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Nissan Micra 1.2 DIG-S Pure Drive: Kleiner Japaner wird zwangsbeatmet

Von Ingo Koecher — Potsdam – Kompressor im Kleinwagen: Nissan hat den Micra DIG-S (Direct Injection Gasoline-Supercharched) Pure Drive mit 98 PS vorgestellt. Der 1.2-Liter Dreizylinder Benzindirekteinspritzer mit Kompressoraufladung soll weniger CO2 an die Umwelt abgeben und den Kraftstoffverbrauch senken. Dabei soll der Einstiegspreis des leistungsstarken Micra DIG-S abhängig vom Ausstattungsniveaus etwa 1.800 Euro über dem des jeweiligen Basismodells liegen. Genauere Angaben machte Nissan noch nicht. Zu den deutschen Händlern wird der Nissan Micra DIS-G Ende September rollen.

Noch lange nicht tot …

Sicher ist, dass es rein elektrisch betriebene Fahrzeuge geben wird. Sicher ist aber auch, dass deren Zulassungszahlen noch viele Jahre den zweistelligen Tausenderbreich nur schwer knacken werden. Das liegt einfach daran, dass die Kosten der Fahrzeuge (noch) kein angemessenes Preis-Leistungsverhältnis bieten. Zudem ist die beschränkte Reichweite der Fahrzeuge von etwa 100 bis 150 Kilometern für viele, insbesondere Pendler, uninteressant. Dann stellt sich noch [foto id=“366167″ size=“small“ position=“right“]die Frage, wie man sein Elektroauto laden soll, wenn man ganz normal zur Miete in einem Mehrfamilienhaus wohnt. Viele offene Fragen lassen den Verbrennungsmotor nach der anfänglichen Elektroeuphorie wieder mehr in den Fokus rücken. Mittels Optimierung bestehender Systeme und komplette Neuentwicklungen sollen Verbrennungsmotoren effizienter arbeiten, weniger CO2 ausstoßen und Kraftstoff sparen.

Pure Drive Label

Genau an dieser Stelle setzt Nissan mit seiner Pure Drive Flotte an. Neben der Kraftstoffeinsparung sollen die Fahrzeuge mit dem Pure Drive Umweltlabel geforderte CO2-Grenzwerte unterbieten. Schon 2013 werden nach eigenen Angaben 60 Prozent aller in Europa verkauften Modelle des Herstellers einen CO2 Ausstoß unter 120 g/km aufweisen.

Nissan sieht seinen Weg in der Entwicklung effizient arbeitender Motoren. Mit dem Micra stößt jetzt ein weiteres in die Flotte der Pure Drive Modellpalette vor. [foto id=“366168″ size=“small“ position=“left“]Bislang besteht sie aus dem Crossover Nissan Qashqai, dem Kompaktvan Nissan Note und dem Kleinwagen Nissan Pixo. Neben diesen herkömmlich befeuerten Verbrennungsmotoren startet der japanische Hersteller noch in diesem Jahr mit seinem rein elektrisch betriebenen Nissan Leaf nun auch in Deutschland.

Modellfamilie

Im März dieses Jahres ist die vierte Generation des Nissan Micra in Deutschland gestartet. Von Mitte März bis einschließlich Mai 2011 wurden 4.450 Einheiten verkauft. Dabei startet die Basisversion des ausschließlich als Fünftürer lieferbaren Kleinwagens mit Preisen ab 10.740 Euro. Der 1.2-Liter Dreizylinder Benzindirekteinspritzer leistet 59 kW/80 PS. In der Pure Drive Version des Nissan Micra DIG-S wird die Leistung über Kompressoraufladung um 18 PS auf 72 kW/98 PS gesteigert, bei gleichzeitiger Verringerung von CO2-Ausstoß und Kraftstoffverbrauch. Alles über zum Thema Aggregate und Ausstattung finden Sie auf Seite 2.

Fahreindruck

auto.de hatte Gelegenheit, den Nissan Micra DIG-S Pure Drive einem Kurztest zu unterziehen. Die Strecke um [foto id=“366169″ size=“small“ position=“right“]Potsdam bot alles, was den kleinen Japaner auch im normalen Leben erwarten dürfte. So ging es zunächst durch den Stadtverkehr der ehemaligen Residenzstadt Friedrichs des Großen. Es folgten Autobahnetappe und Überlandfahrt. Während alle drei Abschnitte behielten wir die Verbrauchsanzeige des Bordcomputers genau im Auge.

