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Panorama: Mercedes S500 „Intelligent Drive“ – Finger weg, jetzt lenke ich

Panorama: Mercedes S500 „Intelligent Drive“ - Finger weg, jetzt lenke ich Bilder

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Kurz bremst sie in der 70er-Zone mit der Kreuzung und vor den etwas schärferen Kurven, schwimmt aber ansonsten so flüssig im Verkehr mit, dass die anderen Autofahrer von diesem elektronischen „Geisterfahrer“ gar keine Notiz nehmen. Bilder

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Schon nach ein paar Minuten steht ihm der Schweiß auf der Stirn, der Blick ist fokussiert und die Antworten auf etwaige Zwischenfragen werden immer kürzer. Bilder

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Die Limousine beschleunigt auf Tempo 100, vor uns, hinter uns und auf der Gegenspur rollt der ganz normale Alltagsverkehr und der Fahrer ist plötzlich nur noch Passagier.  Bilder

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Ralf Herrtwich sitzt im Fond einer Mercedes S-Klasse und doziert in alle Ruhe darüber, weshalb der freundliche Herr vorne am Steuer so mir nichts, dir nichts die Hände vom Lenkrad nimmt. Bilder

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Herrtwich sitzt im Fond und lächelt ungerührt und Kaus krümmt selbst jetzt keinen Finger. Bilder

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Die Aussicht auf eine führerlose S-Klasse und noch mehr Entspannung am Steuer ist verlockend. Bilder

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Mit einer autonomen Testfahrt auf historischer Route beweist Mercedes, dass der Autopilot keine Utopie mehr ist. Bilder

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Dieser Mann hat Nerven wie Drahtseile: Ralf Herrtwich sitzt im Fond einer Mercedes S-Klasse und doziert in alle Ruhe darüber, weshalb der freundliche Herr vorne am Steuer so mir nichts, dir nichts die Hände vom Lenkrad nimmt. Die Limousine beschleunigt auf Tempo 100, vor uns, hinter uns und auf der Gegenspur rollt der ganz normale Alltagsverkehr und der Fahrer ist plötzlich nur noch Passagier.

Und Herrtwich verzieht keine Miene. Denn der Mann weiß, was sein Fahrer da tut. Schließlich ist er Forschungschef bei Mercedes und diese S-Klasse sein neuester Prototyp. Basierend auf den zahlreichen Sensoren des Serienmodells hat er die bis auf ihre weißen „Intelligent Drive“-Aufkleber eher unscheinbare Limousine mit so viel Zusatztechnik aufrüsten lassen, dass sie jetzt ganz autonom durch den Verkehr zwischen Mannheim und Pforzheim schwimmt. Auf dieser historischen Route, auf der vor 125 Jahren schon Bertha Benz bei der ersten Langstreckenfahrt des Autos unterwegs, will Mercedes beweisen, dass der Autopilot keine ferne Utopie mehr ist und Projektleiter Eberhard Kaus nur noch zur Sicherheit hinter dem Steuer sitzt. Selbst jetzt, als die Straße auf Bruchsal zuführt, die S-Klasse das Tempo heraus nimmt und mit genau 50 km/h am Ortschild vorbei rollt: Chaotisch parkende Autos auf der engen Einfallstraße, Ampeln und Zebrastreifen, Fußgänger und Radfahrer, Kreuzungs- [foto id=“482995″ size=“small“ position=“left“]und Gegenverkehr: Herrtwich sitzt im Fond und lächelt ungerührt und Kaus krümmt selbst jetzt keinen Finger.

Zwar hat der die Hände im Schoß und die Füße auf dem Boden, aber mit konzentriertem Blick folgt er dem Geschehen und wäre jederzeit bereit einzugreifen, wenn bei dieser Testfahrt etwas aus dem Ruder liefe. Mit der Entspannung und Entlastung, die Mercedes den S-Klasse-Kunden von Übermorgen mit solchen Systemen in Aussicht stellt, hat seine Fahrt dabei noch nicht viel gemein. Schon nach ein paar Minuten steht ihm der Schweiß auf der Stirn, der Blick ist fokussiert und die Antworten auf etwaige Zwischenfragen werden immer kürzer. Zu groß ist ihm das Risiko, dass die Kamera mal eine rote Ampel übersieht, dass in letzter Sekunde ein Fußgänger auf die Fahrbahn läuft oder dem Paketkurier da vorne ein Päckchen von seiner Sackkarre fällt. Kaus ist deshalb angespannt wie ein Leistungssportler im Zehnkampf und stöhnt bei einem kurzen Stopp: „Das ist viel anstrengender als selbst zu fahren.“ Aber er hat es sich ja selbst ausgesucht. Denn als Mercedes das Projekt vor knapp drei Jahren gestartet hat, waren beileibe nicht alle 20 Mann aus dem Team bereit, sich von „Bertha“, wie sie den Testwagen liebevoll nennen, das Steuer aus der Hand nehmen zu lassen. „Neben der Anstrengung lastet da ja auch eine gehörige Verantwortung auf einem“, sagt Kaus als die Limousine an ein paar Kindern vorbei rollt, die auf dem Bürgersteig zur Eisdiele gehen.

