Kommentar: Der Kampf wird hart und lange dauern

Klaus Franz, prominenter Opel-Betriebsratschef ist nicht nur sauer, sondern aufgebracht. Mit Recht. Was sich im letzten Jahr und davor zwischen Opel und der Konzernmutter General Motors abspielt, spottet jeder Beschreibung.

Die Mitarbeiter müssen sich umso mehr herausgefordert fühlen, je mehr GM für Verwirrung sorgt. Europachef Nick Reilly gilt als Radikalsanierer und nicht als Erfinder von sozialer Kompetenz. Und während sich Franz und Reilly vor der medialen Öffentlichkeit fetzen, werden die Rettungsansagen für Opel in den Reihen der Politik immer leiser.

Wie auch Magna/Sberbank will GM alle deutschen Werke erhalten. Reilly mag aber keine Garantien dafür abgeben, dass diese Absicht über einen Zeitraum von einem Jahr hinausgeht, aber er erfüllt damit zumindest kurzfristig eine wesentliche Forderung. Und der angekündigte Arbeitsplatzabbau unterscheidet sich kaum von jenem, den Magna geplant und auch angekündigt hatte. Es ist deshalb nicht ganz verständlich, warum der Betriebsratschef ein Sanierungskonzept verdammt, das er bei Magna gut gefunden hat. Allerdings muss man dem Betriebsrat zugute halten, dass er schon zu oft von der GM-Zentrale über den Tisch gezogen wurde. Das Misstrauen gegenüber Detroit ist mehr als berechtigt, denn bislang beinhaltet auch der neue Sanierungsplan keine Garantien.

Klar ist, dass die miese Situation bei Opel weder auf schlechte Produkte noch auf fehlenden Innovationsgeist des Autohersteller zurückzuführen ist. Der Schlamassel hat sich über ein Jahrzehnt durch klares, eindeutiges und unwiderlegbares totales Missmanagement in Detroit entwickelt. Manager kamen und gingen, die Opelaner wurden an einer kurzen Leine automobiler Ahnungslosigkeit geführt. GM hat den Ideenreichtum in Rüsselsheim zwar genutzt, der auf europäische Märkte ausgerichteten Modell-Strategie aber immer wieder dilettantisch motivierte Ketten angelegt.

Die augenblickliche Lage ist trotz zurückgezahlten Überbrückungskredits so unklar wie vorher. Die Opelaner haben zwar die Sympathien auf ihrer Seite, marktwirtschaftlich muss man heute aber klar sehen, dass die Versprechungen der Politik (vor der Bundestagswahl), Opel mit Steuermilliarden stützen zu wollen, ein Schlag gegen alle anderen ordentlich und erfolgreich geführten Automobilunternehmen ist, die sich ohne Stütze am Markt behaupten müssen und behaupten. Mit jedem Euro staatlicher Unterstützung für Opel erschwert man Wettbewerbern den eigenen Stand.

Es ist eine vertrackte Situation: Die Deutschen haben Opel seit den Wirtschaftswunderjahren in ihr Herz geschlossen. Allerdings ist tatsächlich nicht einzusehen, dass das Missmanagement im fernen Detroit mit deutschen Steuergeldern belohnt werden soll. Hier hat die Politik mit Blick auf die Wahlen große Fehler gemacht. Wenn die in Aussicht gestellten Milliarden-Bürgschaften nicht von Bedingungen abhängig gemacht worden sein sollen, wie nachträglich behauptet, dann ist kein plausibler Grund zu erkennen, GM zu verweigern, was Magna zugesagt worden war. Die Bundesregierung und einige Ministerpräsidenten in unserem Lande haben sich damit selbst in eine Zwickmühle manövriert, der schwer zu entkommen ist.

Es wird Zeit, dass ökonomischer Sachverstand über emotionale Wünsche gestellt wird. Es fällt schwer, den Opelanern Hilfe zu verweigern, denn Opel selbst ist ja nicht schuld am Desaster, sondern vor allem die Mutter GM. Wenn die Politiker nun einen klaren Sanierungskurs von GM fordern, scheint das nur ein Ablenkungsmanöver zu sein. Die Politik selbst muss erst einmal klarmachen, dass deutsche Steuergelder nicht dazu da sind, die GM-Zentrale in Detroit zu finanzieren. Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle tut dies nur unzureichend. Er zieht sich lediglich hinter eine GM-Äußerung zurück, Opel alleine sanieren zu können, anstatt klar auszusprechen, dass Steuersubventionen nicht fließen dürfen, wenn ein Unternehmen selbstverschuldet in die Klemme geraten ist. Allerdings lässt sich dann auch nicht mehr erklären, warum die Banken so viel Unterstützung erhalten haben.

Feststeht, dass man Opel eine gute Zukunft wünschen muss. Feststeht aber auch, dass sie ungewisser denn je erscheint. Der Kampf um Opel ist noch lange nicht zu Ende. Dass er auch dem Markenimage abträglich ist, dürfte klar sein. Wer kauft schon gerne ein Auto einer Marke, deren Zukunft mit vielen Fragenzeichen verbunden ist?

