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Panorama: Guy Newmark und sein Porsche 356 – Die Liebe seines Lebens

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Der Porsche ist für Newmark fast so etwas wie ein Familienmitglied geworden. Bilder

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 Er macht alle 3000 Meilen einen Ölwechsel an dem 1,6 Liter großen Boxer-Motor. Bilder

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984.000 Meilen (1,58 Millionen Kilometer) hat sein königsblauer 356 schon abgespult und täglich werden es mehr. Bilder

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Newmark fährt den womöglich dienstältesten Porsche der Welt Bilder

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 Bald wird gefeiert: Dann knackt der Oldie die Millionen-Meilen-Marke. Bilder

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Guy Newmark und sein Porsche 356 Bilder

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Schön langsam, immer viel Abstand halten, bloß niemandem die Vorfahrt nehmen, lieber einmal zu oft stehen bleiben und immer ein Auge im Rückspiegel – keiner fährt so defensiv durch den Feierabendverkehr von Manhattan Beach wie Guy Newmark. Aber der Yachtbroker aus dem Küstenort am Stadtrand von Los Angeles sitzt schließlich nicht in irgendeinem Auto. Newmark fährt den womöglich dienstältesten Porsche der Welt: 984.000 Meilen (1,58 Millionen Kilometer) hat sein königsblauer 356 schon abgespult und täglich werden es mehr. Bis der Wagen im Oktober seinen 50. Geburtstag feiert, will Newmark die Millionen-Marke geknackt haben. Obwohl das zierliche Coupé längst in ein Museum oder zumindest in eine klimatisierte Garage gehört, fährt er deshalb noch immer jeden Tag – und denkt gar nicht daran, sich jemals in ein anderes Auto zu setzen.

Stattdessen schamponiert[foto id=“500400″ size=“small“ position=“right“] er den Wagen lieber alle zwei Wochen von Hand ein und poliert ihn solange, dass die Radkappen mittlerweile schon fast blank sind. Er macht alle 3000 Meilen einen Ölwechsel an dem 1,6 Liter großen Boxer-Motor. Der klingt zwar ein bisschen asthmatisch und bringt mit seinen 75 PS weniger Leistung als mancher Rasenmäher in der Nachbarschaft, hat aber mit dem fliegengewichtigen Coupé beim heißen Ritt durch die Hollywood Hills noch immer leichtes Spiel. Und er bringt ihn seit Urzeiten zum immer gleichen Mechaniker. Sein Schrauber hat zwar keine offizielle Porsche-Lizenz, räumt Newmark ein: „Aber er kennt den Wagen mittlerweile so gut wie der Hausarzt seine Patienten.“

Er war es auch, der den 356er in den letzten fünf Jahrzehnten mittlerweile zweimal neu lackiert hat. Auf sein Konto geht das neue Innenleben, das Newmark vor 25 Jahren bestellt hat, nachdem die dünnen Ledersessel gar vollends durchgesessen und die Teppiche im Fußraum fast zerfasert waren. Er hat alle 200.000 Meilen den Motor komplett zerlegt, alle Einzelteile kontrolliert und wie ein Uhrwerk wieder zusammen gebaut. Und er war es auch, der den kapitalen Motorschaden repariert hat, als Newmark bei 800.000 Meilen die Kurbelwelle verloren hat. „Das war übrigens die einzige Panne, die ich in all den Jahren hatte“, erinnert sich der sportliche Senior bei der gemeinsamen Ausfahrt im Oldtimer. „Nicht einmal ein Reifen ist mir geplatzt.“[foto id=“500401″ size=“small“ position=“left“]

Und Gelegenheit dazu hätte es reichlich gegeben. Denn die allermeisten Meilen, die der Sportwagen mittlerweile abgespult hat, gehen auf Newmarks Konto. Mit nicht einmal 1.000 Meilen hat ihn sein Vater damals von einem Handlungsreisenden gekauft, der den Porsche als Souvenir von einem Deutschlandurlaub mitgebracht und ihn für seine Fahrten kreuz und quer durchs Land dann doch zu unbequem gefunden hatte. Und als der Herr Papa dann irgendwann auf den damals neuen 911 umsatteln wollte, ging der 356er vom Vater an den Sohn. Schließlich hatte der gerade den Highschool-Abschluss in der Tasche. „Da war ein Porsche doch genau das richtige Geschenk“, sagt der Siebziger, „selbst wenn es damals schon ein Gebrauchtwagen war und der Meilenzähler sicher schon bei 30.000, 40.000 stand.“

