Fotokunst am Fahrzeug – Die Stadt der Auto-Erinnerungen

Eine amerikanische Kleinstadt, wir schreiben das Jahr 1958. Vor der Feuerwache hängt die Landesflagge, daneben parkt ein blitzblankes, nagelneues Löschfahrzeug. Ein Fotograf hat diese Szenerie zur Feier des Tages festgehalten. Hätte er auch noch den nächsten Moment geknipst, käme der Feuerwehrchef aus der Wache gelaufen um sich stolz vor seinem neuen Lkw zu postieren, möchte man meinen. Aber dem ist nicht so. Denn im nächsten Moment hat sich der Fotograf aus der Hocke erhoben und Feuerwehrauto und Straße wieder eingepackt.

Es ist auf den ersten Blick kein ungewöhnliches Hobby, das Michael Paul Smith hat. Er fotografiert gern, Modell stehen häufig seine Autos. Davon hat [foto id=“491769″ size=“small“ position=“right“]der Amerikaner mehr als 300 Stück, die alle etwa aus der Mitte des 20. Jahrhunderts stammen. Der 63-Jährige hat sie über die vergangenen 30 Jahre gesammelt. Sie sind etwa handflächengroß, aus Metall und sehen den echten zum Verwechseln ähnlich.

Illusionen

Sie schaffen die Illusion, die die Fotos von Smith hervorrufen. Ein schwarzer Pick-up zieht einen roten Ford Thunderbird aus dem verschneiten Straßengraben, im Hintergrund winterlich-kahle Bäume und bunte Villen. In einer Wohnsiedlung liefert ein Transporter eine neue Waschmaschine an. Vor einer Kirche parkt ein historisches Cabrio. Es ist die Perspektive, die Smith für seine Bilder wählt, die die Modellautos und den realen Hintergrund zusammen wachsen lässt. Kleine Details, wie eine ans Auto gestellte Schaufel beim Pick-up oder ein Bordstein, an dem das Cabrio parkt, machen die Illusion perfekt.

Denn die kahlen Bäume, die Villen, die Wohnsiedlung, die Kirche – alles ist echt. Tritt der Hobby-Fotograf einen Schritt zurück und knipst sein Set-up wird die Szene klar: Auf einer selbstgebastelten Straße, die auf einem Klapp-Tisch liegt, arrangiert Smith [foto id=“491770″ size=“small“ position=“left“]seine Modellautos und positioniert sie so, dass die Perspektive, aber auch Licht und Schatten zum realen Hintergrund passen. „Die Spezialeffekte sind total alte Schule“, meint Smith. Er sei kein technikaffiner Mensch. Blitzgeräte, Schirmreflektoren, Belichtungsmesser seien nichts für ihn. „Ich komme gerade so mit meiner Kamera zurecht.“

Kaum digital nachbearbeitet

Selbstredend sind seine Fotos daher auch nicht mit Photoshop bearbeitet – fast nicht. Um einen Retro-Look hinzubekommen, benutze er das Nachbearbeitungsprogramm zu Beispiel, oder auch, um mal eine Person, die unbemerkt ins Bild gelaufen sei, zu entfernen. Niemals aber, so schwört er, um etwas in eines seiner Bilder hinein zu „photoshoppen“.

Lieber Hand anlegen[foto id=“491771″ size=“small“ position=“right“]

Lieber bastelt er ein Modellhaus, das zu seinen Autos passt, um es in die Szenerie zu integrieren. Das hat er sogar beruflich mal gemacht – neben Jobs als Art Director in der Werbung, Postbote, Maler oder Illustrator für einen Verlag. All diese Anstellungen hätten ihm ein solides Fundament für seine Bilder gegeben, sagt Smith.

Eigene Stadt „Elgin Park“ erschaffen

In seinen Fotografien hat der 63-Jährige eine ganze Stadt erschaffen, hauptsächlich mit Hilfe seiner historischen Autos. Elgin Park, so nennt sie sich, gibt es nicht – aber irgendwie doch. Schließlich kennen Millionen von Menschen diese Stadt: 55 Millionen Mal wurde die Seite des Hobby-Fotografen auf der Foto-Plattform Flickr bis dato aufgerufen und es werden immer mehr Besucher. Smith staunt selbst noch immer: „Das ist so erstaunlich. Als ich begonnen 2008 habe, meine[foto id=“491772″ size=“small“ position=“left“] Bilder im Internet zu veröffentlichen, dachte ich, dass es niemanden interessiert.“

Die Szenerie für seine Bilder richtet Smith auch an seinen Autos aus. Will er ein Auto aus dem frühen 20. Jahrhundert fotografieren, überlegt er: Waren die Straßen damals geteert? Gab es in dieser Gegend schon Elektrizität oder wurden die Straßenlaternen noch mit Petroleum betrieben? Aber auch verschiedene Orte seiner Heimatstadt inspirieren ihn, so wie auf dem Foto vor der Feuerwache: „Ich bin zufällig auf diese Szenerie zugekommen, an einem Sonntag habe ich dann fotografiert. Es war in jeder Hinsicht perfekt.“

Seine Fotos hat Smith bereits 2010 in einem Bildband veröffentlicht. Derzeit ist er auf der Suche nach einem Verlag, mit dem er eine zweite Auflage verwirklichen kann. Eine die mehr hinter die Kulissen blickt, wie die Fotos entstehen. „Es scheint, als wären die Leute daran sehr interessiert“, meint Smith. Da könnte er Recht haben.

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