Kommentar: Der eiserne Ed hat’s geschafft

Vor Wochen schon fragten sich Eingeweihte in Detroit und Beobachter des Szene, wie lange bei General Motors (GM) die „Männerfreundschaft“ zwischen dem Verwaltungsratsvorsitzenden Ed Whitacre und seinem CEO Frederick (Fritz) A. Henderson den wohl noch anhalten werde. Die Wetten für Henderson stand schon lange nicht mehr gut.

Zu oft hatte Whitacre – Spritzname der eiserne Ed – seinen CEO vor die Wand laufen lassen. Seit gestern ist es klar: Henderson trat zurück und Whiteacre ließf sich selbst zum Boss ausrufen.Was von den acht Monaten Henderson bleibt, ist das Verdienst, das Insolvenzverfahren von GM in einem vorher unvorstellbaren Blitzverfahren abgewickelt zu haben und der Verkauf der Marke Hummer an den chinesischen Schwermaschinenhersteller Sichuan Tengzhong. Doch sonst ging Vieles schief:

Der Verkauf von Saturn an den US-Autohändler, Spediteur und Zulieferer Penske scheiterte, das Kaufangebots des schwedischen Sportwagenbauer Koenigseggs für die schwedische GM-Tochter ebenfalls. Den größten Streit gab es aber offensichtlich um Opel. Der Verkauf der Marken Opel und Vauxhall samt Anlagen und Technologie an Magna und die russische Sberbank geriet zur Nagelprobe. Henderson erklärte die Verträge für unterschriftsreif, und der eiserne Ed brachte sie im Verwaltungsrat zu Fall. Angesichts weiter zurückgehender Verkäufe in den USA, die auch von der dortigen Abwrackprämie nicht auf Fahrt gebracht werden konnten, hielt Whitacre die Opel-Technologie für zu wichtig für die Zukunft für GM, um sie anderen zu überlassen.

Gegen diese Auseinandersetzung nehmen sich andere wie Kleinigkeiten aus. So wollte Henderson schnell wieder an die Börse, Whitacre hielt die Zeit noch lange nicht für gekommen. Henderson nannte 3,3 Mrd. Euro als Betrag, den er von den Regierungen brauche, um Opel/Vauxhall zu sanieren; Whitacre erklärte stolz, GM werde das selbst bezahlen, „wenn Frau Merkel nichts zur Verfügung stellen will“.

Bei solcher Konfliktlage hat der Ober noch immer den Unter gestochen. Jetzt stellt sich die Frage einmal mehr: Was bedeutet das für Opel und Vauxhall sowie die knapp 50 000 Arbeitsplätze des Unternehmen in Europa? Ist der neue Opel-Chef Nick Reilly ein Henderson-Mann und spielt weiterhin die Länder mit Opel- und Vauxhall-Werken gegeneinander aus, um von denen Staatsbeihilfen zu kassieren? Oder ist er einer, die – wie der eiserne Ed – zu stolz ist, Staatsgelder anzunehmen?

Nick Reilly wurde heute – nach der denkwürdigen GM-Verwaltungsratssitzung von gestern – in den Opel-Aufsichtsrat berufen. Das spricht für Linientreue gegenüber dem neuen Chef. Und der leitet ein Unternehmen, das in seiner Mehrheit den USA und Kanada gehört und mit Dutzenden von Milliarden am Leben erhalten wurde. Ob sich Ed Whitacre unter diesen Umständen an seinen Verzicht auf Milliarden aus deutschen Kassen noch erinnern wird und Nick Reilly beim Einsammeln einbremst, bleibt abzuwarten. Es war doch in Amerika so leicht, in die Staatskasse zu greifen.

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