Glosse: Nachgeplappert

Manchen tut das Leid, wenn andere Wörter nachplappern, die sinnlos oder falsch sind. Im Autogeschäft trifft es seit Monaten die arme Hochleistungs- und Hochenergie-Batterie, die uns das Elektroauto ermöglichen soll. Sie besteht auf der einen Seite der Elektrochemie aus Lithiumionen. Niemand käme auf die Idee diesen Begriff in zwei gekuppelte Substantive aufzuteilen. Stecken die Lithiumionen aber in einer Batterie, dann heißt die plötzlich in fast allen Medien „Lithium-Ionen-Batterie“. Da sind wohl noch alte Texter am Werk, die sich noch an die Blei-Säure-Batterie erinnern.

Denen kann man den sicherlich unhaltbaren Vorwurf machen, sie stammten aus einer anderen Zeit und schadeten der deutschen Sprache. Aber „unhaltbare Vorwürfe“ gibt es in den Medien ja nicht mehr. Sie heißen heute „haltlose Vorwürfe“, wohl weil der Schreiber dieses Begriffs – doch wohl nicht wegen ständigen Alkoholkonsums und fehlender Duden-Lektüre? – jeden Halt verloren hat.

Wer hat eigentlich dafür gesorgt, dass beim Wort „Vergleichportal“ auf einmal ein Genitv-S dazwischen gehört. Gut, es gibt auch Leute, die sprechen vom „Mittagsessen“ und fühlen sich gut dabei. Aber kaum jemand spricht vom „Internetsportal“ oder vom Boschshammer. Mein Volontärvater musste mir einige Male das Wort „Martinshorn“ um die Ohren schlagen, bevor ich begriff, dass dieses Horn nicht Martin gehört, sondern von einem Herr Martin erfunden wurde. Wo sind bloß die Volontärväter geblieben?

Jetzt kann man sie wieder in Hochform erleben, die Sportreporter bei der Weltmeisterschaft in Garmisch, wie sie ihre Fragen selbst beantworten und hoffen, dass dem armen Sportler trotzdem noch etwas zum Thema einfällt. Oft ergehen sie sich auch in komplett geschlossenen Fragen, immer in der – meist berechtigten – Hoffnung, dass es den [foto id=“343810″ size=“small“ position=“left“]Interviewten peinlich wäre, nur mit Ja oder Nein zu antworten. Es freut den Betrachter auch immer wieder, wenn dem Sportler nach dem Sieg ein Glückwunsch ausgesprochen wird, obwohl der gerade in einer Kombination von Können und Glück den Sieg errungen hat. Was soll da der Glückwunsch? Wäre da nicht eine Gratulation angebrachter?

Es gibt so viele Beispiele von gedankenlosem Nachplappern in den Medien, bestimmt auch bei unserem, wo jüngt ein Teil nicht eingebaut, sondern verbaut worden ist. Auch wir sind vorm Nachplappern nicht gefeiht. Deswegen sammeln wir jetzt verbale Ausrutscher, auch solche scheinbar englischen oder amerikanischen Worte, die wir in die deutsche Sprache aufgenommen haben, weil wir es den Werbern nachgeplappert hatten. Beispiel Handy. Bei uns ein Mobiltelefon, in den anglophonen Ländern eine Plastiktüte, maximal ein Aktenkoffer, der allerdings im Amerikanischen Briefcase heißt, was hierzulande gern mit Brieftasche übersetzt wird.

Wir alle haben derartige sprachliche Fehlgriffe im Kopf. Es wird bestimmt lustig zu lesen sein, wenn wir die Sammlung veröffentlichen. Die Redaktion freut sich über jede Einsendung aber auch über jeden Hinweis auf unsere Ausrutscher. Man will ja schließlich lernen.

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