Kommentar: Schon wieder ein Flop für die Umwelt

Einst hatte der damalige bayerische Umweltminister Werner Schnappauf versucht, dem Auto-Reifen die Verantwortung für den Verkehrslärm zuzuweisen. Sein Pech: Es hatte zu viele Fachleute zur Pressekonferenz geladen. Die wiesen darauf hin, dass der Fahrbahnbelag erheblich mehr zum Fahrgeräusch beiträgt als der Reifen. Als dann auch noch einer darauf hinwies, Schnappauf könne sofort Erfolge bei der Lärmbekämpfung verbuchen, wenn er nur seine Ministerkollegen auf die richtige Spur setzte, verließ der Minister verärgert die eigene Pressekonferenz.

Diese Pleite haben sich die Brüsseler Bürokraten offenbar erspart, indem sie offenbar bei der Gestaltung der EU-Richtlinie auf die Mitwirkung von Fachleuten verzichteten. Schon vom 1. Oktober dieses Jahres an müssen Personenwagenreifen bis zu einer Laufflächenbreite von 185 Millimeter den Nachweis ihrer lärmdämpfenden Eigenschaften nachweisen. Später folgen die breiteren Reifen.

Dieses Mal kommt also aus Brüssel eine Vorschrift, die keine Wirkung zeigen wird. Ähnlich wie bei der Feinstaubplakette werden wir auch bei der Reifenlärm-Vorschrift erleben, dass sich in den Innenstädten nichts ändert. Und wieder wird der „Schwarze Peter“ beim Auto liegen. Dabei müssten sich die Bauämter der Kommunen vor Augen halten, was bei der Wahl einer Fahrbahndecke wichtig ist: Haftung in Kurven und beim Bremsen, aber eben auch die Geräuschentwicklung.

Die Kommunen haben es also in der Hand. Wenn sie sich zum Beispiel für ein „historisch korrektes“ Kopfsteinpflaster entscheiden, riskieren nehmen sie bewusst mehr Unfälle in Kauf und akzeptieren zu Lasten der Anwohner ein erheblich höheres Fahrgeräusch. Die Anrainer einer solchen Straße können sich freuen, dass es inzwischen Gummireifen fürs Auto gibt und nicht mehr die – ebenfalls historische korrekten – eisenbeschlagenen Räder aufs Pflaster hämmern.

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