Gleich zu Beginn war die Überraschung recht groß, wies die Kraftstoffanzeige nach dem Motorstart einen Wert von 8,6 Litern auf 100 Kilometer aus. Erst nach etwa 34 absolvierten Kilometern und der passierten Potsdamer Stadtgrenze bewegte sich die Verbrauchsanzeige allmählich nach unten. Im weiteren Verlauf pegelten wir uns dann im Mittel bei 6,0 Liter pro 100 Kilometer ein. Während einer zweiten Testfahrt über exakt die gleiche Strecke, jedoch mit einem anderen Fahrzeug des Micra DIG-S Pure Drive mit gleicher Ausstattung, erreichten wir am [foto id=“366170″ size=“small“ position=“left“]Ende einen Durchschnittsverbrauch von 6,2 Liter pro 100 Kilometer.

Es ist immer noch bei vielen Herstellern Usus, Verbrauchsangaben zu präsentieren, die zum Teil beträchtlich unter denen des Alltagsbetriebes liegen. Umso schmerzlicher spürt das, für wen der Verbrauch ein wesentliches Kriterium der Kaufentscheidung ist. Zudem reagieren Kunden gerade im Kleinwagensegment besonders sensibel auf Preise und Kosten eines Fahrzeuges. Hier sieht auto.de von Herstellerseite Handlungsbedarf.

Nissan gibt den Verbrauch seines Micra DIG-S Pure Drive mit 1.2-Liter Dreizylinder Benziner und manuellem Schaltgetriebe mit 4,1 Liter pro 100 Kilometer an. Das ist in unseren Augen ein Wert, der allenfalls unter Laborbedingungen erreichbar ist. Uns ist es während der Testfahrt der beiden baugleichen Fahrzeuge trotz besonnener Fahrweise nicht gelungen. Der Fairness halber sollte der Hersteller die Angaben nach oben [foto id=“366171″ size=“small“ position=“right“]korrigieren, da eine Verbrauchsdifferenz von annähernd zwei Litern pro 100 Kilometer zu groß ausfällt.

Fahreigenschaften

Das Fahrverhalten des Nissan Micra 1.2 DIG-S Pure Drive war gut. Bei der Fahrwerksabstimmung wurde ein guter Kompromiss zwischen sportlicher und komfortabler Ausrichtung gefunden. Die Lenkung arbeitet leicht und direkt. Über kurze Wege lassen sich die Gänge des manuellen Schaltgetriebes präzise einlegen. Auch die Dämmung des Innenraums gegen Motor-, Wind- und Abrollgeräusche ist dem Segment entsprechend und gibt somit keinen Anlass zur Kritik.

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Video: Nissan Micra 1.2 DIG-S Pure Drive

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Aggregat

Downsizing hält nun auch im Nissan Micra Einzug. Der 1.2-Liter Dreizylinder Ottomotor schöpft aus 1.198 Litern Hubraum mit Kompressoraufladung 72 kW/98 PS bei 5.600 Umdrehungen. So leistet das DIG-S Aggregat 18 PS mehr, als die Variante ohne Zwangsbeatmung. Dabei liegt das maximale Drehmoment von 142 Newtonmetern bei 4.400 [foto id=“366172″ size=“small“ position=“right“]Umdrehungen pro Minute.

Die Kraftübertragung erfolgt wahlweise über ein manuelles 5-Gang-Schaltegetriebe oder das stufenlose CVT-Automatikgetriebe. Sowohl das Aggregat ohne als auch das mit Kompressor erfüllen die Euro 5 Norm.

Ausstattung

Der Nissan Micra DIG-S Pure Drive fährt in den drei Ausstattungsniveaus Visia, Acenta und Tekna vor. Dabei verfügt bereits die Basisvariante serienmäßig über sechs Airbags, das elektronische Stabilitätsprogramm ESP, Antiblockiersystem ABS mit Bremsassistent EBD, Start/Stopp-Automatik, Servolenkung, manuelle Klimaanlage sowie schlüsselloses Öffnen und Starten des Fahrzeugs Intelligent Key.