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Bernd Steiger

November 30, 2009 um 3:22 pm Uhr

GM will nun mal auch im Europäischen Fahrzeugmarkt mitmischen. Darum bin ich auch von überzeugt, das Opel bestehen bleibt. Klar ist allerdings das Opel abspecken muß. So bitter es auch für den einen oder anderen Opel-Mitarbeiter auch ist. Ist doch in anderen Branchen nicht anders.
Jogi

November 30, 2009 um 3:11 pm Uhr

Also ich glaube überhaupt nichts mehr was ich durch die Medien so mitgeteilt bekomme.
Einmal "Hü" , dann mal wieder "Hot". und am Ende werden die entlassenen Arbeiter auf jedenfall die Verlierer sein.
Ich bin kein Wirtschaftsexperte, doch auch wenn GM jetzt große Versprechungen über den Erhalt deutscher Werke gemacht hat, glaube ich immer noch nicht an eine Rettung von Opel Deutschland sondern wohl eher an eine Sanierung der Amerikanischen Muttergesellschaft GM.
Pikas52

November 30, 2009 um 3:07 pm Uhr

Also ich glaube überhaupt nichts mehr was ich durch die Medien so mitgeteilt bekomme.
Einmal "Hü" , dann mal wieder  "Hot". und am Ende werden die entlassenen Arbeiter auf jedenfall die Verlierer sein.
Ich bin kein Wirtschaftsexperte, doch auch wenn GM jetzt große Versprechungen über den Erhalt deutscher Werke gemacht hat, glaube ich immer noch nicht an eine Rettung von Opel Deutschland sondern wohl eher an eine Sanierung der Amerikanischen Muttergesellschaft GM.
Pikas52

Bernd Steiger

November 30, 2009 um 12:46 pm Uhr

Ich glaube kaum das GM da mit macht. Solange Opel unter ihrer Führung steht, solange hat auch GM die Finger im Europäischen Markt mit drinn……Jogi

Gast auto.de

November 30, 2009 um 11:51 am Uhr

Besteht nicht die Gefahr, dass GM Opel in die Insolvenz schickt und drei Tage später "Opel Neu" gründet? Damit könnten ja alle alle (finanziellen) Altlasten ziemlich entsorgt und dazu auch zwei Weke (z.B. Antwerpen, Bochum) ohne Probleme und ohne gewerkschaftliche Drohungen geschlossen werden. Der Engländer Reilly wird sicherlich die englischen Werke verschonen.

Bernd Steiger

November 30, 2009 um 8:16 am Uhr

Tja,..Auto-Fan vom…30.11.2009, 02:51,
wenn du die Nachrichten ständig verfolgt hättest, dann wäre dir aufgefallen das unsere Politiker und gewerkschaften genau das wollten und auch beinahe geklappt hätte mit einem Verkauf.
Aber GM hat da in letzter Minute einen Strich durch die Rechnung gemacht. Auch wurde schon jede menge Geld in Opel gesteckt. Mitlerweile hat aber GM diesen Betrag wieder zurück gezahlt.
Jogi

Gast auto.de

November 30, 2009 um 2:51 am Uhr

Ich fahre selbst einen Opel Omega B Caravan und habe davor etliche Opel gefahren.
Das einzig richtige währe gewesen Opel von GM zu lösen und mit Steuergeldern Opel auf den Weg zu bringen genau wie damals BMW gerettet wurde und Borgward über die Klinge sprang. So oder so sehe ich keine Zukunft mehr für Opel. Schade

Bernd Steiger

November 29, 2009 um 11:32 am Uhr

Erst mal langsam, bevor man über die Gewerkschaften meckert……An erster Stelle hat nun mal GM die Macht in der Hand…..GM hat nun mal Jahre lang, Opel über den Tisch gezogen…..Was meint ihr wenn es die gewerkschaften nich geben würde,..dann hätte GM schon längst ihre wirkliche Machtposition ausgespielt…….Jogi

Gast auto.de

November 29, 2009 um 11:22 am Uhr

die opel-mitarbeiter sind selber schuld, die glauben der gewerkschaft alles wo wahr die gewerkschaft wo die werke ins ausland verlegt worden sind und die etlassungen wahren schon laenger geplant worden, nicht erst jetzt und mit den streigen schaufelt dir eures eigene grab arbeitet mal richtig verlangt nicht immer mehr lohn dann wird es auch wieder besser.

Gast auto.de

November 29, 2009 um 11:07 am Uhr

was die Gewerkschafter mit Ihren Forderungen im Automobilbau veranstalten ist absolut existenzgefährdend. Mit Ihrer blinden Vorstellung von Erhalt der Arbeitsplätze, z.b. bei Opel, werden sie nur das Gegenteil erhalten und viele Arbeitsplätze gefährden. Gegen Überkapazitäten können Herr Franz und Konsorten nicht anstinken, ob sie wollen oder nicht.

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