„Das ist jetzt über 40 Jahre her“, erinnert sich Newmark, der seitdem nie ein anderes Auto besessen und selbst damals alle weiteren Avancen seines Vaters[foto id=“500402″ size=“small“ position=“right“] abgelehnt hat. Dabei hatte der regelmäßig neue Porsche-Modelle gekauft und die alten immer seinem Junior angeboten – vergebens. Zu verliebt war Newmark vom ersten Blick an in die zeitlos elegante und trotzdem so schlichte Form des Coupés und zu gern ist er mit dem Porsche kreuz und quer durchs Land gefahren. Erst als Teenager im Auftrag seines Vaters, der als Yachthändler überall in den USA Käufer und Verkäufer zu betreuen hatte. Und später auch als Familienvater – egal ob in den Urlaub oder zum Baumarkt, der Porsche war für ihn immer die erste und einzige Wahl.

Und wenn er notgedrungen doch mal in einem anderen Auto gefahren ist, dann hat er das gleich wieder bereut. Wie damals, als der Porsche in der Werkstatt war und Newmark mit seinem Leihwagen prompt in einen Unfall verwickelt wurde, der ihn fast das Leben gekostet hätte. „Wenn das kein Zeichen war“, sagt der Sonnyboy im Seniorenalter und fühlt sich durch solche Ereignisse in der Liebe seines Lebens bestätigt. Er ist mittlerweile ein paar mal umgezogen, hat eine neue Freundin und auch sonst so manches verändert in seinem bewegten Leben – aber in der Garage steht deshalb noch immer das gleiche Auto wie vor fast 50 Jahren.

In dieser Zeit ist der Porsche für Newmark fast so etwas wie ein Familienmitglied geworden. Er hat ihm einen Namen gegeben und nennt ihn deshalb zärtlich „Blue“. Er hat sich um ein Schwesterchen gekümmert und ihm mittlerweile ein rotes 356er Cabrio zur Seite gestellt. Und er plant sogar schon eine Geburtstagsparty: „Im Oktober wird er 50, dann miete ich ein Museum und wir feiern die ganze Nacht“, schwärmt der stolze Oldtimer-Besitzer.[foto id=“500403″ size=“small“ position=“left“]

Daraus wäre beinahe nichts geworden. Denn vor ein paar Wochen war „Blue“ plötzlich verschwunden und Newmark wähnte den Wagen schon in einem Container nach China, Russland oder die Emirate. Schließlich haben sich in den letzten Jahren bei ihm die Kaufangebote gestapelt. Zwar ist Newmark auch bei horrenden Summen immer standhaft geblieben. Aber er hätte sich durchaus vorstellen können, dass einer der Sammler sein „Nein“ nicht akzeptieren und sich den Wagen dann eben gegen den Willen des Besitzers in die Sammlung holen wollte. Deshalb hatte er eigentlich auch nicht viel Hoffnung, als er in allerlei Internetforen eine digitale Verfolgungsjagd ausrief und Porsche-Fahrer in aller Welt nach dem Schmuckstück fahnden ließ.

Umso größer war seine Freude, als sich ein paar Tage später eine Nachbarin nur ein paar hundert Meter unterhalb seines Hauses meldete, weil sie Blue in einem Gestrüpp[foto id=“500404″ size=“small“ position=“right“] am Rande ihres Gartens entdeckt hatte. „Ein paar Jugendliche sind in meine Garage eingebrochen, konnten ihn aber nicht kurzschließen“, erinnert sich Newmark und trotz der sonnigen Temperaturen auf der Strandpromenade läuft ein Schauer über seinen Rücken. „Deshalb haben sie ihn den Hang runter geschoben und wollten ihn anrollen lassen.“ Weil auch das nicht klappte, hätten ihn die Kids im nächsten Gebüsch versteckt und sich aus dem Staub gemacht, erzählt Newmark mit kaum unterdrücktem Zorn in der Stimme. Doch im Grunde ist auch das noch einmal gut gegangen. „Denn der Lack hat dabei nicht mal einen Kratzer bekommen und die zerrissenen Kabel sind längst wieder geflickt,“ sagt er versöhnlich, streichelt den Porsche mit liebevollen Blicken, lässt sich in den kleinen Sessel fallen, greift in das filigrane Lenkrad, wirft den Boxer an und startet auf den Pacific Coast Highway. Aber nicht mit Vollgas, sondern ganz, ganz sanft und sachte. Denn ein bisschen muss Blue noch durchhalten: Bis zur Million fehlen nur noch ein paar tausend Meilen.

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