Unser Testwagen verfügte zusätzlich zur Basisversion über Fahrlichtautomatik,[foto id=“366173″ size=“small“ position=“left“] Parksensoren hinten, Glasdach, Klimaautomatik, Regensensoren und Bordcomputer. Alle Ausstattungsdetails schließt die Serie des Topmodells Tekna ein. Zu den Fahreigenschaften des Nissan Micra 1.2 DIG-S.

Interieur

Der mit großem Glasdach ausgerüstete Nissan Micra vermittelt ein großzügiges Raumgefühl. So auch das Platzangebot, das insbesondere vorn sehr gut ausfällt. Hinten geht es erwartungsgemäß etwas enger zu, ist aber dennoch ausreichend. Weit öffnende Türen im Fonds sorgen indes für leichtes Ein- und Aussteigen.

Zentrales Element im Armaturenbrett ist die runde Geschwindigkeitsanzeige. Zu dessen linker Seite, ebenfalls klassisch rund ausgeführt, liegt der Drehzahlmesser, zur rechten das Display mit Gesamtlaufleistung sowie Tageskilometerzähler und dem alle Kontrollleuchten aufnehmenden Bereich darüber. Das Display des Bordcomputers, Serie ab Ausstattungsniveau Tekna, liefert unter anderem Informationen über Reichweite, Kraftstoffstand sowie Durchschnitts- und Echtzeitverbrauch.[foto id=“366174″ size=“small“ position=“right“]

Komfortabel erlebten wir das konturierte Gestühl auf den vorderen Plätzen. Ausreichend und dem Segment angemessen ist das Platzangebot im Fond des Nissan Micra. Ablagen finden sich vorn im Armaturenbrett sowie den Türen, hinten stehen Ablagetaschen an den Lehnen der Vordersitze zur Verfügung. Der Kofferraum lässt sich von 265 Litern, nach Umlegen der Rückenlehen, auf bis zu 1.132 Liter erweitern.

Exterieur

Der Nissan Micra hat auch in Generation vier das freundliche Gesicht des Vorgängermodells bewahrt. Aufgewertet werden die Öffnungen von Kühlergrill und Frontschürze durch eine Aluminiumeinfassung. Die oval [foto id=“366175″ size=“small“ position=“left“]gezeichneten Kulleraugen leiten in die Flanken. Konturiert wird die Seite durch eine über dem Schweller geführte Sicke. In der Heckpartie sorgen der Heckspoiler mit drittem Bremslicht und die von den Rücklichteinheiten gerahmte Heckklappe für markante Blickpunkte.

Fazit

Mit dem Nissan Micra bietet der japanische Hersteller einen Kleinwagen, der überzeugt. Materialauswahl und Verarbeitung sind gut. Angenehm fiel uns das Platzangebot des Kleinwagens auf. Zudem bietet der Micra mit einem maximalen Ladevolumen von 1.132 Litern bei umgelegter Rücksitzlehne genügend Stauraum, auch größere Transportprobleme bewältigen zu können.

Interessant ist der Nissan Micra 1.2 DIG-S Pure Drive für all jene, die einen Kleinwagen suchen, der sich im städtischen Umfeld leicht manövrieren lässt und dabei auch den einen oder anderen Ausflug über die Stadtgrenzen hinaus in entspannter Atmosphäre möglich macht. Einziger Kritikpunkt ist der Verbrauch des 1.2 [foto id=“366176″ size=“small“ position=“right“]Liter DIS-G Pure Drive Aggregats, der während unserer Testfahrt weit über dem lag, was der Hersteller als Durchschnittswert angibt. Hier sollte mit offenen Karten gespielt werden.

Dennoch ist der Nissan Micra 1.2 Liter DIS-G Pure Drive ein Kleinwagen mit einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis. Insbesondere vor dem Hintergrund der umfangreichen Serienausstattung. Viele Details gehören bereits zur Basisvariante, die bei Wettbewerben über Optionslisten geordert werden können.

