Familienbesuch bei Pippi, Michel, Kalle und Lotta

In der Astrid-Lindgren-Welt in Südschweden

Vimmerby – Gleich neben Saltkrokan liegt Bullerbü. Die Villa Kunterbunt lugt da samt Limonadenbaum hinter der Krachmacherstraße hervor. Sie alle sind hier zu Hause: Pippi Langstrumpf zum Beispiel, Michel aus Lönneberga oder Ronja Räubertochter, alles Helden aus Kinderbüchern der 2002 verstorbenen schwedischen Schriftstellerin Astrid Lindgren.

Willkommen in der Astrid-Lindgren-Welt! Wir sind in Südschweden. Von Deutschland aus reist man am besten per TT-Line-Fähre von Travemünde oder von Rostock aus nach Smaland an. Die Überfahrt in einer Vier-Bett-Familienkabine über Nacht dauert ab Rostock etwa sechs, ab Travemünde etwa acht Stunden. Bei schönem Wetter ist sogar eine Tagesfahrt zu empfehlen. Beide Varianten sind reizvoll.

Die Nachtfahrt spart Zeit, lässt den Urlaub entspannter beginnen. Die Tagesfahrt vermittelt das Erlebnis einer aufregenden Mini-Kreuzfahrt. An Bord kümmern sich Betreuer um die Kinder. Wenn „Pirat Apfelmus“ zur Schatzsuche ruft, vergeht die Überfahrt jedenfalls wie im Flug.

Am nächsten Morgen. Frühstück gibt’s an Bord. Noch bleibt Zeit, sich etwas auszuruhen. Danach kann man sich auf den Weg machen, Sehenswürdigkeiten Südschwedens zu erkunden. Die Brücke über den Öresund etwa, [foto id=“391720″ size=“small“ position=“left“]die Dänemark gleich hinter der Hauptstadt Kopenhagen mit Schweden verbindet. Oder das neu erwachte Malmö mit dem höchsten Gebäude Skandinaviens, dem 190 Meter hohen Turning Torso.

An der Küste reihen sich kleine Ferienhäuser aneinander, die hübsch anzusehen sind. Und dann sind wir da. In Vimmerby, wo Astrid Anna Emilia Ericsson 1907 ganz in der Nähe auf Näs geboren worden ist, die Schriftstellerin, die sich später unter dem Namen Lindgren mit einer Gesamtauflage von über 145 Millionen verkauften Büchern in die Herzen der Kinder schrieb. Bei einem Urlaub dort darf ein Besuch des nach ihr benannten Themen- und Theaterparks gerade bei Familien nicht fehlen. In der ersten November-Woche findet in dem Park noch einmal ein traditioneller smaländischer Herbst- und Handwerkermarkt statt.

„Astrid Lindgrens Värld“, wie sie auf Schwedisch richtig heißt, richtet sich besonders an Jungen und Mädchen im Alter von bis zu zwölf Jahren. Bekannte Figuren aus Lindgrens Geschichten – neben Pippi, Michel und Ronja etwa auch noch Lotta, Karlsson vom Dach oder Kalle Blomquist – tummeln sich auf dem rund 140 000 Quadratmeter großen Areal, das einem Wald gleicht, in jeweils voneinander getrennten Themenwelten.

50 Erwachse und 20 Kinder spielen auf neun Bühnen Szenen aus den beliebten Kinderbüchern nach. Gewisse „Vorkenntnisse“ sind für Gäste aus dem Ausland jedoch nötig, da die Schauspieler nur Schwedisch sprechen. Mit etwas Vorstellungskraft und Phantasie findet man sich in der Regel dann aber doch schnell in die einzelnen Stücke ein, die mehr spontan als geplant im Park mal hier beginnen und mal da. Wer sich nicht auf die Anekdoten in der Originalsprache einlassen möchte, kann sich ebenfalls abseits der Bühnen vergnügen – auf Wasserspielplätzen, in Tiergehegen, bei einem durch den Wald führenden Kletterparcours, der nicht nur für junge Besucher geeignet ist.

Es ist diese skandinavische Leichtigkeit, die dem Park seinen besonderen Charakter verleiht. Die in anderen Freizeitparks üblichen Vermarktungs- und Verpflegungsstände sind mit Bedacht verteilt, fügen sich harmonischer in die Anlage ein. Statt Fast Food werden regionale Gerichte angeboten, deren Zutaten aus der [foto id=“391721″ size=“small“ position=“left“]Umgebung stammen. Entgegen der sonst verbreiteten Praxis, das Mitbringen von eigenem Essen zu untersagen, ist es in der Astrid-Lindgren-Welt normal, an eigens dafür eingerichteten Plätzen zu picknicken und so den Tag unterhaltsam zwischen den Aufführungen mit der Familie zu verbringen.

