Straßen oder auf dem breiten Betonband der Autobahn unterwegs ist. Die angegebene Höchstgeschwindigkeit von 220 km/h erreicht die Österreicherin eher mühevoll, aber man kann mit ihr auch deutlich langsamer unterwegs sein und trotzdem zügig vorankommen. Die Bremsen am Vorderrad beißen sehr gut, hinten erfüllt der Stopper eher eine Alibifunktion. Das ABS regelt fein.

Einziges Zugeständnis an die modernen Zeiten ist bei dem Fernreiseeisen neben einer Warnblinkanlage das informative Cockpit mit Drehzahlmesser, LED-Anzeige und Balkendiagramm für die Kühlmitteltemperatur. Auf Knopfdruck erfährt der Fahrer die Umgebungstemperatur, auf eine Tankanzeige [foto id=“400937″ size=“small“ position=“left“]muss der Pilot jedoch verzichten. Die wäre allerdings sehr hilfreich, denn auch beim Verbrauch ist die 990 SM-T recht kernig: 7,2 Liter genehmigte sie sich im Schnitt auf 100 Kilometer. Da ist das 19-Liter-Kunststoffbehältnis nur zu schnell leer.

Dieser unmäßige Durst ist dann aber auch der einzige ernsthafte Kritikpunkt. Ansonsten sind die nicht vibrationsfreien Rückspiegel, der tendenziell recht heiße Motor und das Gefummle mit dem am Entlüftungsschlauch hängenden Tankdeckel zu beanstanden, ernsthaft stören sie den Spaß aber nicht. Der Rest ist kernig und gut. Für 12 595 Euro gibt es mit der KTM 990 SM-T also eine interessante Alternative bei den großen Enduros für all diejenigen, die sich gerne aufs Wesentliche konzentrieren und sich nicht von Schnickschnack und nicht immer notwendigen Spielereien ablenken lassen wollen.

Datenblatt KTM 990 SM-T: Fernreise-Enduro-Funbike

Antrieb:
flüssigkeitsgekühlter Zweizylinder-Viertakt-
V-Motor, vier Ventile pro Zylinder
Hubraum: 999 cm3
Leistung: 85 kW/116 PS bei 9 000 U/min
max. Drehmoment: 97 Nm bei 7 000 U/min
   
geregelter Katalysator, elektronische Kraftstoffeinspritzung, Upside-Down-Gabel vorn, Aluminium-Zweiarmschwinge hinten, Zentralfederbein, ABS, Sechsganggetriebe, Kettenantrieb
   
Reifen: vorn 120/70ZR17, hinten: 180/55ZR17
Höchstgeschwindigkeit: 220 km/h
Trockengewicht: 198 kg
Sitzhöhe: 85,5 cm
Tankinhalt: 19 Liter
Verbrauch: 7,2 Liter/100 km Superbenzin
   
Preis: 12 595 Euro

UNSERE TOP-ANGEBOTE FÜR SIE

MEHR ERFAHREN AUS DEM BEREICH NEWS

Eine Frage von Belang: Reisemobil kaufen oder mieten?

Eine Frage von Belang: Reisemobil kaufen oder mieten?

Nissan Qashqai: Neue Optik für den Crossover

Nissan Qashqai: Neue Optik für den Crossover

Alfa Romeo Junior zeigt sich erstmals öffentlich – in Mailand

Alfa Romeo Junior zeigt sich erstmals öffentlich – in Mailand

zoom_photo