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Patent-Freigaben sollen Automobilmarkt ankurbeln

Patent-Freigaben sollen Automobilmarkt ankurbeln Bilder

Copyright: Tesla Motors

Konkurrenz belebt bekanntlich das Geschäft mit den Automobilen. Dies soll nun bei den neuen Antriebstechnologien verstärkt der Fall sein. Für eine durchdachte Strategie halten deshalb Experten des Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmens KPMG AG die überraschende Freigabe von tausenden Patenten durch Autohersteller wie Toyota und Tesla. Dieter Becker, KPMG-Experte und Global Head of Automotive, ist davon überzeugt, dass die Unternehmen durch diesen „Paukenschlag“ mehr Bewegung in den Markt bringen wollen.

Toyota hat 5 680 Patente abgegeben, von denen sich rund 1 970 Erfindungen um die Brennstoffzellen-Technik im Auto drehen. Erst vor kurzem hatten die Japaner den neuen Toyota Mirai mit Brennstoffzellenantrieb auf den Markt gebracht. In Japan wird das Modell bereits verkauft und im Herbst 2015 soll es in die USA und nach Europa kommen. Durch die jüngsten Patentfreigaben ist die damit verbundene Fuel-Cell-Technologie nun für die anderen Anbieter auch zugänglich. Dieter Becker glaubt, dass sich dadurch die Kosten für die Entwicklung von neuen Antrieben nachhaltig senken lässt. Da mit einer isolierten Technologie kein Autohersteller eine Veränderung alleine betreiben könne, seien die Freigabe der Patente nachvollziehbar, so Becker. Und: „Ohne das Wissen über technische Spezifika kann sich auch kein Infrastrukturnetz entwickeln, ohne Infrastruktur überlebt aber auch keine Technologie.

Brennstoffzellen

„Beim Thema Brennstoffzelle betrifft das zum Beispiel die Zahl der Wasserstoff-Tankstellen, die sich in Deutschland momentan noch auf einem sehr niedrigen Niveau bewegt: Derzeit gibt es nur 16 öffentliche Wasserstoff-Tankstellen, die nicht alle in Betrieb sind. Um hier Verbesserungen auf den Weg zu bringen, habe es Toyota laut KPNG offenbar vorgezogen, seine Patente freizugeben. Becker: „Dies hilft der Versorgungswirtschaft, die Infrastruktur zu durchdenken und zu entwickeln.“

Tesla

Ähnlich wie jetzt Toyota hat sich zuvor Elektro-Pionier Tesla verhalten: Der Hersteller von Elektroautos aus Kalifornien hatte bereits 2014 Patente freigegeben und somit anderen Anbietern den Zugang zu seinen Technologien ermöglicht. Auto-Experte Dieter Becker schätzt, dass auch in diesem Fall die Freigabe im Hinblick auf mögliche Kunden und die Entwicklung des gesamten Marktes erfolgte. Ein solches Verhalten helfe allen im Marktumfeld tätigen Unternehmen, die Kosten für die Entwicklung von neuen Antrieben nachhaltig zu senken.

Open Source

Um die Erfolgschancen dieser Strategie zu verdeutlichen, verweist Auto-Experte Dieter Becker auf den Geist der sogenannten „Open-Source-Bewegung“. Auch hier gebe es mittlerweile erfolgreiche Beispiele dafür, dass die Freigabe von Informationen besser funktionieren könne, als wenn ein einsamer Pionier auf isolierte Lösungen setze. Trotz der offenbarten Technologien hätten Unternehmen wie Toyota laut KPMG immer noch fünf Jahre Vorsprung, während die Konkurrenz auf Grundlage der jetzt frei zugänglichen Patente erst eigene Lösungen entwickeln könne. Außerdem schätzen die KPMG-Experten aufgrund der Freigabe-Strategie die Überlebenschancen der Zulieferer höher ein, auf deren Zuarbeit Hersteller wie Toyota oder Tesla angewiesen sind: „Die Branche hat kein Interesse daran, dass die eigene Zulieferindustrie in finanzielle Schwierigkeiten gerät“, so Becker zur aktuellen Situation.

Software vor Hardware

Speziell das Elektroauto sei laut Prognosen des „Global Executive Survey 2015“ von KPMG noch weit davon entfernt, eine wesentliche Rolle zu spielen. Bei der weiteren Entwicklung des noch kleinen Marktsegments gehe Soft- vor Hardware: „In absehbarer Zukunft wird sicherlich nicht mehr die Art des Antriebs das bestgehütete Geheimnis eines Autokonzerns sein, sondern vielmehr die Informationen, die der Konzern über das Verhalten eines jeden Fahrzeugnutzers über den gesamten Fahrzeuglebenszyklus erhalten hat“, sagt der KPMG-Autoexperte über Zukunft der technologischen Geheimnisse der Autobauer.

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