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Datenblatt Nissan Micra 1.2 DIG-S Pure Drive
   
fünftüriger, viersitziger Kleinwagen mit manuellem 5-Gang-Schaltgetriebe oder stufenlosem CVT-Automatikgetriebe, Frontantrieb, Start/Stopp-Automatik
   
Länge/Breite/Höhe: 3.780 mm/1.675 mm/1.520 mm
Radstand: 2.450 mm
   
Motor: Dreizylinder Ottomotor mit Kompressoraufladung
Hubraum: 1.198 ccm
Leistung: 72 kW/98 PS bei 5.600 Umdrehungen pro Minute
max. Drehmoment: 142 Newtonmeter bei 4.400 Umdrehungen pro Minute
Höchstgeschwindigkeit: 175 km/h
Beschleunigung 0-100 km/h: 11,3 s
   
Testverbrauch:

6,0 l/100 km (Testwagen 1)
6,2 l/100 km (Testwagen 2)

CO2-Ausstoß: 95 g/km
Schadstoffklasse: Euro 5
   
Ausstattung
(Serie, Auswahl, Niveau Visia):
sechs Airbags, elektronisches Stabilitätsprogramm ESP, Antiblockiersystem ABS mit Bremsassistent EBD, Start/Stopp-Automatik, Servolenkung, automatische Türverriegelung, manuelle Klimaanlage, schlüsselloses Öffnen und Starten Intelligent Key, Zentralverriegelung mit Funkfernbedienung
   
Gewichte/Zuladung  
Leergewicht: 980-1.045 kg
zul. Gesamtgewicht: 1.435-1.530 kg (ausstattungsabhängig)
Zuladung: 415 kg
Kofferraumvolumen: 265-1.132 l
   
Preise  
Basismodell (ohne Kompressoraufladung): ab 10.740 Euro (inkl. 19 Prozent MwSt.)
Testwagen (Pure Drive mit Kompressoraufladung):

ab 12.740 Euro (inkl. 19 Prozent MwSt.)
vorbehaltlich – Nissan machte während der Präsentation keine konkreten Angaben.

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Gast auto.de

November 29, 2011 um 9:44 pm Uhr

Bin sehr enttäuscht denn ich brauche mit meinem DIG-S Acenta 7.3l /100km und damit genausoviel wie vorher mit meinem K11. Ich habe meinen Fahrstil nicht geändert. Auf der Autobahn fahre ich < 130km/h (Tempomat auf Limit). Schaut besser bei spritmonitor.net nach wenn ihr sparsames sucht.

Gast auto.de

August 9, 2011 um 10:06 pm Uhr

Papalapp, es ist möglich diese Auto mit einer 4 vier dem Komma zu bewegen ohne als Verkehrshindernis zu werden. Bei sehr zügiger Fahrweise oder viel stockendem Stadtverkehr geht der Durchschnittsverbrauch über 6 Liter!
Realer Verbrauch bei Leuten die economisch fahren können: 5 Liter !

Gast auto.de

Juli 5, 2011 um 10:07 am Uhr

Ein ausgereiftes Auto – leider etwas zu teuer

Gast auto.de

Juli 5, 2011 um 9:13 am Uhr

Bravo, ein umfassender und professionell verfasster Artikel. Weiter so.
Zum Verbrauch: wer wirklich glaubt, dass ein Fahrzeug mit knapp 100 PS und einer Tonne Leergewicht unter sechs Liter konsumiert, ist sehr baluäugig. Wer dieses Potenzial ausreizt, dürfte beim Verbrauch nochmals deutlich über den Testwerten liegen.
Der Preis ist in ordnung für den kleinen Nissan, zumal die Verarbeitung in der Vergangenheit immer super war, für dieses Segment.
Die Autobauer in Europa, bzw. die Autoimprteure haben es noch fast ausnahmslos nicht begriffen, worum es gehen sollte, nämlich die Umwelt für künftige Generationen zu erhalten. Aber die Gier scheint doch zu gross zu sein, mit alten Modellen und Konzepten weiterhin Profit zu machen. Einzige Ausnahmen ist hier Fiat mit dem TwinAir Konzept und vielleicht Toyota mit dem IQ, die ein Käufer sich überhaupt kaufen kann. Elektrofahrzeuge sind in mehrfacher Hinsicht der völlige Schwachsinn. Die werden sich nur durchsetzten, weil keine Alternativen geboten werden.

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