Roland Berger: Massive Überkapazitäten bei Lithiumionen-Batterien erwartet

Der weltweite Markt für Lithiumionen-Batterien für Elektrofahrzeuge ist deutlich im Aufwind: Bis 2015 wird sein Volumen knapp neun Milliarden US-Dollar erreichen, bis 2020 könnten es im günstigsten Fall über 50 Milliarden US-Dollar sein. Begleitet wird dieses Wachstum von massiven Überkapazitäten. Das sind Ergebnisse einer neuen Studie von Roland Berger Strategy Consultants über die Entwicklung des weltweiten Markts für Lithiumionen-Akkus für PKW, leichte und schwere Nutzfahrzeuge sowie Busse mit Hybrid- und Elektroantrieb.

Die Studie kommt zu dem Schluss, dass in den kommenden Jahren die Produktion von Lithiumionen-Akkus die Nachfrage um mehr als das Doppelte übersteigen wird. Dies werde zu einer Marktkonsolidierung führen. So werden 2015 fünf Wettbewerber – AESC, LG Chem, Panasonic/Sanyo, A123 und SB LiMotive – nahezu 80 Prozent des Markts unter sich aufteilen.

Die Roland Berger Experten erwarten, dass das Light Vehicle-Segment (PKW und leichte Nutzfahrzeuge) im Jahr 2015 über 80 Prozent des gesamten Marktwerts für Lithiumionen-Batteriesysteme ausmacht. Bis dahin werden weltweit 2,5 Millionen Hybridfahrzeuge, 300 000 Plugin-Hybrid-Fahrzeuge [foto id=“378108″ size=“small“ position=“right“]und 500 000 Elektrofahrzeuge pro Jahr produziert. „Wir gehen davon aus, dass der globale Markt für Lithiumionen-Akkus von den aktuellen 1,5 Milliarden US-Dollar auf fast neun Milliarden Dollar im Jahr 2015 steigen wird“, sagt Wolfgang Bernhart, Partner von Roland Berger Strategy Consultants. „Unter günstigsten Bedingungen könnte das weltweite Marktvolumen bis 2020 sogar auf über 50 Milliarden Dollar wachsen. Dabei werden japanische und koreanische Autohersteller weiterhin alles daran setzen, sich als weltweit führende Anbieter alternativer Antriebstechnologien zu etablieren.“ Ihr Anteil an der weltweiten Produktion wird sich 2015 auf 40 Prozent belaufen. Da aber in den asiatischen Werken überwiegend Hybridfahrzeuge, vor allem Fahrzeuge mit Nickel-Metallmetallhydrid-Akkus, gebaut werden, wird der Anteil dieser Region am Lithiumionen-Batterie-Markt für Light Vehicles unter 15 Prozent bleiben.

Bei elektrisch angetriebenen Bussen übernimmt China in den kommenden Jahren eine Vorreiterrolle. So schätzen die Roland Berger-Experten, dass 2015 rund 80 Prozent der produzierten Lithiumionen-Batterien[foto id=“378247″ size=“small“ position=“right“] für Busse in China verkauft werden. „Das ist auf die ehrgeizigen Pläne der chinesischen Regierung zurückzuführen, die gezielt in Wachstumsbranchen investiert und die Luftqualität in den Städten verbessern will“, erläutert Thomas Wendt, Co-Autor der Studie. „Der chinesische PKW-Elektrofahrzeugmarkt wird sich dagegen zunächst langsamer als in den westlichen Märkten entwickeln“, ergänzt Bernhart. „Das liegt vor allem an den geänderten Prioritäten der chinesischen Regierung, die im ersten Schritt Hybridfahrzeuge im Fokus hat und reine Elektroantriebe bzw. Plugin-Fahrzeuge mit Priorität zwei versehen hat.“ Im Bereich Nutzfahrzeuge entfällt der größte Wachstumsanteil auf die Elektrifizierung von Pickups und Lieferwagen der amerikanischen Kategorien 3 und 4. Die meisten großen Nutzfahrzeughersteller haben Hybridantriebssysteme in ihrer Modellpalette bereits fest eingeplant.

Über 100 Unternehmen sind zurzeit weltweit auf dem Markt für Lithiumionen-Batterien für Fahrzeuge aktiv. Für das Jahr 2015 erwarten die Roland Berger-Experten, dass die Produktionskapazitäten auf dem Lithiumionen-Batteriemarkt mehr als doppelt so hoch wie die Nachfrage sein werden. „Die Batteriehersteller haben ihre Expansion zum Teil [foto id=“378248″ size=“small“ position=“right“]zu großzügig geplant; die Nachwirkungen sind schon jetzt zu spüren“, sagt Wolfgang Bernhart. „Wir werden daher in den kommenden Jahren eine deutliche Konsolidierung des Markts erleben.“ So werden laut der Studie 2015 fünf führende Anbieter knapp 80 Prozent des Markts unter sich aufteilen: AESC (26 Prozent), LG Chem (18 Prozent), Panasonic/Sanyo (15 Prozent), A123 (14 Prozent) und SB LiMotive (6 Prozent). Dabei wird AESC, das Joint Venture von RenaultNissan und NEC, den Akku-Markt für Light Vehicles anführen, wenn es Renault-Nissan gelingt, sein Ziel von 500 000 verkauften Elektrofahrzeugen bis 2015 zumindest in großen Teilen zu erreichen. „Die wichtigste Hürde dafür ist die Akzeptanz der Verbraucher für Elektroautos. Fehlt sie, dann gerät die gesamte Branche in erhebliche Schwierigkeiten“, sagt Bernhart.

A123 wird hingegen Marktführer bei Nutzfahrzeugen und Bussen beherrschen. „Das Unternehmen ist aufgrund guter Beziehungen zu den Automobilherstellern, den Antriebsherstellern und den Flottenkunden gut aufgestellt, um diese Segmente zu erobern“, sagt Thomas Wendt. A123 ist zudem ein gefragter Batteriezulieferer für Light Vehicles.

Schwierig wird es vor allem für kleinere Anbieter, die sich 2015 rund zwei Prozent des globalen Markts aufteilen werden. „Damit diese sieben bis acht Kleinanbieter überleben können, müssen sie ein bestimmtes [foto id=“378249″ size=“small“ position=“right“]Marktsegment erobern und ein oder zwei große Kunden für sich gewinnen“, sagt Wendt. „Alternativ müssten sie mit einem komplementären Unternehmen fusionieren.“ Nicht zu unterschätzen ist außerdem die zunehmende Konkurrenz aus China auf dem Batteriemarkt. Bis 2015 werden chinesische Hersteller über acht Prozent des Markts für sich in Anspruch nehmen. Doch es geht um mehr: Bis 2020 wird sich China wahrscheinlich zum größten Markt für E-Mobilität entwickeln – für die internationalen Batteriehersteller eine Chance und eine Herausforderung zugleich. „Batteriehersteller müssen sich auf dem chinesischen Markt gut positionieren, um ihren langfristigen Erfolg zu sichern“, sagt Bernhart. „Dies erfordert ein völlig anderes strategisches Vorgehen der Akku-Hersteller.“

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