Oldtimer-Forum: Fachgespräche rund um die automobilen Schätzchen

Nur knapp ein Prozent aller Pkw erreichen ihren 30. Geburtstag und werden damit zum Oldtimer. Hierzulande sind rund 385 000 Autos amtlich registriert, die vor mindestens 30 Jahren das erste Mal zugelassen wurden. Dieses Jahr kommen weitere 20 000 Oldies dazu. Entsprechen die Fahrzeuge weitgehend dem Originalzustand, sind gut erhalten und dienen laut Gesetzgeber der „Pflege des Kraftfahrzeugtechnischen Kulturgutes“, erhalten sie das begehrte Nummernschild, das am Ende ein „H“ für „historisch“ ausweist.

Mit den Themen H-Kennzeichen, Oldtimer als Wertanlage und Gutachten beschäftigte sich ein vom TÜV Rheinland und dem Automobilclub von Deutschland veranstaltetes Forum im Rahmen des Oldtimer Grand Prix auf dem Nürburgring. „Wir haben uns zu dieser Veranstaltung entschlossen, weil sie hervorragend zum Oldtimer Grand Prix passt“, erklärte Professor Jürgen Brauckmann, Vorstand Mobilität TÜV Rheinland, bei der Eröffnung. Im Anschluss stellte Richard Kröll, Oldtimer-Sachverständiger der Kölner Prüfgesellschaft, eine neue Richtlinie vor, die ab November ein vereinfachtes Bewertungsverfahren und Gutachten vorsieht. „Die Richtlinie hat der Gesetzgeber pragmatisch und mit Augenmaß zugunsten von Oldtimerbesitzern und Sachverständigen gestaltet“, erklärte Kröll. Damit fallen künftig die Benotungen nach einer strengen Skala weg, die Prüfer haben mehr Spielraum – und Verantwortung. Mit dem H-Kennzeichen dürfen die Oldtimer [foto id=“373201″ size=“small“ position=“left“] unabhängig von ihrer Abgasqualität in jede Umweltzone und unterliegen einem jährlichen Pauschalsteuersatz von 192 Euro. „Für einen Golf I Turbodiesel Baujahr 1974 macht dies immerhin eine Ersparnis von 400 Euro aus“, erläuterte der Experte.

Allerdings muss bei der Begutachtung des Veteranen künftig auch eine sogenannte Hauptuntersuchung abgearbeitet werden, unabhängig von der Prüfplakette. Mussten bisher Umbauten am Originalfahrzeug innerhalb der ersten zehn Jahre erfolgen, dürfen ab November auch „epochengerechte Änderungen“ vorgenommen werden. Beispielsweise darf dann ein Golf I mit einer neuen, zeitgemäßen Felgenkollektion ausgestattet werden, ohne seinen Status zu verlieren. Letztlich fahren weniger als die Hälfte aller Klassiker mit einem aufwertenden H-Kennzeichen. 78 Prozent des historischen Autobestandes kosten weniger als 15 000 Euro.

Oft sind es Massenautos der 1980er-Jahre, deren Plastikqualität und Alltagsdesign nicht gerade berauschend sind. Der Kultstatus ist fraglich. Den haben andere erreicht, die schon in den 1950er-Jahren vom Band liefen. Unbestritten dominiert der VW Käfer. Getreu dem alten Werbespruch „läuft und läuft“ fahren noch immer mehr als 50 000 Käfer hierzulande, allein 23 000 Käfer mit dem begehrten H-Kennzeichen. In der Popularität folgen Mercedes „Strich Acht“ und die Ente von Citroen. „Mit die höchste Wertsteigerung verzeichnet derzeit die Ente, denn sie hat Automobilgeschichte geschrieben“, erklärte Oldtimer-Papst Johannes Hübner, der beim Forum über „Oldtimer als Wertanlage“ referierte. Ein gutes Exemplar sei derzeit für 4 500 bis 6 000 Euro zu haben. Interessanterweise sind mehr Mercedes SSK aus den 30er-Jahren auf dem Markt, als Daimler je gebaut hat. Denn Fälschungen belasten derzeit den [foto id=“373202″ size=“small“ position=“left“]Oldtimerhandel. Da Oldtimer und Originalität nicht definiert sind, gestalten sich Kauf und Verkauf von wertvollen Fahrzeugen schwierig.

„Selbst Experten haben Probleme, Original und Fälschung zu unterscheiden“, weiß Johannes Hübner. Wo endet eine „Vollrestaurierung“, wo beginnt eine „Fälschung“; wie viel Originalsubstanz muss vorhanden sein oder wann ist es eine Replika? Schnell ist aus einem preisgünstigen Porsche 911 ein Porsche 911 RS gebastelt, der auf dem Markt einige Hunderttausend Euro bringt. Was von wem, wann, warum am Oldtimer gemacht wurde, entscheidet über den Wert und muss von Sachverständigen festgestellt werden, darin waren sich die Teilnehmer einig.

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