Der Park ist vor 30 Jahren gegründet worden. Die Betreiber vermeiden bewusst und auf persönlichen Wunsch der Namensgeberin „laute“ Attraktionen. Im Programmbeirat sitzen noch heute Familienmitglieder der Autorin. Nils-Magnus Angantyr hat Astrid Lindgren persönlich kennengelernt. Und der Park-Marketingmanager überträgt das Bestreben, nicht zu kommerziell zu sein, in die heutige Zeit.

Es ist Abend. Wer will, kann auf dem angeschlossenen Campingplatz übernachten oder eines der so skandinavisch-typischen Holzhäuschen beziehen. Die bieten bis zu vier Personen Platz. Es gibt sie mit oder ohne Dusche und mit kleiner Küchenzeile. Das Frühstück mit Knäckebrot und Frischkäse wird am nächsten Morgen im Restaurant eingenommen.

Nur einige hundert Meter entfernt vom Elternhaus Astrid Lindgrens befinden sich Museum, Kulturzentrum, Bibliothek und Spielplatz  – alles in einem. Michaela Hinze führt durch das Gebäude, macht deutlich, dass der Spaß bei den Lindgrens oft im Vordergrund stand. So wird zum Beispiel berichtet, dass Kinder beim „Nicht den Boden berühren“–Spiel, ohne Ärger zu bekommen, über die heutigen Ausstellungstücke springen durften. Noch heute bewohnt die Familie im Sommer die obere Etage des Hauses. So kann es passieren, dass man einem Nachfahren Astrid Lindgrens unvermittelt im Garten oder auf dem Spielplatz begegnet.

Die neue Lindgren-Ausstellung auf der Näs zeichnet den Lebensweg der erfolgreichen Autorin nach, gibt einige überraschende Einblicke in ihr Leben und Wirken. Nach Anmeldung können Interessierte in der angeschlossenen Bibliothek die unterschiedlichen Sprachversionen und alle gesammelten Veröffentlichung von Astrid Lindgren einsehen.

Wir fahren zurück, vorbei an Wäldern, idyllischen Dörfern und charakteristischen Seen. Man sollte sich etwas mehr Zeit nehmen dafür. Bei der Tagesüberfahrt auf einer der großen Fähren, die Namen tragen wie „Nils Holgersson“ oder „Huckelberry Finn“, kann der Ausflug an Deck in wärmeren Jahreszeiten ausklingen. Und endlich weiß man, wie Michel aus Lönneberga wohnt, wo Lotta Fahrrad fahren gelernt hat und wie es im Haus [foto id=“391722″ size=“small“ position=“left“]von Pippilotta Viktualia Rollgardina Pfefferminz Efraimstochter eigentlich so aussieht, der mit den Zöpfen und den langen Strümpfen.

Info Vimmerby

Vimmerby, der rund 8000 Einwohner zählende Ort in der historischen Provinz Smaland an der Ostküste Südschwedens, ist vor allem durch die Astrid-Lindgren-Erlebniswelt bekannt. Der Besuch des Themen- und Theaterparks empfiehlt sich vor allem im Sommer, wenn es wärmer ist. Der Eintritt ist nicht ganz billig. Kinder im Alter von drei bis zwölf Jahren zahlen 25, Erwachsene 37 Euro; die Familienkarte kostet 115 Euro. Die Anreise etwa mit TT-Line ab Travemünde oder Rostock inklusive Pkw und Vier-Bett-Kabine findet sich ab rund 250 Euro in der Liste, die Rückreise wieder mit TT-Line ab dem etwa 400 Kilometer entfernten Trelleborg für fünf Personen ohne Kabine und mit Pkw ab 85 Euro. Bei TT-Line handelt es sich um die nach eigenen Angaben mit zuletzt 650 000 Gästen und 350 000 Frachteinheiten marktführende Reederei im Passage- und Frachtverkehr zwischen Deutschland und Schweden. Fähren dreier unterschiedlicher Kategorien steuern von Travemünde oder Rostock aus Trelleborg an. Mit dem TT-Line-Konzept „Hotel & Fähre“ können Passagiere komfortablere Fährreisen auch mit günstigen Übernachtungen in mehr als 20 Hotels in beiden Ländern verbinden. Information TT-Line: Zum Hafenplatz 1, 23570 Lübeck-Travemünde, Telefon 04502-80181, www.ttline.com. Information Astrid Lindgrens Värld: 59885 Vimmerby, Telefon +46(0)492-79800, www.alv.se. (tk)

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