Für ihn war es trotzdem keine Frage, selbst als er im Rahmen des viele Leitz-Ordner füllenden Genehmigungsverfahrens mit dem Regierungspräsidiums noch einmal einen speziellen Führerschein zum Nicht-Fahren machen musste. Denn auch wenn er leidenschaftlich gerne Auto fährt, hat er den Spaß an Routinetouren ins Büro oder in die Ferien längst verloren. Dort erst umschalten und dann abschalten zu können, das reizt ihn so sehr, dass er schon heute im Privatwagen oft den Distronic-Hebel aktiviert – und sich dann wundert, warum sein Mercedes nicht auch so [foto id=“482996″ size=“small“ position=“right“]autonom fährt wie „Bertha“.

Die Ortschaft im Rücken und die freie Bundesstraße vor dem Bug, gibt die S-Klasse jetzt wieder ordentlich Gas und beschleunigt flott auf Tempo 100. Kurz bremst sie in der 70er-Zone mit der Kreuzung und vor den etwas schärferen Kurven, schwimmt aber ansonsten so flüssig im Verkehr mit, dass die anderen Autofahrer von diesem elektronischen „Geisterfahrer“ gar keine Notiz nehmen. Selbst vom Radler am Straßenrand lässt sie sich nicht irritieren. Kurz fällt sie ein bisschen zurück und auf den Kontrollmonitoren im Cockpit oder den zusätzlich in den Fond geschraubten iPads kann man erkennen, wie die Elektronik ihr Auge auf die Gegenfahrbahn wirft. Solange man auf den Bildschirmen rote Klötzchen sieht, hält sich „Bertha“ zurück. Doch sobald die Strecke frei ist, heult der Achtzylinder wieder auf, der Blinker zuckt und den Radfahrer sieht man nur noch im Rückspiegel. Später, wo die Straße weiter und der elektronische Korridor breiter ist, nimmt Bertha bei diesem Manöver nicht einmal das Tempo heraus, sondern schert ein wenig nach links, fährt vorbei und zieht dann wieder nach rechts – als wäre es das normalste der Welt. Kein Wunder, dass Projektleiter Kaus das lieber heute als morgen auch gerne in seinem Privatwagen hätte.

Wenn mein seinem Chef Ralf Herrtwich zuhört, wird er darauf wohl noch ein bisschen warten müssen: Der war zwar genau wie die gesamte Mannschaft überrascht, wie weit man mit der aktuellen Technik aus der neue S-Klasse schon kommt und freut sich diebisch über jeden Kreisverkehr, durch den die Limousine ruckfrei zirkelt, nachdem sie vorher den anderen Autos brav die Vorfahrt gewährt hat. Aber fürs erste nennt er den hier zwischen Mannheim und Pforzheim demonstrierten Strecken-Piloten trotzdem noch Science Fiction. „Doch mit der Bertha-Benz-Fahrt haben wir bewiesen, dass diese Science Fiction machbar ist“, sagt der oberste Forscher und stellt für die nahe Zukunft zumindest die nächsten Entwicklungsschritte in Aussicht: .“Wir werden dem Auto schrittweise auch in Situationen die Führungsaufgabe übertragen, in denen die Geschwindigkeit höher oder das Verkehrsgeschehen unübersichtlicher wird“, sagt Herrtwich. Als erstes kommt ihm da der Verkehr auf Parkplätzen in den Sinn. Aber noch in dieser Dekade werde es einen Autobahnpiloten geben, der auch diesseits des Staus funktioniert. Und dann ist der Schritt [foto id=“482997″ size=“small“ position=“left“]zum Autopiloten nicht mehr weit.

Während Herrtwich die Pläne konkretisiert, hat Bertha mal wieder eine Ortsdurchfahrt gemeistert, fährt schon wieder mit Tempo 100 durchs Grüne und die Mannschaft an Bord entspannt sich zusehends:  Bei Nicht-Fahrer Kaus spielt schon wieder ein Lächeln um die Lippen und der Forschungschef lehnt sich gelassen zurück in die weichen Polster im Fond –  mit jedem Kilometer wird der Autopilot für das Team alltäglicher. Die Entwickler mögen sich daran bereits gewöhnt haben, und wenn es nach Forschungschef Herrtwich geht, dann soll mit einem intelligenten Anzeigekonzept auch den Fahrern irgendwann einmal die Umstellung leicht gemacht werden. Nur die anderen Verkehrsteilnehmer werden sich wohl an autonome Autos erst noch gewöhnen müssen, sagt Projektleiter Kaus und schaut Bange in den Rückspiegel. „Anders als die meisten menschlichen Fahrer ist Bertha so rücksichtsvoll und regeltreu, dass davon viele andere Verkehrsteilnehmer ein wenig überrascht sind.“

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