Gastkommentar: Restwerte von Leasing-Autos – Das Streichholz an der Lunte

Es ist wie die sommerliche Großwetterlage: Sonnenstrahlen wechseln sich ab mit dunklen Wolken und sintflutartigen Regenfällen. Vergleiche zur Automobilwirtschaft? – Nur hinter der sprichwörtlichen vorgehaltenen Hand hält das Thema „Restwerte von Leasingautos“ dem meteorologischen Vergleich stand: Sonnenschein bei Vertragsabschluss, dunkle Wolken bei der Restwert-Ermittlung und unwetterartige Erlebnisse beim Risiko für den leidgeprüften Automobilhandel. „Die hohe Nachfrage nach Neuwagen aufgrund der Abwrackprämie verdeckt derzeit eine brisante Thematik“, schreibt der Chefredakteur des Branchenmagazins „Autohaus“, Ralph Meunzel.

Abschreibungen von „10 000 Euro und mehr“ seien die Regel. Pro Fahrzeug wohlgemerkt, was sich allein in einer Premium-Händlerorganisation auf einen hohen dreistelligen Millionenbetrag addieren soll. Experten und Branchenkenner sprechen schon von der Zeitbombe, die den Autohandel in der Nach-Prämien-Zeit erwischen werde. Leasing-Restwerte sind das Streichholz an der Lunte.

Dass es hier und da bereits zu Explosionen – nicht nur am medienträchtigen Münchner Standort des einstigen Vorzeigeunternehmens Buchner und Linse – gekommen ist, bestätigt die Auffassung von Meunzel, der wörtlich schreibt: „Der Schaden für die Autohäuser ist immens.“ – Kein Wunder, denn nach aktuellen Umfragen lassen vor allem die Premiumhersteller ihre Händler ins Restwerte-Messer laufen. 70 Prozent der Automobil-Handelshäuser tragen das Risiko des Restwertes, der „aufgrund anscheinend unbegrenzter Wachstumsfantasien der Hersteller“ zu optimistisch fixiert wird.

Selbst Robert Rademacher, der in seiner diplomatisch zurückhaltenden Art vor Journalisten in Erfurt das Problem der Leasing-Restwerte als solches definiert hat, fordert von den Herstellern eine gerechtere Risiko- und Lastenverteilung. Auf den ohnehin fragilen Schultern des mittelständischen Automobilhandels könne die Last der Restwerte nicht stabilisiert werden.

Die Automobilhersteller reagieren (zu?) langsam, denn eine Umfrage im Frühjahr ergab, dass Hersteller lediglich zu drei Prozent beim Restwert in der Pflicht seien, aber 70 Prozent trage der Automobilhandel. Elf Prozent der Kunden und zwölf Prozent der leasinggebenden Banken übernähmen das Restwertrisiko.

Dass das automobile Leasinggeschäft durchaus auch für lukrative Chancen des Handels stehen könnte, erkennt nur eine Minderheit. Etwa jeder dritte Handelsbetrieb betreibt einen aktiven Zukauf von Leasing-Rückläufern, der Rest beklagt die Ursache der Zeitbombe: Leasing-Rückläufer seien zu teuer. Mit anderen Worten: Die nicht marktgerechten Preise und die Fehleinschätzung von Herstellern und Handel lassen dunkle Wolken am Autohimmel aufziehen.

Ist da die jüngst im Magazin „impulse“ zitierte Insolvenzwelle durch Vorfinanzierung der Umweltprämie ein vergleichsweise lauer Sommerregen? Wenn rund 15 Prozent, also rund 3.000 der etwa 20.000 markengebundenen Autohäuser durch Prämien-Leichtsinn ins Wanken geraten, dann dürften Wertberichtigung und Abschreibung die Grundfesten des Handels erschüttern.

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