Mercedes-Benz

Gebrauchtwagen-Check: Mercedes ML – Das mittelrobuste Dickschiff

Wer vor 1997 ein großes und schweres SUV haben wollte, musste zu amerikanischen oder britischen Modellen greifen. Dann kam der Mercedes ML (W163), wenn auch nicht aus deutscher Produktion. Das schwäbische SUV entstand im amerikanischen Mercedes-Werk oder in Österreich. Darauf sollte man beim Gebrauchtwagenkauf achten.

Karosserie

Platz hat er, der Dicke aus Stuttgart. Mit 4,63 Meter Länge und bis zu 1,89 Metern Breite bietet das noble SUV den Insassen viel Platz für Kopf und Beine. Und auch der Kofferraum schluckt einen amerikanischen Großeinkauf. Auch wenn der Kraxler in den USA eher als Kleinwagen durchgeht, fällt er im deutschen Straßenverkehr durch seine Wuchtigkeit auf. Das wird vor allem in engen Parklücken und Parkhäusern schnell deutlich. Stadtautos sind auf an Schrammen an Felgen und Kotflügeln zu [foto id=“440875″ size=“small“ position=“left“]erkennen. Die Inneneinrichtung ist variabel und die optional erhältlichen beiden Sonnendächer durchfluten das Passagierabteil mit viel Licht. Als Option gab es auch eine dritte Sitzreihe, was den ML für Familien mit vielen Kindern interessant macht.

Antrieb

2,2 Tonnen wollen bewegt werden, deshalb finden sich unter der hohen Front auch eher starke Motoren. Die Leistung reicht von 110 kW/150 bis zu 255 kW/347 PS. Auch schwere Anhänger bis 3,5 Tonnen sind kein Problem, im Matsch helfen Allrad und die elektronische Traktionskontrolle. Vor allem die in den USA gefragten großvolumigen Benziner sind auf dem Gebrauchtwagenmarkt eher selten zu finden. Die meisten Kunden griffen zu den Dieseln, die eine Leistungspanne von 120 kW/163 PS bis zu 184 kW/250 PS bieten. Vor allem der Basis-Diesel ML 270 CDI ist eine vernünftige Wahl, wenn man ein Fahrzeug mit wenig Laufleistung findet: Bei Steyr-Puch in Graz gebaut, ist die Qualität meist besser als bei den US-Modellen und außerdem stimmen Durchzug und Verbrauch. Allerdings werden Stadtbewohner ohne zusätzlichen Filter aus ihren Zentren ausgeschlossen – eine grüne Plakette erhält er nämlich ohne Kat nicht.

Für Wenigfahrer lohnt hingegen der weichlaufende ML 320 Benziner mit 160 kW/218 PS. Die Motoren gelten allgemein als robust und langlebig, das Automatikgetriebe hat dagegen Probleme mit dem bulligen Drehmoment des ML 400 CDI.[foto id=“440876″ size=“small“ position=“right“]

Ausstattung und Sicherheit

Der Mercedes ist groß und sicher und erlangt beim EuroNCAP-Crashtest 2002 vier von fünf Sternen. Zur Basisausstattung zählen unter anderem vier Airbags und ABS, seit 1998 ist auch der Schleuderschutz ESP an Bord. Auch der elektronische Allradantrieb und Automatikgetriebe gehören immer zur Serie. Alles andere kann dazu bestellt werden – und die Liste ist lang. Ein Muss in dieser Klasse sind Klimaautomatik und Ledersitze mit Heizung. Auch getönte Seitenscheiben und ein Sound-System sind eine gute Wahl. Oft bestellt wurde auch die Anhängerkupplung. Vor Zugfahrzeugen im Dauereinsatz sollte aber Abstand genommen werden: Hoher Verschleiß an Achsen, Bremsen und Karosserie sind meist die Folge. 2001 bekam die M-Klasse eine umfassende Modellpflege, die vor allem auf die Außenoptik zielte.

Die Qualität

Die vermeintlich günstige Produktion in den USA schlägt sich leider auf die Qualität nieder. Die Verarbeitung der ersten Jahre ist meist schlecht, was besonders an losen Türgummis, defekten Schiebedächern, [foto id=“440877″ size=“small“ position=“left“]wackelnden Sitzen, toten Alarmanlagen und streikende Fensterhebern zu erkennen ist. Auch tritt oft Rost am Rahmen auf, was aber im Rahmen einer Kundendienstaktion 2000 behoben wurde. Ein Nachweis sollte den Rechnungen beiliegen. Ansonsten gibt es aber wenige Probleme mit Rost.

Bei den TÜV-Hauptuntersuchungen fallen die schweren Schwaben immer wieder durch Mängel an der vorderen Traggelenken und Querlenkerbuchsen sowie Spurstangen auf. Das ist dann oft für ein viel zu großes Lenkungsspiel verantwortlich, was man bei der Probefahrt aber kontrollieren kann. Im Vergleich zu anderen Fahrzeugen ähnlicher Laufleistung und Größe liegt das SUV dadurch weit unter dem Durchschnitt.

Auch im Kapitel Licht lässt der ML Federn, eine Rundumbegutachtung der Anlage sollte deshalb zum Pflichtprogramm zählen. Ebenso wie die Wirkung der Feststellbremse, die bei nicht regelmäßiger Nutzung zur Einseitigkeit oder gar zum Festrosten neigt. Auch die Bremsleitungen lassen sich mit den Jahren gerne vom Rost auffressen. Ein Blick unter das Auto oder ein frischer HU-Bericht gibt aber auch hier schnell Aufschluss darüber.

Fazit

Mit der vielzitierten Mercedes-Qualität kann der ML der ersten Jahre nicht mithalten. Doch der Mercedes hat seine Vorzüge, vor allem gepflegte Diesel-Fahrzeuge ab 2001, die keinen Hänger gezogen haben und regelmäßig gewartet wurden. Die findet man zwar nicht unter 5.000 Euro. Aber wenn, dann sofort zuschlagen.

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